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Warum Meßkirch ,Meßkirch' heißt
verkaufte die Brauerei Stärk in Meßkirch „Messo-Bier", für das ein mit Helm und
Schnauzbart bewaffneter Recke warb; in Umzügen wurde der sagenhafte Messo mitgeführt
; und nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Stadtverwaltung sogar eine Straße
nach ihm benannt.
Schuld an dem Messo-Kult hat vor allem Georg Tumbült, der in seiner 1933 erschienenen
Geschichte der Stadt Meßkirch unter Hinweis auf die früheste Nennung
Meßkirchs als Messankirche apodiktisch erklärte: „Der Name des Ortes ist zu erklären
als Kirche des Masso."8 Warum greift Tumbült aber zu einem Masso oder Maso {Tumbült
schwankt zwischen zwei Schreibungen)? Weil Messo nirgends belegt ist. In einer
Anmerkung steht: „Das Vorkommen des Personennamens Maso ist aus dem 7. und
9. Jahrhundert belegt, siehe Förstemann, Althochdeutsches Namenbuch I2; S. 1107 wird
ebenda Messankirche als Kirche des Masso erklärt."9 Warum aber Messo nicht durch
Umlaut aus einem Masso entstehen kann, ist oben ausgeführt.
Dieser Tumbültsche Lapsus (Messa gleich Messo) wurde in der lokalen Geschichtsschreibung
oft nicht bemerkt. So schreibt zum Beispiel Eugen Eiermann in der Festschrift
zur 700-Jahrfeier der Ersterwähnung als Stadt 1961: „Der Name Meßkirch sagt,
daß die heutige Stadt Meßkirch ihren Namen Messo oder Masso verdankt, der die
Christianisierung förderte und aus eigenen Mitteln den Christen der Gegend ihren Mittelpunkt
für den Gottesdienst gab. Er erbaute die erste St. Martinskirche in Meßkirch,
und so dürfte Meßkirch als Kirchort wohl an die 1200 Jahre alt sein. Dieser Messo oder
Masso ist nur als freier Franke oder vielleicht noch als alemannischer Adliger denkbar,
der nach dem bekannten Blutbad bei Cannstatt (746 n. Chr.), wo der alemannische Adel
auf einem Thing vom Franken Karlmann niedergemetzelt wurde, sich mehr oder weniger
gezwungen zur Mitarbeit mit dem Frankenreich heranziehen ließ."10
Manches in diesen Zeilen lässt den Leser stutzen: Meßkirch verdankt den Ortsnamen
einem „Messo oder Masso" - wem denn nun, dem Messo oder dem Masso? Dieser
„Messo oder Masso" ist nur „als freier Franke" denkbar - woher die Sicherheit? Ist
„Messo oder Masso" ein typisch fränkischer Name? Eiermann fährt fort: „...oder vielleicht
noch als alemannischer Adliger denkbar" - wenn er „nur als freier Franke" denkbar
ist, wie kann er dann „vielleicht" auch jemand anderer gewesen sein? Dann berichtet
Eiermann, dass der besagte möglicherweise alemannische Adlige nach dem Blutbad
von Cannstatt „sich mehr oder weniger gezwungen zur Mitarbeit mit dem Frankenreich
" heranziehen ließ - wieder fragt man sich: Wenn er als alemannischer Adliger das
8 Tumbült, Geschichte der Stadt Meßkirch (wie Anm. 6), S. 11.
9 Tumbült, Geschichte der Stadt Meßkirch (wie Anm. 6), S. 11 Anm. 2. - Förstemann bietet sowohl in der
ersten als auch in der zweiten Auflage seines Namenbuches unter dem Eintrag „Maso/Masso" eine Zusammenstellung
von Ortsnamen, in denen dieser Personenname vorkommt. In der ersten Auflage von 1856
sind dies: „Massenbach, Massenheim, Massinhuson; viell. auch Masinang hierher" (Förstemann, Altdeutsches
namenbuch, 1. Aufl. [1856], Sp. 917), in der zweiten Auflage von 1900 ist diese Zusammenstellung
erweitert unter anderem um „Messankirche": „Masinang, Masenhaim, Masenzel? Masingorum silva?
- Massenbach, Massenbreith, Massenbrunnon, Massenheim, Massinhuson; - Messinga, Messankirche,
Messinthorp" (Förstemann, Altdeutsches namenbuch, 2. Aufl. [1900], Sp. 1107).
10 Eugen Eiermann: Meßkirch gestern. In: Meßkirch gestern und heute. Heimatbuch zum 700-jährigen
Stadtjubiläum. Meßkirch 1961, S. 8-50, hier S. 11 (Kapitel „Christianisierung und Kirchengründung des
Messo").
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