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Der Freudenstädter Taufstein und das Bietenhausener Tympanon
verwendete Sandstein lasse sich in der Umgebung von Alpirsbach sonst nicht auffinden
,74 blendet indessen aus, dass man für Taufsteine ein möglichst wasserundurchlässiges
Material benötigte, das die Feuchtigkeit nicht sofort in sich aufsog.75 Es kann daher
nicht verwundern, wenn man den Rohling für dieses zentrale liturgische Ausstattungsstück
von einer weiter entfernten Stelle besorgt hat, wo ein geeigneter Stein gebrochen
wurde.
Andererseits ergibt sich aus den vorgestellten Überlegungen auch die Schlussfolgerung
, dass das Tympanon offenbar nicht ursprünglich aus Bietenhausen stammt, da weder
Ort noch Kirche je zu Alpirsbach gehörten.76 Vielmehr ist wohl davon auszugehen,
dass es sich einst an einer Höfendorfer Kapelle befand, die von Steinmetzen der Al-
pirsbacher Klosterbauhütte errichtet und ausgestattet wurde.
5. SCHLUSSFOLGERUNGEN FÜR DIE DATIERUNG
Nachdem sich die Suche nach der Herkunft des Freudenstädter Taufsteins nunmehr
auf Alpirsbach einschränken lässt, erhalten bereits früher geäußerte Vermutungen zu
seiner ursprünglichen Aufstellung im Ort neues Gewicht.77 Obwohl die Klosterkirche
nach den Untersuchungen von Silvia Schlegel nicht gänzlich ausgeschlossen scheint,78
kommt doch aufgrund seiner liturgischen Funktion die westlich vorgelagerte und 1649
abgerissene Leutkirche deutlich stärker in Betracht.79 Dafür spricht insbesondere die
Schlussfolgerung Virgil Fialas, dass sich das überlieferte Weihedatum einer zweiten Al-
pirsbacher Kapelle im Jahre 1099 nur auf sie und nicht auf die erst um 1135 fertiggestellte
Klosterkirche beziehen kann.80 Es bestand also von Anfang an keinerlei Notwendigkeit
, zur Wahrnehmung der Pfarrrechte und der Gemeindeseelsorge auf die
Klosterkirche auszuweichen und dort die dafür erforderliche Ausstattung anzuschaffen
. Andererseits ergibt sich aus dem Weihedatum, dass der Taufstein als Grundvoraussetzung
zur Spende des Tauf Sakraments um 1099 bereits existiert haben muss - ei-
74 WieAnm.9.
75 Vgl. zu den geforderten Materialeigenschaften von Taufsteinen Schlegel, Mittelalterliche Taufgefäße
(wie Anm. 2), S. 200 f. - Heinrich Otte: Handbuch der kirchlichen Kunst-Archäologie des deutschen
Mittelalters. In Verbindung mit dem Verfasser bearb. von Ernst Wernicke. Bd. 1. Leipzig 51883, S. 303.
-Joseph Braun S. J.: Liturgisches Handlexikon. Regensburg 21924, S. 337.
76 Wie Anm. 70.
77 Vgl. zur folgenden Argumentation bezüglich des ursprünglichen Standortes wie Anm. 8.
78 Vgl. Schlegel, Mittelalterliche Taufgefäße (wie Anm. 2), S. 143-156.
79 Zur Alpirsbacher Leutkirche vgl. Dietrich Lutz: Die Untersuchungen an der ehemaligen Leutkirche
in Alpirsbach, Kreis Freudenstadt. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 3 (1974) H. 1, S. 28-33, hier
S.29. - Albrecht, Der alte Turm (wie Anm. 8), S. 169-171. - Hermann Diruf: Bauten des Klosterhofs.
In: Alpirsbach (wie Anm. 11), Bd. 2: Spätmittelalter, Reformation und Stadtentwicklung. Stuttgart 2001
(Forschungen und Berichte der Bau- und Kunstdenkmalpflege in Baden-Württemberg 10/2), S. 917-937,
hier S. 920 f.
80 Vgl. Virgil Fiala: Die Baugeschichte und Patrozinien der Klosterkirchen von Alpirsbach. In: Alemannisches
Jahrbuch (1964/65), S. 225-238, hier S. 228-230. - Lorenz, Gründung (wie Anm. 73), S. 23.
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