Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 22
(PDF, 88 MB)
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Jan Ilas Bartusch

Es stellt sich mithin die Frage, wo die Wurzel dieser offensichtlichen Gemeinsamkeiten
liegt. Angesichts des figürlichen Stils der Steinmetzarbeiten und der vollkommen
linear ausgeführten Inschriften in Romanischer Majuskel sind beide Werke offenbar
im 11. oder 12.Jahrhundert entstanden. Da jedoch Bietenhausen erst 1275
zuverlässig erwähnt wird, scheint sich über die Ortsgeschichte zunächst keine Verbindung
zum Taufstein herstellen zu lassen.70 Doch muss hier Berücksichtigung finden,
dass sich das Tympanon am heutigen Standort nicht in situ befindet und seine ursprüngliche
Provenienz im Dunklen liegt. Bekannt ist lediglich, dass es am Vorgängerbau
der heutigen Kirche den Zugang zur Sakristei überfing.71 In einer wohl frühestens
im 13. Jahrhundert entstandenen Sage ist außerdem überliefert, das Tympanon stamme
von einer Kapelle - also anscheinend nicht von der bereits für 1275 bezeugten Bieten-
hausener Pfarrkirche.72 Weitet man die Suche nach älteren sakralen Gebäuden auf den
näheren Umkreis des Ortes aus, so kommt als ebenfalls nach Rangendingen eingemeindete
Nachbargemeinde Höfendorf in den Blick, dessen überlieferte Geschichte bis in
deutlich frühere Zeit zurückreicht. Denn Höfendorf gehörte im Gegensatz zu Bietenhausen
zur Grundausstattung des Klosters Alpirsbach und wird bereits in der um 1099
von Adalbert Graf von Zollern ausgestellten Stiftungsurkunde erwähnt.73 Da seit langem
bekannt ist, dass viele unabhängige Indizien auf eine Alpirsbacher Provenienz des
Freudenstädter Taufsteins hindeuten, bietet sich diese Abtei nunmehr auch als das verbindende
Glied zum Bietenhausener Tympanon an. Denn über keinen anderen Ort lassen
sich die vielfältigen Bezüge zwischen den beiden Steinmetzarbeiten so einleuchtend
und widerspruchsfrei erklären wie über jenes Kloster. Hier finden sich nicht nur
stilistische Parallelen im figürlichen Bauschmuck, sondern es besaß in den Mitgliedern
seines Konvents auch die theologischen und philologischen Kompetenzen, die für die
Formulierung der anspruchsvollen Inschriften unabdingbar waren. Drittens aber
existierte in Alpirsbach seit dem Ende des 11. Jahrhunderts eine Bauhütte, der die
Errichtung des Klosters oblag und der zweifellos Steinmetzen angehörten, die zur
Ausarbeitung der anspruchsvollen Bildreliefs an Taufstein und Tympanon befähigt
waren. Zweifellos fehlten solche Voraussetzungen auch in Hirsau oder Klosterreichenbach
nicht, doch hatten diese Klöster eben keinen Besitz im unmittelbaren Umkreis
von Bietenhausen, so dass sie in der Frage nach der Provenienz des Freudenstädter
Taufsteins nunmehr ausscheiden. Das bisweilen vorgebrachte Gegenargument, der

70 Vgl. zur Ortsgeschichte von Bietenhausen Zekorn, Ortsgeschichte (wie Anm. 49). - Johann Adam
Kraus: Zur Geschichte Bietenhausens. In: Hohenzollerische Heimat 33 (1983), S. 28 f. - Rudolf Seigel:
Wissenswertes aus den Städten und Gemeinden des Kreises. In: Erhard Lazi (Hg.): Der Zollernalbkreis.
Stuttgart 1979 (Heimat und Arbeit), S. 277-311, hier S. 303 f. - Land Baden-Württemberg, Bd. 7 (wie
Anm. 49), S.230.

71 Vgl. Kalbaum, Romanische Türstürze (wie Anm. 2), S. 207. - Genzmer, Kunstdenkmäler, Bd. 1 (wie
Anm. 49), S. 42.

72 Vgl. Hodler, Geschichte (wie Anm. 49), S. 628.

73 Vgl. Wirtembergisches Urkundenbuch. Hg. von dem Königlichen Staatsarchiv in Stuttgart. Bd. 1. Stuttgart
1849, S. 315, Nr. 254. - Sönke Lorenz: Gründung und Frühzeit. Kloster Alpirsbach zwischen St. Blasien
und Hirsau. In: Alpirsbach (wie Anm. 11), S. 15-32, hier S. 26. - Hans Harter: Predium Alpirsbach.
Der Ort der Klostergründung und seine Besitzer. In: Alpirsbach (wie Anm. 11), S. 33-66, hier S. 45.

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