Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 186
(PDF, 88 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0194
Rolf Vogt

Der Ernst des Krieges war ziemlich schnell erkennbar. Den Prinzenbau in Sigmaringen
machte das Fürstenhaus Hohenzollern schon im August 1914 frei für die Einrichtung
eines Lazaretts. Zuerst 50, später 120 Betten standen bis Dezember 1918 zur
Verfügung. Insgesamt 1 846 kranke und verwundete Soldaten sollen dort versorgt worden
sein, einmal brach Typhus aus. Im Kloster Gorheim eröffnete ein Lazarett mit
100 Betten, das 1 558 Verwundete pflegte. Das Landesspital stellte 40 bis 50 Betten zur
Verfügung, das Josephinenstift 20. Zeitweise waren auch das Haus Nazareth und das
Kloster Beuron Lazarette. In Hechingen standen seit September 1914 in den Räumen
der früheren Schuhfabrik Moos & Rosenthal 50 Betten und im Krankenspital 25 Betten
. Das Stahlbad Imnau war Lazarett und Genesungsheim bis zur Aufhebung im September
1917 mit einer Kapazität von 90 Betten.49 Sofern sie nicht - wie Gorheim - als
Reservelazarette militärisch geführt wurden, firmierten die Kriegskrankenhäuser als
Vereinslazarette und lagen - jedenfalls in Hohenzollern - in der Obhut des Roten
Kreuzes. Die Pflegeleitung übernahmen meist Schwestern aus kirchlichen Stationen.

Eine umfangreiche karitative Tätigkeit setzte ein, getragen in erster Linie vom Vaterländischen
Frauenverein. Frauengruppen hatte das Rote Kreuz seit längeren Jahren
in Sigmaringen und Hechingen, mit Kriegsausbruch wurden auch die Damen in Gam-
mertingen mildtätig.50 Den Vorsitz führten Gräfin Aloysia von Brühl, die Frau des Regierungspräsidenten
, Frau Landgerichtspräsident Reck, Frau Medizinalrat Dr. Burkarth
- die lokale Prominenz. Die Damen ließen Liebespakete schnüren. Sie sammelten
Spenden und Gaben, strickten und nähten für die Front und richteten Handarbeitsstuben
ein. Allein in Hechingen standen in der Frauenarbeitsschule, in der Volksschule
und in der früheren Textilfabrik Anton Bühler am Obertorplatz drei Nähsäle zur Verfügung
.51 Medienwirksam und aufwändig inszeniert war die sogenannte Liebesgaben-
Expedition der Hohenzollerischen Blätter Anfang Oktober 1914. Nach einer intensiven
Spendenkampagne in seiner Zeitung bestückte der liberale Verleger Friedrich
Wallishauser drei Autos mit Wollsachen, Lebensmitteln und - natürlich - Zigarren. In

49 Zur Einrichtung von Lazaretten in Sigmaringen siehe Hohenzollerische Volkszeitung Nr. 195 vom
27.8.1914, Nr. 196 vom 28.8.1914, Nr. 198 vom 31.8.1914, Nr. 199 vom 1.9.1914, Nr.201 vom 3.9.1914
u.a. - Zu Hechingen siehe Hohenzollerische Blätter Nr. 180 vom 10.8.1914, Nr. 193 vom 26.8.1914,
Nr. 198 vom 1.9.1914, Nr. 203 vom 7.9.1914, Nr. 232 vom 10.10.1914, Nr. 295 vom 24.12.1914 u.a. - Zu
Imnau siehe Hohenzollerische Blätter Nr. 191 vom 24.8.1914, Nr.201 vom 4.9.1914 u.a. - StAS Ho235
(Preußische Regierung Sigmaringen) T3 Nr. 951: Vereinslazarettsachen (1914-1915). - Albert Walden-
spul: Die Heimatfront. In: Hohenzollerisches Gedenkbuch (wie Anm. 8), S. 27-38, hier S. 28-31. - Vorstand
des Lazaretts im Sigmaringer Prinzenbau wurde 1914 der frühere Hechinger Bürgermeister Konrad
Mayer, siehe Hohenzollerische Blätter Nr. 284 vom 11.12.1914.

50 Zu Gammertingen vgl. Hohenzollerische Volkszeitung Nr. 186 vom 17.8.1914, Nr. 193 vom 25.8.1914;
Hohenzollerische Blätter Nr. 187 vom 19.8.1914. - Waldenspul, Die Heimatfront (wie Anm. 49), S. 27f.
berichtet auch von der Gründung eines Vaterländischen Frauenvereins unter dem Vorsitz von Frau Oberamtmann
Emele in Haigerloch. Von diesem Verein ist weiter nichts bekannt. Die Fürsorgetätigkeit in Haigerloch
übernahm während des Kriegs vielmehr der Zweigverein vom Roten Kreuz in Hechingen. Regierungspräsident
Graf Brühl forderte den Hechinger Oberamtmann im April 1915 sogar auf, für die
Gründung eines Zweigvereins für den Oberamtsbezirk Haigerloch besorgt zu sein, siehe StAS Ho 235
(Preußische Regierung Sigmaringen) T3 Nr. 952: Kriegsinvalidenfürsorge (1915-1919).

51 Hohenzollerische Blätter Nr. 193 vom 26.8.1914.

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