Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 131
(PDF, 88 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0139
Hans von Rechberg, die Schalksburg und die Klingenberger Fehde

4. ZUSAMMENFASSUNG

Beobachtet man die Vorgeschichte der wechselseitigen Beziehungen der Protagonisten
in der Klingenberger Fehde, wird deutlich, dass diese Auseinandersetzung aus einer
Gegnerschaft der beiden Hauptparteien entstand, die bereits einige Jahre vor den
Beginn der Auseinandersetzungen zurückreicht. Die Gründe für diese Gegnerschaft
werden nirgends explizit zum Ausdruck gebracht, aber durch zahlreiche Indizien angedeutet
. Hans von Rechberg und die Herren von Klingenberg hatten in den 1440er-
Jahren im Gegensatz zur Gesellschaft mit St. Georgenschild eine feindliche Haltung gegenüber
den schwäbischen Reichsstädten eingenommen, und zumindest Rechberg
hatte sich wohl aus diesem Gegensatz heraus von der Gesellschaft getrennt. Vor allem
aber wurden erst Hans von Rechberg, dann auch Hans und Eberhard von Klingenberg
zur Zielscheibe juristischer Prozesse, die eine Reihe von Mitgliedern des Georgenschilds
vor dem Hofgericht Rottweil führten. Diese Prozesse zielten darauf ab, ein
Recht auf die gewaltsame Zwangspfändung der Besitzungen Rechbergs und Klingenbergs
zu erlangen, um sie zu Güterverkäufen zu zwingen. Ein solches Vorgehen hatte
ab den 1420er-Jahren vor allem Graf Ludwig von Württemberg für die Expansion
württembergischen Territoriums auf Kosten mindermächtiger Adliger genutzt. Nach
seinem Tod war die Instrumentalisierung Rottweiler Anleiten und Ächtungen zwar seltener
geworden, doch hatten diese Urteile aus Sicht der verurteilten Adligen im Prinzip
nichts von ihrem Bedrohungspotenzial verloren.67 Für Rechberg und Klingenberg
war es daher überlebensnotwendig, sich zumindest bei einem der beiden regierenden
Grafen von Württemberg hinreichende Einflussmöglichkeiten zu verschaffen, um diese
Bedrohung abzuwenden. Bei diesen Bestrebungen standen sie zwangsläufig in Konkurrenz
zum Georgenschild sowie zu einem Familienverband, der sich aus Nachfahren
von Mitgliedern des 1394 aufgelösten Schleglerbundes zusammensetzte. Die Rivalität
um einen Platz am Ohr des Fürsten war also ein weiteres Motiv, das zum Komplex der
Konfliktgegenstände in der Klingenberger Fehde gezählt werden muss. Dieses Motiv
hat Rechberg zwar nicht in Bezug auf die Gesellschaft mit Georgenschild, aber bezogen
auf die Verbündeten des Stuttgarter Hofmeisters Georg Kaib in seinem Brief vom
4. März 1463 anschaulich gemacht. Diese Gruppe dürfte entscheidenden Anteil daran
gehabt haben, dass Graf Ulrich von Württemberg-Stuttgart sich trotz seiner langjährigen
Spannungen mit dem Hauptmann des Georgenschilds in Oberschwaben, Graf Johann
von Werdenberg, und dem von Mitgliedern der Gesellschaft dominierten Uracher
Rat gegen Hans von Rechberg vereinnahmen ließ. Rechbergs anfängliches
Vertrauen in die Gegnerschaft des Grafen Ulrich zum Georgenschild ist angesichts dieser
Spannungen nachvollziehbar und erklärt, warum Rechberg sich eine Auseinandersetzung
mit der Gesellschaft zutraute, von der er sich möglicherweise eine Schwächung
ihres Einflusses in Württemberg-Urach erhoffte. Die Darstellung der Ereignisse, die
Eberhard von Klingenberg an Herzog Sigmund von Österreich schickte, dürfte somit

67 Noch 1471 rechtfertigte Graf Eberhard im Barte von Württemberg-Urach die Annexion der Stadt Sulz
unter anderem mit den Rottweiler Achturteilen, die diverse Gläubiger gegen die vormaligen Stadtherren,
die Brüder von Geroldseck-Sulz, erwirkt hatten (Konzen, Aller Welt Feind [wie Anm. 1], S. 305).

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