Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 202
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Rolf Vogt

arbeit um und wurden im Winter 1916/17 zum großen Teile stillgelegt. Nur die Schuhfabriken
waren nach Einschätzung der Gewerbeaufsicht in Sigmaringen etwas gleich-
massiger und im Frühjahr 1917 sogar gut beschäftigt. Einige Fabriken stiegen auf die
Produktion von Ersatzfaserstoffen um. Die Bautätigkeit kam zum Erliegen.94 Die
Amtsverbände wurden im Juli 1916 vom Innenminister in Berlin angehalten, auf öffentliche
Neubauten zu verzichten, sofern sie nicht unmittelbar oder mittelbar Kriegszwecken
oder unaufschiebbaren öffentlichen Interessen dienen.95 Der Landwirtschaft
machte die Maul- und Klauenseuche zu schaffen. Ein Großteil der Dörfer musste zeitweise
zum Sperrbezirk erklärt werden.96 Der Winter 1916/17 war bitterkalt und blieb
als Kohlrübenwinter in Erinnerung. Die landwirtschaftliche Produktion brach reichsweit
ein. Sie sank 1917 auf die Hälfte des Vorkriegsertrags.97 Nach und nach wurde alles
aufgelesen, was brach herumlag. Die Palette reichte von Brennnesseln und Laub bis
zu Bucheckern und Kastanien.98

Gemeinden und Kommunalverbände mussten sich noch stärker engagieren. In der
Fleischversorgung wurde Hohenzollern mit Württemberg im Juni 1916 zu einem gemeinsamen
Wirtschaftsgebiet zusammengelegt, das von der Fleischversorgungsstelle in
Stuttgart beliefert wurde.99 Zum Jahresende 1916 folgte die Zusammenlegung Hohen-
zollerns und Württembergs zu einem einheitlichen Versorgungsgebiet in der gesamten
Lebensmittelbewirtschaftung. Seitdem galten in Hohenzollern auch die württembergischen
Regeln für Milchprodukte, Gemüse und Obst.100 Der Amtsverband Hechingen/
Haigerloch ordnete zum 1. April 1917 das Bezugsscheinsystem neu. Verkauft wurde
nur noch gegen Marken. Die Gemeinden organisierten die Ausgabe der Lebensmittelkarten
.101 In Hechingen entstand auf Oberamtsebene das Lebensmittelamt. Rudolf
Haid, Seniorchef im Hotel Rad, führte die Geschäfte ehrenamtlich im Kriegshilfsdienst.

94 Hohenzollerische Blätter Nr. 64 vom 17.3.1916, Nr. 256 vom 7.11.1916, Nr. 39 vom 16.2.1917. - StAS
Ho235 (Preußische Regierung Sigmaringen) T3 Nr. 71: Immediat-Zeitungsberichte, Besonderes (1912-
1918). - StAS Ho 235 (Preußische Regierung Sigmaringen) T3 Nr. 72: Unterlagen zu den Immediat-Zei-
tungsberichten (1909-1918). - Auszüge des Zeitungsberichts vom 30. Januar 1917 und des Vorberichts von
Baurat Hilmar Froebel vom 16. April 1917 in: Schöntag, Vom Bauern zum Gewerbetreibenden (wie
Anm. 15), S. 105-108. - StAS Ho 235 (Preußische Regierung Sigmaringen) T13-15 Nr. 734: Vermischtes,
volkswirtschaftliche und andere Maßnahmen infolge der Weltkriege (1913-1915). - StAS Ho 13 (Oberamt
Hechingen) T1 Nr. 249: Förderung des Wirtschaftslebens während des Krieges, Kriegslieferungen der Fabriken
, Munitions-Herstellung, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, Allgemeines und Besonderes (1914-
1925). - Vgl. Reiser, Chronik der Stadt Hechingen, Bd. 2 (wie Anm. 26), S. 21, 23.

95 StAS Dep. 1 (Stadtarchiv Sigmaringen) T3-4 Nr. 331: Völkerkrieg, Bd. 2 (1916-1920).

96 Waxdenspul, Die Heimatfront (wie Anm. 49), S. 28. - Vgl. die Viehseuchenpolizeilichen Anordnungen
im Amtsblatt der Königlich Preußischen Regierung zu Sigmaringen 64 (1915), 65 (1916), 66 (1917).

97 Erdmann, Der Erste Weltkrieg (wie Anm. 81), S. 188.

98 Hohenzollerische Blätter Nr. 244 vom 23.10.1916, Nr. 246 vom 25.10.1916 (Bucheckern), Nr. 62 vom
15.3.1916 (Brennnesseln), Nr. 126 vom 3.6.1918, Nr. 182 vom 9.8.1918 (Laubheu), Nr. 207 vom 9.9.1918
(Eicheln und Kastanien).

99 Amtsblatt der Königlich Preußischen Regierung zu Sigmaringen, Sonderausgabe vom 7.6.1916. - Hohenzollerische
Blätter Nr. 63 vom 16.3.1916, Nr. 132 vom 8.6.1916, Nr. 139 vom 17.6.1916. - Zoller Nr. 62
vom 16.3.1916, Nr. 64 vom 18.3.1916, Nr. 134 vom 13.6.1916, Nr. 137 vom 16.6.1916.

100 Amtsblatt der Königlich Preußischen Regierung zu Sigmaringen, Sonderausgabe vom 12.12.1916. -
Hohenzollerische Blätter Nr. 295 vom 27.12.1916. - Zoller Nr. 296 vom 28.12.1916.

101 Hohenzollerische Blätter Nr. 75 vom 30.3.1917.

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