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Yvonne Arras
normen" den päpstlichen Bescheid, Kloster Klingental bei Basel umgehend zu verlassen
.47 Zwei Jahre zuvor waren diese Schwestern (da waren es noch 13, aber eine davon
starb bereits im Mai 1480) zwecks Observanzreform auf Befehl des Dominikanerpro-
vinzials der Teutonia, Jacob Fabri von Stubach aus Wien, ins Kloster Klingental verbracht
worden. Die Reformnonnen kamen ursprünglich aus dem Kloster Engelport bei
Gebweiler. Bald nachdem sie in Klingental eingeführt worden waren, eskalierte die Situation
. Die „alten" Schwestern drohten das Kloster abzubrennen, würden die „neuen"
Schwestern nicht wieder verschwinden; die Dominikanerobservanten steckten die „alten
" Schwestern in den Kerker, wo sie wochenlang ausharren mussten, während die
Reformschwestern die Leitung des Kloster aufgetragen bekamen, was diese überforderte
, da sie alle sehr jung waren. Die „alten" Schwestern lebten wütend im Kerker, die
andern überfordert im Konvent: Dass dieser Zustand nicht von Dauer sein konnte,
leuchtete selbst dem strengen Provinzial Jacob Fabri von Stubach ein. Man ließ die „alten
" Nonnen frei und empfahl ihnen dringend, sich in andere Klöster zu begeben.
Doch die „alten" Klingentaler Schwestern dachten gar nicht daran zu gehen. Stattdessen
setzten sie, angefangen vom Stadtrat, über die Eidgenossen und über Herzog Sigmund
von Tirol bis hin zum Papst, alles in Bewegung, um ihr Kloster zurückzubekommen
; das Drama steigerte sich zum Politikum. Im Oktober 1482 - nach heftigen
Gefechten mit der Ordensleitung - wurden ihre Mühen durch päpstliches Veto belohnt
. Der Papst verfügte, dass die „alten" Klingentalerinnen wieder in ihr Kloster
einzuziehen hätten; sie trennten sich allerdings - was kaum verwundert - vom Predigerorden
ab und lebten fortan als Augustiner-Chorfrauen. Die Engelporter Reformschwestern
waren gezwungen auszuziehen.
Es bestand nun das Problem, dass man nicht wusste, wohin mit den Reformschwestern
. Aus nicht eindeutig zu erhellenden Gründen stießen die Nonnen bei ihrem ursprünglichen
Heimatkloster Engelport auf verschlossene Türen.48 Obwohl selbst der
Ordensgeneral redlich bemüht war, den Schwestern eine neue Bleibe zu verschaffen (sie
hielten sich wohl zunächst an einem unbekannten Ort in Basel auf, vielleicht in der Nähe
des dortigen observanten Dominikanerkonvents), gelang dies erst knapp ein Jahr
später. Im Frühjahr 1483 gewährte der Graf zu Rugtingen und Dagsberg den aus Klingental
vertriebenen Engelporter Reformnonnen die Unterkunft in dem heute kaum
noch bekannten Konvent des Dritten Dominikanerordens im elsässischen Rintingen,
47 Der so genannte „Klingentaler Handel" ist aufgrund seiner Tragweite und Brisanz mehrfach Gegenstand
der Literatur. Meine Ausführungen hierzu stützen sich auf: Weis-Müller, Klingental (wie Anm. 43);
Wilhelm Baum: Die Habsburger in den Vorlanden 1386-1486. Krise und Höhepunkt der habsburgischen
Machtstellung in Schwaben am Ausgang des Mittelalters. Wien/Köln/Weimar 1993, S. 666-669. - Brigitte
Degler-Spengler/Dorothea A. Christ: Basel, Klingental. In: Die Dominikaner und Dominikanerinnen
in der Schweiz. Bearb. von Petra Zimmer unter Mitarbeit von Brigitte Degler-Spengler Bd. 2.
Basel 1999 (Helvetia Sacra IV/5), S. 530-573 mit S. 568 Anm. 299.
48 Weis-Müller, Klingental (wie Anm. 43), S. 114f. und S. 115 Anm. 235 vermutet, die Reformschwestern
seien finanziell schwach gestellt gewesen. Ihr Heimatkonvent hätte daher Nachteile befürchtet. Die
These kann Weis-Müller stützen, da eine Schwester, die wohlhabende Sophia Zscheggabürlin, sehr wohl
nach Engelport zurückkehren durfte.
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