Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 204
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Rolf Vogt

wies im Neuen Alb-Boten in Ebingen darauf hin, dass in Hechingen Wilhelm Tiepermann
vielleicht der einzige Mensch [war], der gewissenhaft nur nach seinen Karten lebte
und dem deshalb nur noch ein Körpergewicht von 99 Pfund blieb. Ein Mann mit weniger
als 50 Kilogramm - ein klarer Fall von Unterernährung. Der Rechnungsrat im
Oberamt sei ärztlich krank geschrieben worden und habe dennoch gearbeitet, stand in
dem Leserbrief.107

Zum Hunger kamen Dunkelheit und Kälte. Energieengpässe stellten sich ein, als die
Kohlenzufuhr schwierig wurde. Um an der Beleuchtung zu sparen, führte Deutschland
im Mai 1916 die Sommerzeit ein.108 Bis September wurden die Uhren eine Stunde
vorgestellt. Als sie zurückgestellt waren, gingen in Sigmaringen und Hechingen die
meisten Geschäftsinhaber dazu über, ihre Läden eine Stunde früher schon um 19 Uhr
zu schließen. Der Bundesrat in Berlin setzte diese Ladenschlusszeit im Dezember 1916
verbindlich fest. 1917 machten die Geschäfte nach der Sommerzeit schon um 18 Uhr
zu, und im November 1918 - nach der Revolution - wurde daraus auf Beschluss der
Stadtvertretungen 17 Uhr.109 Die Sperrstunde in den Gasthäusern wurde 1915 in Ho-
henzollern auf 23 Uhr festgesetzt und lag seit Dezember 1916 reichsweit bei 22 Uhr.
Während der Sommerzeit wurde sie bis 23 Uhr verlängert.110 An wichtigen Tagen wie
dem Kaisergeburtstag durfte länger gezecht werden.

Im Februar 1917 blieben die Schulen wegen des Kohlenmangels mehrere Wochen
lang geschlossen und viele Häuser unbeheizt. Zuerst die Stadt Hechingen und danach
andere Gemeinden errichteten 1917 Ortskohlenstellen und bemühten sich aus eigener
Initiative um Kohlenlieferungen.111 Hechingen war an einer ungebrochenen Versorgung
interessiert, weil die Stadt mit ihrem Gaswerk selbst zu den großen Kohlenverbrauchern
zählte. Der Gasverbrauch musste 1918 stark reglementiert werden. Zeitweise
setzte das Gaswerk die Lieferung ganz aus. Auch die Oberschwäbischen
Elektrizitätswerke (OEW) lieferten nur noch unregelmäßig Strom. Die Eisenbahnen -
Hohenzollerische Landesbahn und Württembergische Staatseisenbahn - dünnten
mehrmals ihre Fahrpläne aus und hängten als Ersatz Personenwaggons an die Güterzüge
.

107 Der Neue Alb-Bote Nr. 282 vom 30.11.1918. - Ein Exemplar in: StAS Ho 235 (Preußische Regierung
Sigmaringen) T3 Nr. 408: Revolution 1918.

108 Reichsgesetzblatt Nr. 67 vom 7.4.1916, S.243, Nr. 30 vom 17.2.1917, S. 151, Nr. 33 vom 9.3.1918,
S. 109.

109 Hohenzollerische Blätter 245 vom 24.10.1916, Nr. 290 vom 19.12.1916, Nr. 225 vom 3.10.1917,
Nr. 276 vom 29.11.1918. - Vgl. Reiser, Chronik der Stadt Hechingen, Bd. 2 (wie Anm. 26), S. 21 f.

110 Reichsgesetzblatt Nr. 281 vom 12.12.1916, S. 1355 f. - Amtsblatt der Königlich Preußischen Regierung
zu Sigmaringen Nr. 30 vom 28.7.1917, S. 187, Nr. 21 vom 1.6.1918, S. 83f. - Hohenzollerische Blätter
Nr. 289 vom 18.12.1916, Nr. 290 vom 19.12.1916, Nr. 125 vom 1.6.1918, Nr. 205 vom 6.9.1918, Nr. 212
vom 14.9.1918. - Zoller Nr.289 vom 18.12.1916, Nr. 126 vom 3.6.1918, Nr.203 vom 6.9.1918, Nr.213
vom 16.9.1918. - StAS Ho 235 (Preußische Regierung Sigmaringen) T 3 Nr. 71: Immediat-Zeitungsberich-
te, Besonderes (1912-1918).

111 Hohenzollerische Blätter Nr. 39 vom 16.2.1917, Nr. 142 vom 25.6.1917, Nr. 205 vom 10.9.1917. -
Reiser, Chronik der Stadt Hechingen, Bd. 2 (wie Anm. 26), S. 23.

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