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Die Dominikanerinnen und Dominikaner der Region Neckar-Alb
erkennen, diese werden ausgespart. Wir beschränken uns in Orientierung an Welz-Ruef
auf die Beichtväter.56
Vor 1480 bzw. nach 1507 (?): Johannes Haigart OP, Nativsohn57 des Mainzer Dominikanerkonvents
. Haigart stammt entweder aus Hallgarten/Rheingau oder war
Spross einer Mainzer Familie, die sich Im Haigart nannte. Er war nach 1490 Prior des
Mainzer Predigerkonvents. Die Stettener Schwester Kunigunde von Reischach teilt um
1520/21 mit, er sei vor zeitten Beichtvater zu Gnadental gewesen. Haigart hielt in Stetten
eine Predigt über Joh 16,7. Darin erklärt er die Erlangung der Seligkeit als natürliches
Ziel menschlichen Strebens. Diese Predigt reiht Kunigunde am 4. Sonntag nach
Ostern 1518 ein. Ob sich der Pater eben damals oder erneut in Stetten aufgehalten hat,
oder ob die Schwester die Predigt aus ihrem Fundus schöpfte und selbständig auf dieses
Datum setzte, muss noch offen bleiben. Das Mainzer Totenbuch verzeichnet Haigart
am 4. Juli 1521.58
1502 bis nach 1507: Thomas von Lampertheim/Lamparter/Lampertius/Lampa-
cher OP, Nativsohn des Gebweiler Konvents. Von Lampertheim, gebürtiger Elsässer,
lehrte vor 1475 als Lektor in seinem Heimatkonvent Gebweiler. 1475 ist er als Prior in
Chur bezeugt. In Chur sollte er auch eine Schwesterngemeinschaft des Dritten Ordens
etablieren. 1482 bis 1484 amtete von Lampertheim als Prior in Gebweiler. Seit 1482
kümmerte er sich um die vertriebenen Engelporter Reformschwestern. Seit 1483 war er
zudem Vikar der Schwesternkonvente Rintingen, St. Katharina in Freiburg und St. Nikolaus
in Undis in Straßburg. Von Lampertheim war mit führenden Straßburger Humanisten
eng befreundet. Mit Johannes Geiler von Kaisersberg, Jakob Wimpfeling und
Christoph von Uttenheim gehörte er zu jener Gruppe, die nach einer vita solitaria (Petrarca
), das meint ein Leben in Abgeschiedenheit, trachete; da Uttenheim Bischof von
Basel wurde, scheitere die Realisierung des Planes. Lampertheims religiöser Eifer drang
in seine Schriften. Deren thematisches Spektrum spannt einen Bogen von Beichtanweisungen
über Ermahnungen zum tugendreichen Leben bis hin zum so genannten
„ABC des Geistes" {Florenz Landmann). Von dem Pater sind Schriften in folgenden
56 Jene Patres, die im 16. Jahrhundert in Stetten tätig waren, insbesondere jene, die Eingang in die Anm. 58
genannte „Stettener Predigthandschrift" gefunden haben, werden in der Dissertation der Verfasserin (vgl.
Anm. 38) berücksichtigt; dasselbe gilt für den unten in Kap. 3.2.1 erwähnten Aufenthalt des Augsburger
Priors Johann Faber auf Kirchberg. - Zu Johann Faber siehe jetzt außerdem: Yvonne Areas: „... was ich
ye gehandlet hah, des hob ich gemainer congregation zu gütt gethonn." Der Augsburger Johann Faber OP
(um 1470-1530/31) als Generalvikar der Predigerkongregation. In: Jahrbuch des Vereins für Augsburger
Bistumsgeschichte 51 (2017) (im Druck).
57 Filius nativus (gewöhnlich mit Nativsohn übersetzt) bezeichnet den Heimatkonvent des Paters. „Jeder
Predigerb rüder war ,fllius nativus' jenes Konvents, dem er durch Einkleidung und Profess verbunden war"
(Frank, Reform [wie Anm. 42], S. 261 Anm. 2).
58 WLB Cod. theol. etphil. 8° 3, fol. 113v-123v. - Vgl. Christina Stöllinger-Löser: Art. Stettener Predigthandschrift
. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters (wie Anm. 50), Bd. 9 (1995), Sp. 322-328, hier
Sp. 326. - Vgl. ferner Benedictus Maria Reichert OP (Hg.): Registrum litterarum Joachim Turrini
1487-1500, Vincentii Bandeiii 1501-1506, Thomae de Vio Caietani 1507-1513. Leipzig 1914 (Quellen und
Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens in Deutschland 10), S. 11. - Isnard Wilhelm Frank
OP: Das Totenbuch des Mainzer Dominikanerklosters. Kommentar und Edition. Berlin 1993 (Quellen
und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens in Deutschland NF 3), S. 219.
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