Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 70
(PDF, 88 MB)
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Yvonne Arras

nikaner schon nach den Wirren der Reformation kaum etwas übrig geblieben war.94 Die
desolate archivalische Überlieferung aus vorreformatorischer Zeit ist auch der Hauptgrund
, weshalb bisher nur Siemer eine Monographie über den Magdalenenkonvent zu
schreiben wagte. Allerdings war der Kontakt zwischen Kirchberg und Augsburg in der
Neuzeit ohnehin nicht sonderlich ausgeprägt, wenngleich gelegentlich Schwestern aus
Schwaben kamen95 und zumindest auch drei Beichtväter aus dem Ausgburger Konvent
nachzuweisen sind. Doch wurde Kirchberg bereits 1781 durch Osterreich aus dem Ordensverband
gelöst. Stetten dagegen nicht, weil es unter dem Schirm Hohenzollerns
stand. Das heißt, gerade in jener Zeit, in der Welz-Ruef die meisten Materialien sammelten
, nämlich Ende des 18. Jahrhunderts (dazu oben Kap. 2), konnten sie Kirchberg
nicht mehr berücksichtigen, weil das Kloster nicht mehr zum Orden gehörte.

94 Den weitgehenden Verlust des Klosterarchivs und der offensichtlich hochbedeutsamen Bibliothek des
Magdalenenkonvents, die Bestände von Hinterlassenschaften der Tempelritter bis hin zu umfangreichen
Schenkungen der Fugger enthielt, wurde schon vielfach beklagt, so bereits 1709 von Antonin Pez OP, zit.
bei Siemer, Sankt Magdalena (wie Anm. 3), S. 239 Anm. 14 (Anno 1537 [...] unser Vätter Predigerordens
seint ausgetrieben worden, da dan neben allen Hausgeräthen und Documentis auch die vor denen templa-
riis hinterlassen vornembe Bibliothec vast von den Kezern ist entraubt worden), vgl. Helmut Gier: Kirchliche
und private Bibliotheken in Augsburg während des 15. Jahrhunderts. In: Johannes Janota und Werner
Williams-Krapp (Hgg.): Literarisches Leben in Augsburg während des 15. Jahrhunderts. Tübingen
1995, S. 82-99, hier S. 89f. („Die Bibliotheken des Dominikaner- und des Barfüßerklosters sind in den Wirren
der Reformationszeit anscheinend fast völlig untergegangen.") - Zur Anwesenheit des Augsburger
Priors Dr. Johann Faber auf Kirchberg vgl. Arras, Klöster (wie Anm. 1); die Zitate (der erwirdig howchge-
lertt... und von wegen...) aus HStAS B 462 Bü 2 (4.7.1516). - Zu Johann Faber noch grundlegend Paulus,
Kampf (wie Anm. 61), S. 292-313 (mit Lit.) und Hübscher, Kongregation (wie Anm. 13), passim (mit
Lit.); jetzt auch zu Fabers kunsthistorischer Bedeutung Brigitte Solch: Klöster und ihre Nachbarn -
Konkurrenz im Blick? Neubauprojekte und Kapellenausstattungen des 16. Jahrhunderts in Augsburg am
Beispiel der Dominikanerkirche St. Magdalena. In: Gernot Michael Müller (Hg.): Humanismus und
Renaissance in Augsburg. Kulturgeschichte einer Stadt zwischen Spätmittelalter und Dreißigjährigem
Krieg. Berlin/New York 2010 (Frühe Neuzeit. Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur
im europäischen Kontext 144), S. 491-526. - Möglicherweise aus Johann Fabers Besitz haben sich in der
Universitätsbibliothek Tübingen zwei Inkunabeln erhalten, die als Besitzvermerk 1509 Ex libris Magistri
Johannis fabris tragen und aus dem Dominikanerkloster Rottweil stammen, wo sie sich spätestens im
17. Jahrhundert befanden (vgl. Inkunabeln der Universitätsbibliothek Tübingen [wie Anm. 63], S. 309
Nr. 871, und S. 659 Nr. 2112). Der rege personelle Austausch zwischen den Konventen Rottweil und Augsburg
in der Frühen Neuzeit (vgl. Anm. 1) lässt vermuten, dass die Bücher auf diesem Weg dorthin gelangt
sind. Der Händevergleich des Vermerks (Ex libris ...) mit seiner eigenhändigen Unterschrift auf der Kirch-
berger newen Ordnung weist jedenfalls große Ähnlichkeiten auf. - Die Interpretation von Krauss, Kirchberg
(wie Anm. 53), S. 313, die „neue Ordnung" sei ein zu „mildes" Reformdekret ist nicht haltbar angesichts
der beteiligten Personen, deren Einstellung Krauss aber offenkundig nicht kennt. Im Übrigen ist die
von Krauss, ebd., dezidiert bemühte Verfallsrheotrik längst obsolet. Selbst die neueste Literatur zur Klostergeschichte
(etwa Adolf Klek: ain wild ding damals zu Kirchperg. Krisen- und Krimizeit im Frauenkloster
1470-1570. [Reutlingen] 2014), die, wie die bisherige Kirchberg-Forschung im Allgemeinen, fast
ausschließlich Krauss rezipiert, fußt deshalb auf überholter Tradition.

95 Vgl. HStAS J 2 Nr. 611 B 6 (Zusammenfassung des Kirchberger Professbuches [handschr. Kopie]): etwa
Elisabeth Lutzenbergerin (f 1650) aus Haunstetten bei Augsburg (sie schrieb um 1639 ein Legendär,
welches die Fürstlich Hohenzollernsche Hofbibliothek in Sigmaringen aufbewahrt, vgl. Lehner, Handschriften
[wie Anm. 80], S.47f. Nr. 78), Magdalena Eberlin aus Augsburg (f 8.1.1803), Euphemia Fahrin
aus Augsburg (f 1783).

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