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Rolf Vogt
heim. Sie blieb erfolglos. Kaiser und Kriegsministerium lehnten im April 1913 endgültig
ab.26 Sigmaringen, das ähnliche Wünsche entwickelte, war zu diesem Zeitpunkt eher
saturiert. 1910 waren die Unteroffiziersvorschule und die Standortverwaltung des neuen
Truppenübungsplatzes Heuberg in die Stadt gekommen. Dessen Kommandant,
Oberst Freiherr Arnold von Hammerstein-Equord, zog den Charme der Donau den
Kasernen auf der Alb offenbar vor. Er wohnte 1914 im Fürst-Wilhelms-Bau des Residenzschlosses
. Die Unteroffiziersvorschule war Kaderschmiede für Jugendliche, die eine
militärische Laufbahn einschlagen wollten. Sie vermittelte gut 300 Schülern Mittelschulbildung
mit Spezialisierung auf Sport und Handwerk. Die zweijährigen
Lehrgänge berechtigten zum Besuch der Unteroffiziersschule in Jülich. Die Schüler bildeten
zwei Kompanien, die ganze Schule umfasste etwa 340 Mann.27
2. KRIEGSBEGEISTERUNG
Hohenzollern war bereit und willig, als der Krieg ausbrach. So müssen die Berichte
über die Stimmung im Juli und August 1914 wohl verstanden werden.
Die Öffentlichkeit verfolgte die politische Entwicklung interessiert. Am 31. Juli verbreiteten
die Zeitungen am frühen Nachmittag die Nachricht von der Verhängung des
Kriegsrechts mit Aushang und Extrablättern. Hunderte von Passanten sollen in Hechingen
und Sigmaringen auf der Straße zusammengelaufen sein. Die Stammtischrunden
in den Gasthäusern sangen patriotische Lieder. In der Königlichen Regierung, im
Oberamt und im Rathaus von Sigmaringen erloschen die Lampen bis zum Morgen
nicht, wusste die Hohenzollerische Volkszeitung am nächsten Tag. Man rechnete mit
der Mobilmachung noch in der Nacht. Der Krieg, hieß die Schlagzeile am 1. August, einem
Samstag, in den Hohenzollerischen Blättern, einer Mittagszeitung. Sie kam auf den
Markt, als Wilhelm den Krieg noch gar nicht erklärt hatte. Allen war klar, dass die Würfel
längst gefallen waren.28
26 Walter Sauter und Bruno Ewald Reiser (Bearb.): Ludwig Eglers Chronik der Stadt Hechingen.
Bd. 1. Hechingen 1980, S. 338. - Bruno Ewald Reiser (Bearb.): Chronik der Stadt Hechingen. Bd. 2 (Entwurf
). o.O. o.J., S. 10, 12. - StAS Ho 235 (Preußische Regierung Sigmaringen) T3 Nr. 217: Bemühungen
der Städte Sigmaringen und Hechingen um Belegung mit Garnisonen (1889-1913).
27 Zur Unteroffiziersvorschule vgl. Hans Suttner: Die Unteroffizier-Vorschule in Sigmaringen. Berlin
1913; Kurt Gerber: Sigmaringen als Garnison, Sigmaringer Soldaten. In: 900 Jahre Sigmaringen. 1077-
1977. Hg. von der Stadt Sigmaringen. Sigmaringen 1977. S. 102; StAS Dep. 1 T6-7 (Stadtarchiv Sigmaringen
: Nachlass Franz Keller) Nr. 27: Unteroffiziersvorschule Sigmaringen 1910-1920. - Zum Truppenübungsplatz
vgl. Edwin Ernst Weber: Der Truppenübungsplatz und das Lager Heuberg im Ersten Weltkrieg
. In: Kniep, „Eine Donau voll Blut, ein Bodensee voll Tränen" (wie Anm. 14), S. 105-128; Gerhard
Deutschmann: 100Jahre Truppenübungsplatz Heuberg. In: HH64 (2014), S. 31-36, 64-69, 76-82,
HH 65 (2015), S. 7-12, 34-38; Adress- und Geschäfts-Handbuch für die Hohenzollern'schen Lande 1914
(wie Anm. 17), S. 220; Klaus Hörter und Manfred Hensel: Chronik des Truppenübungsplatzes & der
Garnison Heuberg bei Stetten am kalten Markt. Hg. aus Anlaß des 70jährigen Bestehens des Truppenübungsplatzes
Heuberg. Tübingen 1987 (Geschichte des Garnisonsorts Stetten am kalten Markt und seiner
Umgebung 1).
28 Hohenzollerische Blätter Nr. 173 vom 1.8.1914. - Zoller Nr. 173 vom 1.8.1914. - Hohenzollerische
Volkszeitung Nr. 174 vom 1.8.1914.
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