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Yvonne Arras
[S.164]
22. Oberndorf ad St. Michaelem
eine kleine Stadt in der niedern Grafschaft Hohenberg, sonst dem Hause Oesterreich,
i[t]zt dem König von Württemberg zugehörig, hatt[e] ein Klösterlein unsers Ordens163,
welches ums Jahr 1782 durch einen in der Stadt entstandenen Brand mit vielen anderen
Häusern in die Asche geleget wurd[e]. Die Klosterfrauen sammelten zwar in der Provinz
eine Beysteur, um das Kloster wiederherzustellen. Glaublich haben sie es aus Mangel
ergiebiger Unterstützung in den harten Zeiten nicht mehr zu Stand gebracht. Sie
hatten nie einen Beichtvater unseres Ordens, und auch keine Klausur des Klosters, sondern
giengen in die Pfarrkirche, um da den Gottesdiensten beyzuwohnen. Von den wenigen
, die i[t]zt noch leben, starb im Jahr 1807 die Ehrw[ürdige] Fr[au] M[aria] Josepha
N. geweste Subpriorin. 1777 war Priorin Fr[au] M[aria] Brigitta Schlenkerin und damals
war ein eigen P[ater] Beichtvater beim Kloster. 1742 wurd[e] der Chor und die
Musik eingeführt.164
[...]165
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25. Rangendingen
im Fürst-Hohenzollern Hechingischen Gebieth gelegen war zuvor eine Mördergrube166
[sie!] und erst im Jahr 1302 ist es von Friedrich, Grafen zu Hohenzollern in ein
Jungfrauencloster verwandelt worden. Es liegt zwischen Hechingen und Hirrlingen,
von Gnadenthal etwa anderthalb Stunde[n] entfernet. Ist jederzeit unter dem Provin-
zial der Sächsischen Provinz gestanden.
Diese Klosterfrauen hatten sonst anständige Güter und Einkünften. Da sie aber im vorigen
Jahrhunderte [also im 18. Jh.], ohne genugsam Berechnung der Kosten einen kostspieligen
Bau des Klosters und der Kirche führten, se[t]zten sie sich tief in Schulden.
Man suchte ihnen zwar von Seiten der Provinz, durch vorgestreckte beträchtliche Kapitalien
um einen leichten Zinß wieder auf- [S. 170] zuhelfen; sie waren aber schon zu
tief herabgesunken. Endlich in den Jahren 1780 u[nd] s[o] w[eiter] fasste man von Seiten
der weltlichen Regierung den Schluß, sie gänzlich aufzuheben. Sie hatten ohne hin
schon keine Priorin mehr, sondern nur eine Vicaria.167 Auch mussten sie zum Gottesdienst
in die Pfarrkirche gehen, indem sie keinen eigenen Priester erhalten konnten.
163 Zu Oberndorf vgl. Hans Peter Müller: Die Dominikanerinnensammlung. In: Geschichte der Stadt
Oberndorf a.N. Bd. 1: von der Frühzeit bis zum Ubergang an Württemberg. Hg. v. der Stadt Oberndorf.
Oberndorf 1982, S. 206-210. - Vgl. auch unten Welz-Ruef II, S. 360.
164 Die Passage 1777 war ... die Musik eingeführt scheint (von derselben Hand?) nachgetragen zu sein.
165 Es folgen die Klöster Pfullendorf (S. 164-167) und Bludenz (S. 168-169).
166 Was damit gemeint ist (vgl. auch unten Welz-Ruef III, S. 313), ist bislang unklar; die Literatur kennt
diese angeblich ursprüngliche Funktion der Ortlichkeit nicht, vgl. Martina Wehrli-Johns: Dominikanerinnenkloster
Hl. Kreuz Rangendingen - Geschichte. In: Klöster in Baden-Württemberg. URL: http://
www.kloester-bw.de/?nr=583 (Zugriff: 22.7.2014).
167 Vicaria war die unten genannte Augustina Glanerin aus Augsburg, die wohl von Arsenius Sauter bestellt
wurde; ein gleichnamiger Pater war zeitgleich Konventual in Augsburg, möglicherweise waren beide
verwandt. Im Rangendinger Konvent war sie unbeliebt und galt als tyrannisch aufgrund ihrer Sparmaßnahmen
, vgl. Werner, Säkularisation (wie Anm. 88), S. 207 Anm. 23.
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