Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 168
(PDF, 88 MB)
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Rolf Vogt

pretiert er als „Inszenierung", die über die tatsächlich „gedämpft[e]cc Stimmung nicht
hinwegtäusche.7 Kuhn argumentiert damit geradezu kühn. Er bewegt sich am Rande
von Verschwörungstheorien und ignoriert die Selbsteinschätzung der Kriegsgeneration
, die noch Jahrzehnte nach dem Weltkrieg - etwa an den Volkstrauertagen - den
„Geist von 1914" beschworen hat, um zu neuer Einigkeit aufzurufen.

Die Weltkriegszeit in Hohenzollern ist weitgehend unerforscht. Die ausführlichste
Darstellung lieferte jahrzehntelang das 1927 im Auftrag des Hohenzollerischen Landesausschusses
veröffentlichte Hohenzollerische Gedenkbuch, in dem Pfarrer Albert
Waldenspul das Kapitel über die Anstrengungen der „Heimatfront" bearbeitete und
Anton Bumiller, Gewerbeschuldirektor, Geschäftsführer der Handwerkskammer sowie
Vorsitzender des Hohenzollerischen Kriegerbunds, das Thema „Die Hohenzoller
im Felde" - so die Überschriften ihrer Beiträge.8 Der Landesausschuss hatte das Werk
1924 auf den Weg gebracht und förderte die Verbreitung mit hohen Druckkostenzuschüssen
, so dass das 788 Seiten umfassende Gedenkbuch in der Weihnachtszeit 1927
zum Preis von 8 Reichsmark vertrieben werden konnte. Die Namenslisten hatten die
Gemeindeverwaltungen zusammengestellt.9 Das Gedenkbuch war Teil der Erinnerungsarbeit
der Weltkriegsgeneration mit dem Ziel, die Namen aller hohenzollerischen
Ausmarschierten und Gefallenen aufzulisten und der Nachwelt zu überliefern. Beide
Autoren hatten das Interesse, den Kampf zu heroisieren und dem Tod einen Sinn zu geben
.

Die spätere hohenzollerische Geschichtsschreibung überspringt die Kriegszeit in der
Regel gekonnt. Eberhard Gönner widmet ihr in seinem Beitrag zum Handbuch der baden
-württembergischen Geschichte eine halbe Seite mit 26 Zeilen, Fritz Kallenberg
bleibt im Hohenzollern-Handbuch ähnlich knapp.10 Der einzige Autor, der den
Kriegsjahren größere Aufmerksamkeit zuwendet, ist bisher Arne Scharf mit einer unveröffentlichten
Wissenschaftlichen Hausarbeit aus dem Jahr 2007. Er konzentriert sich
auf Sigmaringen und verwertet vornehmlich Informationen aus dem Hohenzollerischen
Gedenkbuch sowie Berichte der Hohenzollerischen Volkszeitung, beobachtet

7 Daniel Kuhn: Als der Krieg vor der Haustür stand. Der Erste Weltkrieg in Baden und Württemberg.
Tübingen 2014, S. 24, 31, 37-39. Kuhn folgt der bewährten Marschroute baden-württembergischer Historiker
, Hohenzollern keine Beachtung zu schenken, sowie Clark, der - zumindest für Deutschland eher unbelegt
- ,,de[n] Mythos, dass die Europäer die Gelegenheit ergriffen hätten, einen verhassten Feind zu
schlagen, [als] inzwischen völlig widerlegt" sieht, siehe Clark: Die Schlafwandler (wie Anm. 5), S. 707.

8 Hohenzollerisches Gedenkbuch 1914-1918. Hechingen o. J. [1927]. - Zu Albert Waldenspul (1885-
1979) vgl. Otto H. Becker: Der Nachlaß Albert Waldenspul. Eine Fundgrube für die Landeskunde und
die Denkmalpflege. In: HH39 (1989), S. 1-4.; Birgit Meyenberg: Fotonachlass Albert Waldenspul
(1885-1979) digitalisiert. In: Archivnachrichten Nr. 50 vom März 2015, S. 35. - Zu Anton Bumiller (1871-
1955) siehe Helmut Göggel: Anton Bumiller, Pionier des Hohenzollerischen Gewerbeschulwesens. In:
ZHG45 (2009), S. 209-237.

9 Hohenzollerische Blätter Nr. 200 vom 28.8.1924, Nr. 295 vom 24.12.1927.

10 Eberhard Gönner: Hohenzollern 1800 bis 1918. In: Hansmartin Schwarzmaier (Hg.): Handbuch
der baden-württembergischen Geschichte. Bd. 3: Vom Ende des Alten Reiches bis zum Ende der Monarchien
. Stuttgart 1992, S. 433-475, hier S. 474. - Fritz Kallenberg: Die Sonderentwicklung Hohenzol-
lerns. In: Ders. (Hg.): Hohenzollern. Stuttgart 1996 (Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs
23), S. 129-282, hier S. 180.

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