Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 160
(PDF, 88 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0168
Wolfgang Ludwig A. Hermann

Freiheits- und Bildungsrechte" gestalten.109 Diesterweg war seit 1820 in der Lehrerbildung
in Preußen tätig. Das Berufsbewusstsein der Lehrer formte er wesentlich mit.
Man suspendierte ihn aber 1847 vom Dienst. Für seine Bildungskonzeption von der
Einheit und Gleichheit der Volksbildung110 kämpfte er als Publizist und liberaler Abgeordneter
im preußischen Abgeordnetenhaus weiter.

Gelegentlich der parlamentarischen Versammlungen in Berlin 1848 trafen sich am
26. April „auf dem Tivoli" ca. 600 Lehrer unter dem Vorsitz von Wilhelm Koch, um für
die Modernisierung der Schule eine gemeinsame Strategie zu rinden. Man erstrebte die
Freiheit von kirchlichem Einfluss und das Ende der Konfessionsschulen.111

Im September 1848 wurde in Eisenach der Allgemeine Deutsche Lehrerverein gegründet
; er überlebte nach 1849 aber nur noch als „Wanderversammlung", die Idee eines
nationalen und einheitlichen deutschen Schulwesens vermochte er indes doch zu
bewahren. In der Gründungsversammlung wurde der „politische Zusammenhang von
Lehrerbewegung und Revolution, von Nationalbildung und Demokratisierung [...]
und der Einheit und Vereinigung des Lehrerstandes deutlich artikuliert" {Heinz-Elmar
Tenorth).112 Von der Paulskirche sollte der richtige Geist im Volke geweckt werden und
die Volkserziehung ausgehen. Als wichtige Prinzipien galten der Rückzug der Kirchen
aus der Schule, die Öffnung des Bildungswesens für alle und die Anhebung der sozialen
Stellung der Lehrerschaft. Doch alsbald wurde dieser fordernde Lehrerverein von
der reaktionären Politik in Deutschland aufgehoben.113 Die Vereinigung war nun auf
einen informellen Zirkel beschränkt, daher „Wanderversammlung".

Die Missstimmung in der preußischen Lehrerschaft veranlasste die Regierung endlich
, in ihren Provinzen die Meinung der Lehrer zu erfragen. Diese forderten in allen
Provinzen mehr oder weniger das Ende der kirchlichen Bevormundung und die staatliche
Aufsicht.114

Dies war auch die Gedankenwelt, die den Lehrer Severin Beck115 von Betra beseelte.
Im September 1849 musste sich der noch bestehende Allgemeine deutsche Lehrerverein
gegen kirchliche und politische Anschuldigungen in einem Vertheidigungsmanifest
wehren.116 Der Text verrät, dass der Verein in seinen Wünschen die Reihenfolge Freiheit
und Einheit vorsah. Er erblickte Deutschland in einer kläglichen Gegenwart, wo das
Land doch einen hoffnungreichen Anfang deutscher Freiheit und Ehre gesetzt hatte.
Jetzt werde dem Verein zur Last gelegt, an einer Verirrung des deutschen Volkes schuld
zu sein.117

Im Manifest sprach die Lehrerschaft davon, daß ein allgemeiner Zug warm empfundener
Sehnsucht nach einer wahren, freien, kräftigen ächtnationalen Volksbildung

109 Heinz-Elmar Tenorth: Geschichte der Erziehung. Einführung in die Grundzüge ihrer neuzeitlichen
Entwicklung, Weinheim 1999, S. 173.

110 Ebd., S. 176.

111 Clausnitzer, Geschichte des preußischen Unterrichtsgesetzes (wie Anm. 1),21891,S.136.

112 Tenorth, Geschichte der Erziehung (wie Anm. 109), S. 174.

113 Clausnitzer, Geschichte des preußischen Unterrichtsgesetzes (wie Anm.l),21891,S.137.

114 Ebd., S. 146.

115 Hermann, Severin Beck (wie Anm. 44).

116 Schwarzwälder Bote Nr. 246 vom 29.12.1849.

117 Ebd.

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