Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 185
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0193
Hungerjahre und Kriegsgewinne

Haigerloch. In Hechingen hielt Otto Schirmer am 7. August vor dem Kriegerdenkmal
auf dem Obertorplatz eine begeisternde Ansprache. Russland habe die Brandfackel des
Kriegs geworfen, aber auch unsere stammesverwandten Vettern hätten sich zu den Feinden
gestellt, rief er wegen der Kriegserklärung Großbritanniens empört den Männern
zu.44 Ende August wurden auch die unausgebildeten Landsturmpflichtigen erfasst.
800 Männer aus Hechingen kamen am 27. August 1914 zur Musterung in den Rathaussaal
. Am Tag darauf waren die Männer aus den Landgemeinden an der Reihe. Die Musterung
in Sigmaringen war auf drei Tage vom 22. bis 24. August im Gasthaus zum
Kronprinzen angesetzt.45 Das Volk stand in Waffen und begann mit dem Training.

Hechingen und Sigmaringen, die beiden Städte mit weiterführenden Schulen, sowie
größere Gemeinden wie Bisingen, Grosselfingen und Burladingen gründeten Jugendwehren
. Die Rahmenbedingungen setzte der preußische Ministerialerlass vom 16. August
1914 über die Einrichtung von Jugendkompagnien. Ihre Aufgabe sollte die vormilitärische
Ausbildung der älteren Jugendlichen sein. Sie wurden mit regelmäßigen
Exerzierstunden auf den Kriegsdienst in den nächsten Jahren vorbereitet. Kern der paramilitärisch
agierenden Nachwuchseinheiten in Hechingen und Sigmaringen wurden
die Ortsgruppen des Bunds Jungdeutschland, der seine Arbeit für die Dauer des Krieges
einstellte.46 Die Sigmaringer Jugendwehr übte sonntags in der Unteroffiziersvor-
schule. Förmlich verpflichtet wurden die etwa 140 Gymnasiasten und Gewerbeschüler
ab 16 Jahren in einer Feierstunde vor dem Rathaus am 18. Oktober 1914.47 In Hechingen
wurden die anfangs fast 120 Jungen auf dem Sportplatz Lichtenau im Bau von
Schützengräben und im Patrouillendienst unterrichtet. Ihr Führer war Landgerichtsrat
Wilhelm Kessler, Oberleutnant der Reserve und Mitglied der Amtsversammlung. Als
Kessler zum Heer einberufen wurde, übernahm das Kommando Otto Leo, Betriebsleiter
der Hohenzollerischen Landesbahn und Oberleutnant. 1917 schlief die Tätigkeit
ein. 1918 wurde die Jugendkompagnie unter dem Befehl von Gendarmerie-Oberwachtmeister
Wilhelm Siemann neu belebt.48

44 Amtsblatt der Königlich Preußischen Regierung zu Sigmaringen, Sonderausgabe vom 2.8.1914, S. 141 f.

- Hohenzollerische Blätter, Sonderblatt Nr. 19 vom 2.8.1914, Nr. 174 vom 3.8.1914, Nr. 178 vom 7.8.1914.

- Zoller Nr. 174 vom 3.8.1914. - Hohenzollerische Volkszeitung, Extrablatt vom 2.8.1914, Nr. 177 vom
5.8.1914.

45 Hohenzollerische Blätter Nr. 190 vom 22.8.1914, Nr. 194 vom 27.8.1914. - Zoller Nr. 192 vom
22.8.1914. - Hohenzollerische Volkszeitung Nr. 190 vom 21.8.1914. - StAS Dep. 1 (Stadtarchiv Sigmaringen
) T3-4 Nr. 330: Völkerkrieg, Bd. 1 (1914-1915).

46 Aufruf von Colmar Freiherr von der Goltz, Generalfeldmarschall und Reichsvorsitzender des Jungdeutschlandbunds
; zum Ubergang in die Jugendwehren siehe Hohenzollerische Volkszeitung Nr. 188 vom
19.8.1914; Hohenzollerische Blätter Nr. 192 vom 22.8.1914; Zoller Nr. 192 vom 22.8.1914. - Allgemein zu
den Jugendkompagnien vgl. Schubert-Weller, „Kein schönrer Tod ..." (wie Anm. 23), S. 221-288. - Zu
Bisingen, Burladingen und Grosselfingen siehe Hohenzollerische Blätter Nr. 241 vom 21.10.1914, Nr. 246
vom 27.10.1914, Nr. 247 vom 28.10.1914, Nr. 7 vom 11.1.1915.

47 Hohenzollerische Volkszeitung Nr. 225 vom 19.10.1914. - Vgl. Fiederer, Der Krieg als „Geschenk an
die Jugend" (wie Anm. 14), S. 74. - Scharf, Sigmaringen im Ersten Weltkrieg (wie Anm. 11), S. 38f.

48 Hohenzollerische Blätter Nr. 232 vom 10.10.1914, Nr. 233 vom 12.10.1914, Nr. 241 vom 21.10.1914,
Nr.245 vom 26.10.1914, Nr. 103 vom 3.5.1918, Nr. 105 vom 6.5.1918. - Zoller Nr.234 vom 10.10.1914,
Nr. 236 vom 12.10.1914. - Vgl. Reiser, Chronik der Stadt Hechingen, Bd. 2 (wie Anm. 26), S. 17.

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