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Niklas Konzen
Hilfe. In der Klingenberger Fehde erhielten die Werdenberger daher Zuzug und Unterstützung
von zahlreichen Mitgliedern des Bündnisses.13
Als weitere Partei nennt der Chronist die Grafen von Württemberg - der Plural ist
richtig, denn Württemberg war um diese Zeit in zwei Landesteile geteilt, die von Stuttgart
und Urach aus regiert wurden. Den Stuttgarter Landesteil regierte Graf Ulrich V.
der Vielgeliebte von Württemberg-Stuttgart - derselbe, der die Schalksburg 1458 an Ulrich
von Rechberg verpfändet hatte. Den Uracher Landesteil regierte sein Neffe, Graf
Eberhard V. im Barte von Württemberg-Urach, der Nachwelt vor allem als Gründer
der Universität Tübingen bekannt.14
Auf der Gegenseite standen Hans von Rechberg und Eberhard von Klingenberg, die
als Helfer von Klingenbergs Knecht Konrad Rauber die Fehde eröffneten. Von den beiden
Hauptleuten verfügte Rechberg, der um einiges älter war, sicherlich über deutlich
mehr Erfahrung in der Kleinkriegführung. Zu Beginn der Klingenberger Fehde hatte er
seinen Sitz auf der von ihm erbauten Burg Hohenschramberg im Schwarzwald und
stand - noch - in württembergischen Diensten, war allerdings bereits in Ungnade gefallen
.15 Eberhard von Klingenberg, nach dem die Fehde benannt ist, stammte aus einer
Familie, die in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts noch über bedeutende Besitzungen
im Hegau verfügt und zu den führenden Familien der Gesellschaft mit St. Georgenschild
gehört hatte. Ab den 1450er-Jahren hatten die Klingenberger aber wesentliche
Teile ihrer Herrschaft verkaufen müssen, sodass ihnen wenig mehr verblieb als die
Burg Hohentwiel bei Singen. Mit der Gesellschaft mit St. Georgenschild hatten sie sich
überworfen, aus Gründen, die noch zur Sprache kommen werden.16
Auf Klingenbergs Seite kämpften außerdem noch viele weitere Adlige, von denen
sich aber nur wenige namentlich greifen lassen, an erster Stelle ein gewisser Wolf von
Asch. Über ihn und seine Familie ist wenig bekannt; fest steht, dass die von Asch zur
13 Dazu einschlägig Herbert Obenaus: Recht und Verfassung der Gesellschaften mit St. Jörgenschild in
Schwaben. Untersuchungen über Adel, Einung, Schiedsgericht und Fehde im fünfzehnten Jahrhundert.
Göttingen 1961, hier besonders S. 50 f., 75. - Die Namensgebung der einzelnen Teilgesellschaften wirkt
aufgrund diverser Umbenennungen im 15. Jahrhundert etwas verwirrend. Die hier gemeinte Partei hieß
zum Zeitpunkt der Klingenberger Fehde „Gesellschaft in Oberschwaben", war aber früher unter dem Namen
„Gesellschaft im Hegau" aufgetreten. Hier besteht eine gewisse Verwechslungsgefahr mit der vormaligen
„Gesellschaft in Oberschwaben an der Donau", die sich seit Mitte der 1450er-Jahre als „Gesellschaft
in Schwaben an der Donau" oder einfach als „Gesellschaft an der Donau" bezeichnete (ebd., S. 200f.).
14 Vgl. weiterführend zu diesen beiden Fürsten Fritz, Ulrich (wie Anm. 12) und Fritz Ernst: Eberhard
im Bart. Die Politik eines deutschen Landesherrn am Ende des Mittelalters. Stuttgart 1933.
15 Eberhard von Klingenberg starb nach Erkenntnissen Markus Bittmanns erst nach 1511, überlebte
den 1464 wohl im sechsten Lebensjahrzehnt verstorbenen Hans von Rechberg also um mindestens 47 Jahre
und dürfte damit zur Zeit der Klingenberger Fehde noch ein junger Mann gewesen sein. Vgl. Stammtafel
in Markus Bittmann: Die Familie von Klingenberg und Singen. In: Herbert Berner (Hg.): Singener
Stadtgeschichte. Bd. 2: Singen, Dorf und Herrschaft. Konstanz 1990 (Hegau-Bibliothek 55), S. 104-126,
hier S. 120. - Zur Frühgeschichte der Burg Hohenschramberg Hans Harter: Adel auf Falkenstein und
Schilteck. In: Schramberg. Adelsherrschaft - Marktflecken - Industriestadt. Schramberg 2004, S. 55-82,
hier S. 69-71. - Casimir Bumiller: Die Herren von Rechberg und die Formierung der Herrschaft Schramberg
. In: Ebd., S. 83-94, hier S. 88-89. Rechbergs Verhältnis zu Württemberg wird weiter unten näher erläutert
.
16 Bittmann, Die Familie von Klingenberg (wie Anm. 15), S. 104-110.
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