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WERNER FISCHER
Warum Meßkirch ,Meßkirchc heißt
Der Zürcher Landeskundler Professor Karl Siegfried Bader ging 1977 in seinem Aufsatz
über die Hausgeschichte der Grafen von Zimmern in der Zeitschrift für Hohen-
zollerische Geschichte auch auf den Ortsnamen Meßkirch ein:1
Die frühesten schriftlichen Belege für den Ortsnamen sind (in Auswahl): Messan-
kirche (um 1075)2 - de Meschilchi (1202) - Missekilch (1241) - Messekilch (1261, 1278,
1332, 1354) - de Messekilke (1273) - de Missechilchen (1274).3
Das Grundwort ist bis ins 14. Jahrhundert die alemannische Form -kilch(e), mundartlich
-chilch(e). Die Form -kirche im bisher ältesten Beleg, der Vita des Heiligen
Heimerad, ist dadurch zu erklären, dass die Vita im fränkischen Sprachraum (im Kloster
Hersfeld) entstand. Es ist also -kirche die alte fränkische, -chilche die alte alemannische
Form und -kirch die jüngste Fassung.
Messan- in Messankirche (um 1075) ist der Genitiv eines weiblichen Substantivs nach
der althochdeutschen a-Deklination, der Nominativ lautet messa. Daneben gibt es das
Bestimmungswort Misse- (1241, 1274). Bei der Suche nach einem alten Wort, das zwei
Bedingungen erfüllt, nämlich ein weibliches Substantiv zu sein und Formen mit i wie
mit e zu haben, stößt man auf lateinisch missa, althochdeutsch messa, mittelhochdeutsch
messe, neuhochdeutsch die Messe (in der Kirche). Messekirche, heute Meßkirch
, bedeutet also „Messe-Kirche".
Karl Siegfried Bader hat mit der Einbeziehung der ältesten Belege damit zum ersten
Mal eine wissenschaftliche Herleitung des Ortsnamens Meßkirch vorgelegt. Damit wäre
eigentlich der seit dem 19. Jahrhundert immer wieder beschworene Messo als Namengeber
erledigt gewesen.
1 Karl Siegfried Bader: Zur späteren Hausgeschichte der Grafen von Zimmern und ihrer Herrschaftsnachfolger
. In: ZHG 13 (1977), S. 119-128, hier S. 122.
2 Der Beleg von 1075 stammt aus der Vita des heiligen Heimerad, im Kloster Hersfeld verfasst; dort
schreibt der Mönch Egbert (Ekkebert), Heimerad stamme aus Schwaben de loco qui dicitur Messankirche
(aus einem Ort genannt Messankirche). - Vgl. Christoph Witt: Der heilige Heimrad von Meßkirch. Pilger
, Priester, Einsiedler. Meßkirch 2009, S. 100; Rudolf Koepke (Hg.): Vita sancti Haimeradi. In: Monu-
menta Germaniae Historica Scriptorum Tomus 10. Hannover 1852, S. 595-607, hier S. 599; Albert Krieger
(Bearb.): Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden, Karlsruhe. 2 Bde. Heidelberg
21904 und 1905, Bd. 2 (1905), Sp. 182 (281 ist ein Zahlendreher). Dort auf ca. 1080 datiert.
3 Krieger, Topographisches Wörterbuch (wie Anm. 2), Bd. 2, Sp. 181.
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