Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 65
(PDF, 88 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0073
Die Dominikanerinnen und Dominikaner der Region Neckar-Alb

wie der Moraltheologie oder der Dogmatik nicht sehr viel abgewinnen konnte. Damit
hatte er ganz andere Präferenzen als z.B. Arsenius Sauter, sein gleichaltriger Konventsbruder
und Amtsvorgänger in Stetten, der der Moraltheologie zugeneigt war, oder
als Heinrich Preissig, der eher der spekulativen Richtung anhing. Ab 1771 dozierte
Krazer mehrere Jahre in Mergentheim, kehrte aber wieder nach Augsburg zurück, weil
„es den rührigen P[ater] Krazer nach Höherem drängte" {Barth): Er wollte Leiter des
dortigen Generalstudiums werden. 1779 wurde er sodann Studentenmeister, bereits ein
Jahr später Bakkalar, d.h. Vize-Leiter des Studiums, wiederum ein Jahr später war Krazer
schließlich Regens, also Leiter des Studienbetriebs. Bereits als Studentenmeister
verfasste er eine Abhandlung über liturgische Kleider mit dem Titel De vestibus vete-
rum liturgicis Dissertatio quam una cum adjunctis ex universo jure thesibus auspice Deo
ter optimo maximo (erschienen Augsburg 1780), die Karl Welz gewidmet war. Mit These
6 ex jure ecclesiastico privato verteidigt Krazer die Existenz kirchlicher Orden in einer
angesichts des Josephinismus schwierigen Zeit folgendermaßen: „Die Ordensleute,
die ihrer Berufung nachkommen, sind nicht als unnütz für die Kirche oder dem öffentlichen
Wohle schädlich zu bezeichnen" {Nec Religio sos suae vocationi satisfacientes
Ecclesiae inutiles, aut Bono publico noxios deprehendimus).87 Als Regens des Generalstudiums
schrieb er sein Hauptwerk über die Liturgiegeschichte mit dem Titel De apos-
tolocis, nec non antiquis ecclesiae occidentalis liturgiis: illarum origine, progressu, ordi-
ne, die, hora & lingua caeterisque rebus ad liturgiam antiquam pertinentibus, Augfusta]
Vindfelicorum] 1786, was laut seiner Konventsbrüder bey den Gelehrten vielen Beyfall
fand. Ein zeitgenössischer Rezensent der Zeitschrift „Litteratur des katholischen
Deutschlands", bei dem es sich offenbar um einen Benediktiner gehandelt hat, bemängelte
darin aber den fehlenden Thomas-Bezug. Hilarius Barth kommentiert das Urteil
des Rezensenten folgendermaßen: „Bezeichnend für diese Spätphase [des Augsburger
Studiums], daß ein aufgeklärter Theologe, der dem Orden des hl. Thomas nicht angehörte
[= der Rezensent], einen Dominikanertheologen [= Krazer] auf Thomas hinweisen
muß!" Für die theologische Richtung, die Krazer pflegte und die sich bereits bei
Arsenius Sauter andeutete, verwendet Barth den Terminus des „aufgeklärten Thomis-
mus". Krazer sei mit dem Aquinaten „nicht gerade sehr vertraut" gewesen, urteilt
Barth. - Jedenfalls ist Krazer noch heute „[i]n der Liturgiewissenschaft [...] besondere
Achtung zu schenken" (W. A. Hinnebusch). 1789 wurde er erst Beichtvater in Wöris-
hofen, 1791 dann in Katharinental bei Diessenhofen. Dort legte er ein Naturalienkabinett
an. 1797 kam Krazer als Beichtvater nach Stetten, wo er sich offenbar zuerst im
Archiv beschäftigte. Haug/Kraus zufolge soll er ein „Urkundenverzeichnis" angelegt
haben. Die von Welz-Ruef verwendete Konventsliste von 1802 dürfte ebenfalls auf ihn
zurückgehen. Nach der S^cularisierung desselben Klosters blieb Krazer in Stetten und
wurde vom durchlauchtigsten Fürsten zu Hechingen Hohenzollern im Beichtamt bestätiget
, ansehelich pensioniert und zugleich zum Verwalter der Klostergüter ernennet.
1803 legte er den Dominikanerhabit ab, weil ihn der Fürst für 400 Gulden Lohn (!) als

87 Ubersetzung zit. nach Barth, Alltag (wie Anm. 10), S. 754 mit Anm. 128; Zit. aus Krazer, De vestibus
veterum liturgicis [...], S. 114. - In Mergentheim schrieb Krazer: De liturgiis antiquis occidentis aeque ac
orientis earumque origine, die, hora et loco: Dissertatio liturgicaprima (Mergentheim 1777); De rebus ad liturgiam
antiquam pertinentibus: Diss. liturg. IL (Mergentheim 1778).

65


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0073