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Rolf Vogt
chungen warnten 1918 der Regierungspräsident in Sigmaringen vor feindlichen Flugzeugen
, die Spione absetzen, und das Oberamt Hechingen vor niedergegangenen Ballons
mit Explosivkörpern}0 Verglichen mit dem Zweiten Weltkrieg hatte die Luftschlacht
aber eher untergeordnete Bedeutung.
3. KRIEG AN DER FRONT
Rund 14 000 Männer aus Hohenzollern waren während des Ersten Weltkriegs zur Kaiserlichen
Armee eingezogen.61 Gemessen an der Bevölkerungszahl, war das jeder fünfte
Hohenzoller oder - geschätzt - fast jeder zweite Mann.
Die Soldaten dienten in großer Zahl in dem in Rastatt beheimateten Regiment
Nr. 40, den Hohenzollern-Füsilieren, und im Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 111 aus
Konstanz.62 Beide Regimenter gehörten zum Badischen XIV. Armeekorps, dem Hohenzollern
in der Heeresreform von 1910 zugeordnet worden war. Mit der Lösung aus
dem preußischen VIII. Armeekorps wechselte auch das Füsilier-Regiment Nr. 40 den
Standort und wurde von Aachen nach Rastatt verlegt. Preußen und das Großherzogtum
Baden arbeiteten auf militärischen Gebiet eng zusammen seit dem Militärvertrag
von 1870. Württemberg bildete im Kaiserreich das XIII. Armeekorps.
Der 14 Jahre alte Wilhelm Hasse aus Hechingen soll im August 1914 der jüngste
Kriegsfreiwillige des deutschen Heeres gewesen sein, er fiel am 5. März 1915 bei Boi-
selle. Hasse war zwei Wochen jünger als der Sigmaringer Gymnasiast Hermann Mock63
- beide waren Kindersoldaten. Der Seemann Gallus Bach aus Glatt war am 5. August
1914 der erste gefallene Hohenzoller. Er ging mit der Königin Luise beim Minenlegen
vor der Themsemündung unter.
Der Krieg verschonte kaum eine Familie. Insgesamt sind knapp 2 800 der 14 000 ho-
henzollerischen Ausgezogenen gefallen, das sind etwa 20 Prozent. Weitere 3 800 oder
27 Prozent wurden verwundet, 900 gerieten in Gefangenschaft und kamen teilweise
erst Jahre später wieder frei. Zusammengerechnet hat die Summe Anton Bumiller, als
er 1927 das Vorwort zum Hohenzollerischen Gedenkbuch schrieb. Bumiller räumte
dem Waffenstillstand im November 1918 aufgegeben und die Anordnung Anfang Dezember 1918 aufgehoben
, siehe Hohenzollerische Blätter Nr. 267 vom 19.11.1918, Nr. 278 vom 2.12.1918.
60 Amtsblatt der Königlich Preußischen Regierung zu Sigmaringen Nr. 2 vom 12.1.1918, S. 9. - Hohenzollerische
Blätter Nr. 203 vom 4.9.1918.
61 Anton Bumiller: Die Hohenzoller im Felde. In: Hohenzollerisches Gedenkbuch (wie Anm. 8),
S. 1-26, hier S. 1. Auch zum Folgenden.
62 Zu den Hohenzollern-Füsilieren vgl. Franz Führen: Die Hohenzollernfüsiliere im Weltkrieg 1914-
1918. Oldenburg/Berlin 1930 (Erinnerungsblätter deutscher Regimenter 339). - Otto Becker: Zur Geschichte
des Füsilier-Regiments Nr. 40 Fürst Karl Anton von Hohenzollern und seiner Nebenformationen.
In: Preußische Mitteilungen Nr. 154/1999, S. 6f. - Online vgl. www.traditionsgemeinschaft-hohenzollern-
fuesiliere.de. - GLAK456 C (XIV. Armeekorps: Kriegsstammrollen [1914-1918]). Dort auch Gefechtskalender
und Akten der Reserve-Infanterie-Regimenter Nr. 111 und Nr. 250.
63 Hohenzollerische Blätter Nr. 221 vom 28.9.1914, Nr. 246 vom 27.10.1914. - Ehrenbuch 1914/18-
1939/45. [Hg. von der Stadt Hechingen]. Hechingen 1955. - Reiser, Chronik der Stadt Hechingen, Bd. 2
(wie Anm. 26), S. 16.
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