Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 68
(PDF, 88 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0076
Yvonne Arras

Prior eines nicht-reformierten Konvents (Antwerpen). Gabriel Lohr zufolge gehörte
er „nicht zu den Observanten im strengen Sinne des Wortes." Von seinen Einkünften,
die im damaligen Zentrum der Nicht-Observanten, nämlich in Straßburg, abzuliefern
waren, konnte er sogar einen Jahrtag im Kloster Töss bei Winterthur stiften. Töss wurde
aber nie observant; die Klosterfrauen pflegten bis zur Aufhebung 1525 eine großzügige
Klausurpraxis.91 Lohr meint, Wellen sei allenfalls für eine „gemilderte" Observanz
eingetreten, die „nur allgemeine Vorschriften" betraf. In diesem Sinne ist auch die hier
von Welz-Ruef gegebene Information zu verstehen. Peter Wellen führte in Kirchberg
keine Observanz im eigentlichen Sinn ein - was vor allem eine geschlossene Klausur
bedeutet hätte, sondern er hat die Klosterfrauen lediglich an die Statuten erinnert, wie
er dies im selben Zeitraum z.B. auch in Oetenbach bei Zürich tat.92

In Kirchberg hielt die Observanz erst 1564 Einzug. Und zwar dadurch, dass sich 39
observante Dominikanerinnen aus Pforzheim vor der protestantischen Reformation
nach Kirchberg ins Vorderösterreichische in Sicherheit brachten. Dieser (Zwangs-)Um-
zug des Pforzheimer Konvents stellt aber eine Folge der Reformation dar. Er ist nicht
als reformerische Maßnahme aufzufassen, auch wenn dies das Ergebnis war. Die Pforzheimer
Schwestern sind nicht gekommen, um Kirchberg der Observanz zuzuführen,
wie es die Literatur behauptet, sondern sie sind nach Kirchberg gekommen, weil sie vor
den Protestanten flüchteten - hier ist trotz desselben Resultats, nämlich der Observanz
für Kirchberg, zwischen den Beweggründen zu differenzieren. Die Motivation ist in
diesem Fall auf der konfessionellen Ebene anzusiedeln: Die Pforzheimer Schwestern
wollten einfach nicht „evangelisch" werden. Und genau darauf zielte die Unterstützung
von österreichischer Landesherrschaft und Dominikaneroberen. Dass Kirchberg
dabei observant reformiert wurde, war sozusagen ein Nebenprodukt, aber es war nicht
der Antrieb.

Dass Kirchberg vor der Reformation zur nicht-observanten Kongregation gehörte,
belegt im Übrigen ein Hinweis in der so genannten newen Ordnung von 1516. Dort
heißt es, es sei der erwirdig howchgelertt her Johann Faber doctor der hayligen ge-
schrifft, als prediger ordens general vicary hye in dem Gotzhuss Kychperg, das selb zu
visitieren erschinen. Nun ist aber Johann Faber gewiss kein Unbekannter seines Or-

91 Er gab den Klosterfrauen 240 Gulden mit jährlichem Zins von 12 Gulden. Nach Wellens Tod sollte das
Geld einer Jahrzeit in Kloster Töss zufallen, vgl. Marie-Claire Däniker-Gysin: Geschichte des Dominikanerinnenklosters
Töß (1233-1525). In: 289. Neujahrsblatt des Stadtbibliothek Winterthur (1958), S. 23 f.

92 Peter Wellen schrieb den Oetenbacher Schwestern: [...] yr willent uch recht strenglich halten ze chor
und lebentfritlich mit eyn ander Oech so will ich daz yr vor alle dinck uwer hesliessung eerlich haltent, daz
gepurt uch vor alle dinck ze toen. Und ermanent den jongen, sich eerlich zu halten. In diesem will ich he-
gnuegen han an uch undyr durffent nyemant furchten, wen ir uch so regeren willent [...], zit. nach Annemarie
Halter: Geschichte des Dominikanerinnen-Klosters Oetenbach in Zürich 1234-1525. Winterthur
1956, S. 118. - Ahnlich agierte Wellen auch bei den Dominikanerinnen von St. Marien in Rothenburg o.d.
Tauber, vgl. Karl Borchardt: Die geistlichen Institutionen in der Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber
und dem zugehörigen Landgebiet von den Anfängen bis zur Reformation. Neustadt/Aisch 1988 (Veröffentlichungen
der Gesellschaft für fränkische Geschichte. Reihe IX. Darstellungen aus der fränkischen Geschichte
37,1), S. 180 f. - Oetenbach, Kirchberg, Töss, Rothenburg wurden genauso wenig observant wie
Katharinental, St. Markus/Würzburg, die Augsburger Dominikanerinnen und fünf andere Konvente.

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