Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 127
(PDF, 88 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0135
Hans von Rechberg, die Schalksburg und die Klingenberger Fehde

Diese Absicherung war aber nicht von Dauer, denn nach dem katastrophalen württembergischen
Feldzug gegen die Pfalz, in dem Graf Ulrich von Württemberg 1462 bei
der Schlacht von Seckenheim in pfälzische Gefangenschaft geriet, fiel Hans von Rechberg
in Ungnade. Aus einem Brief, den er am 4. März 1463 an Eberhard den Jüngeren,
den Sohn seines Dienstherrn Graf Ulrich von Württemberg, schrieb, geht hervor, dass
Rechberg sich als Opfer einer Intrige von Stuttgarter Räten um den jetzigen Hofmeister
Georg Kaib sah. Diese hätten ihn mit Erfolg bei seinem Herrn, Graf Ulrich, in Misskredit
gebracht, gezielt isoliert und mit unlauteren Methoden versucht, ihn im Rat zu
überstimmen:48

Item die gewalttigen zuo hoffe, so yetzund regieren tund, die habent iren hass und
vyndschafft an mich gelegt, und so ich mich tief ergründe, kan ich das uff kain ander
maynung nit gedencken, dann das es darus gegen mir werde fürgenomen. Ich hob mit
rautten und in ander wege biß her von uwers gnädigen herren wegen gehandelt, das
mich zum trülichisten guot bedunckt hat. Das bringt in an ir er ansechung irrung, da
mit ir willane inrede nit zu allen zyten fürganng gewunnet, und wenn sie nun entladen
weren, so beliben sy des ane ersuochung, das ich aber nit als annder verdulden mag.
Dann die gewaltigen sind in allen sacken uff ain loß und korn gebildet, das bringt die
angeporn fruntschafft. Dann wan der selbig rate gesamelt ist, so sind sie vast Jorgen Kaiben
frunde (...). (...) Mich wundert ouch nit, das er mich understat von dem hoffe zu tri-
ben, denn er mag nyemandt, wer im in sin sach irrede tat, by im lyden.49

Nach Rechbergs Darstellung verhalf Georg Kaib einem seiner Vertrauten zur Position
des württembergischen Feldhauptmanns, die zuvor Rechberg inne gehabt hatte,
nämlich Wilhelm Herter von Hertneck. Herter wie Kaib lassen sich dem bereits erwähnten
, aus der Gesellschaft der Schlegler hervorgegangenen Familienverband zurechnen
. Die Ernennung Herters zum Feldhauptmann erbitterte Rechberg nicht nur,
weil er in Kaibs Einflussnahme - sicher nicht ganz unberechtigt - einen eindeutigen
Fall von Günstlingswirtschaft sah, sondern wohl vor allem, weil er diese Position zuvor
selbst inne gehabt hatte:50

Were ich Jörgen Kaiben frunde gewest, als Wilhalm Hertter, ich were by der
hoptmanschafft, die mir vor bevolhen gewest ist, beliben. Und bin in mainung, nach
dem ich das altter uff mir hob, und min tag herbracht, och villicht als vil er sollicher Sachen
gesechen, min getruwen ist ouch, ketten sy mich by minen gnädigen herren ge-
laussen, ich wölt im zuo der hoptmanschafft als trostlich und nutzlich und ouch so erlich
als Wilhalm Hertter gewest sin etc.51

48 Konzen, Aller Welt Feind (wie Anm. 1), S. 381-388.

49 HStAS A 602 Nr. 4608.

50 Sowohl Kaibs als auch Herters Familien hatten im späten 14. Jahrhundert der Adelsgesellschaft mit den
Schlegeln angehört. Dass noch lange nach der Auflösung dieser Gesellschaft die Verbindung zwischen den
beteiligten Familien erhalten blieb, zeigt die auffällige Häufung von Verschwägerungen in späteren Generationen
wie auch die Kooperation ehemaliger Schleglerfamilien im württembergischen Rat. Auf diese Vetternwirtschaft
im Rat dürfte Rechberg mit seiner Bemerkung über „angeborene Freundschaft" angespielt
haben (Konzen, Aller Welt Feind [wie Anm. 1], S. 306-317, 387). - Grundlegend zu Verwandtennetzwerken
an württembergischen Höfen des 15. Jahrhunderts Wassner: ,Min lieb vetter' (wie Anm. 37).

51 HStA Stuttgart A 602 Nr. 4608.

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