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Rolf Vogt
dämmte den Krieg nicht grundsätzlich, sondern beschrieb nur, was erlaubt und was
nicht gern gesehen war.
Personelle Überschneidungen hatte die Friedensgesellschaft in Hechingen mit dem
Roten Kreuz, das im Vertrauen auf die neue Landkriegsordnung Sanitätskolonnen
gründete, die lokal aktiv wurden bei Unfällen und Notlagen, aber grundsätzlich und in
erster Linie die Bergung und Pflege von Verwundeten im Krieg trainierten. Die Hechinger
Sanitätskolonne entstand 1909, Kolonnenführer war 1914 der Kaufmann Paul
Richter. In Sigmaringen hatte der Friseur Karl Herre die Führung der Kolonne. Auch
Empfingen erhielt eine Sanitätskolonne. Die Zweigvereine vom Roten Kreuz, in deren
Regie die Sanitätskolonnen übten, suchten die Nähe zum Staat. Vorsitzende waren
überall die Oberamtmänner, den Provinzialverein leitete Regierungspräsident Graf
Franz von Brühl.
Nationalstolz und Sendungsbewusstsein zeigten sich besonders an den Gedenktagen
. Unumstritten wichtig waren Thron- und Regierungsjubiläen. Den jährlichen Festreigen
eröffneten die Kaisergeburtstagsfeiern, die seit dem Amtsantritt Wilhelms II. auf
den 27. Januar fielen. Städte und Gemeinden veranstalteten Festbankette, auf denen Reden
gehalten wurden, die Tafeln der Gasthäuser waren bis tief in die Nacht hinein mit
privaten Gesellschaften belegt. In Hohenzollern, besonders in Sigmaringen kam auch
dem Geburtstag von Fürst Wilhelm am 7. März eine bedeutende Rolle zu. Der Sedanstag
am 2. September erinnerte an den deutsch-französischen Krieg 1870/71. Bismarck-
Ein Festtag für die ganze Gemeinde: die Musterung von Josef Stehle (x) kurz vor dem Krieg in Gammer-
tingen (Vorlage: Sammlung Hans Mayer).
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