Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 26
(PDF, 88 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0034
Werner Fischer

Seit hundert Jahren geistert dieser nämlich in der Literatur zur Geschichte Meßkirchs
herum. Der angebliche Namengeber von Meßkirch wurde laut Karl Siegfried
Bader von Archivrat Franz Ludwig Baumann im 19. Jahrhundert „erfunden": „Irregeführt
hat dagegen die Deutung des Namenteiles ,mess-' durch Franz Ludwig Baumann
^ der im Anschluß an Forstmanns Althochdeutsches Namenbuch 2 I S. 1107 dazu
neigte, möglichst viele Ortsnamen mit sogenannten Personenpräfixen zu erklären:
Meßkirch also ,Kirche des Masso oder Messo'. Nun - einen Mann dieses Namens suchen
wir in der Goldineshuntare vergebens; die Suche ist auch überflüssig, denn ,mess£
ist nichts anderes als ,missac ..."4

Auch der Karlsruher Archivar Albert Krieger deutet in seinem Topographischen
Wörterbuch des Großherzogtums Baden im Anschluss an Michel Buck Meßkirch ohne
Kommentar als „Kirche des Messo".5

Ein methodischer Schwachpunkt der Deutung Meßkirch gleich „Kirche des Messo"
war und ist allerdings die Ausblendung der Nennungen mit dem Bestimmungswort
Misse- wie Missekilch (1271) und de Missechilchen (1274). Weil ein Messo in Förstemanns
Namenbuch nicht vorkommt, ging man davon aus, dass Messo durch Umlaut
aus einem dort aufgeführten Masso entstanden ist.6 Masso ist der Namengeber von Orten
wie Messingen, Mössingen, Waldmössingen usw. Das i der Endung -ingen („bei den
Leuten des...") lautet den vorangehenden Vokal um: Mass-ingen > Mässingen > Messingen
> (durch barocke Uberrundung) Mössingen wie Mann-ingen > Männingen
(1345) > Menningen (1467) und Snark-ingen > Schnärkingen (1354) > Schnerchingen
(1454)7 Aber aus zwei Gründen kann Messo nicht durch Umlaut aus Masso entstanden
sein: Zum einen gilt die Umlautregel nicht für zwei- und mehrsilbige Bestimmungswörter
, also: aus Massokirche kann nicht Messokirche werden, weil das i nicht
direkt auf das a folgt; und zum anderen kann aus Masso auf keinen Fall ein Misso werden
, so wenig wie aus Manningen und Snarkingen ein Minningen oder Schnirkingen.

Weil man so gut wie nichts über den legendären Messo wusste, haben ihn in den folgenden
Jahrzehnten Archivrat Georg Tumbült aus Donaueschingen und die Meßkir-
cher Heimatforscher mit immer neuen, frei erfundenen biographischen Details ausgestattet
und ihm damit in Meßkirch eine gewisse Popularität verschafft: Jahrzehntelang

4 Bader, Zur späteren Hausgeschichte (wie Anm. 1), S. 122. - Bader hat hier einige Ungenauigkeiten,
meist von Georg Tumbült: Geschichte der Stadt Meßkirch nach ihren rechtlichen und kirchlichen Verhältnissen
bis zum Jahre 1600. In: Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und
der angrenzenden Landesteile 19 (1933), S. 1-157, hier S. 11 Anm. 2, übernommen: Das zitierte Namenbuch
heißt „Altdeutsches Namenbuch" (nicht „Althochdeutsches"), der Verfasser Förstemann (nicht
Forstmann), und die Quelle steht nicht auf S. (Seite), sondern in Sp. (Spalte) 1107. Bader hat offenbar nicht
selbst in Förstemanns Werk nachgesehen. - Zitiert wird im Übrigen: Ernst Förstemann: Altdeutsches
namenbuch. Bd. 1: Personennamen. 2., völlig umgearbeitete Auflage Bonn 1900. - Der Hinweis Baders auf
Franz Ludwig Baumann konnte nicht verifiziert werden.

5 Krieger, Topographisches Wörterbuch (wie Anm. 3), Bd. 2, Sp.183. - Dr [Michel] Buck: Vordeutsche
Fluss- und Ortsnamen in Schwaben. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg
7 (1880), S. 1-39, hier S. 3.

6 Förstemann, Altdeutsches Namenbuch (wie Anm. 4), Sp. 1107.

7 Krieger, Topographisches Wörterbuch (wie Anm. 3), Bd. 2, Sp. 171 (Menningen) und Bd. 2, Sp. 879 f.
(Schnerkingen).

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