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Rolf Vogt
Vaterländischer Dank: Medaille der Goldsammlungen (Vorlage: Sammlung Tobias Matheis).
und die Post in Hechingen und Sigmaringen gaben Anteilsscheine im Wert von mindestens
67 Millionen Mark aus, das wären 900 bis 1 000 Mark pro Kopf der Bevölkerung
(zur Erinnerung: Ein Industriearbeiter verdiente unmittelbar vor dem Krieg 1100
bis 1200 Mark im Jahr). Die Spar- und Leihkasse erlöste 50 Millionen Mark, die Bank-
kommandite Siegmund Weil in Hechingen 6,3, die Raiffeisenbank Sigmaringen 5, die
Württembergische Vereinsbank Hechingen 3 und die Reichspost 2,6 Millionen Mark.
Der Fürst von Hohenzollern zeichnete Kriegsanleihen in Millionenhöhe, kirchliche
Einrichtungen in Hohenzollern sollen Anleihen in Höhe von zusammen 4,5 Millionen
Mark erworben haben. Städte und Gemeinden griffen auf ihre Rücklagen und das Vermögen
ihrer Nebenfonds zurück.116 Die Museumsgesellschaft Hechingen meldete im
März 1918 die Zeichnung von Kriegsanleihen im Wert von bisher 12 000 Mark,117 dem
Roten Kreuz in Hechingen wurde nach dem Krieg der Vorwurf gemacht, einen Teil seiner
Gelder in Anleihen investiert, statt in Hilfen umgesetzt zu haben.118 Jeder Anleger
spekulierte auf den Sieg. Verzinsung und Rückzahlung der Anleihen waren nur denkbar
bei günstigem Kriegsverlauf, der Kursverfall bis hin zur Ramschware Wahrscheinlichkeit
bei einer Niederlage. Öffentliche Hand und private Kapitalgeber auf todbringender
Zocker-Tour.
Sorge der Reichsbank war die Erhöhung ihrer Goldbestände, um kriegswichtige Importe
finanzieren zu können. Reichsweit und in Hohenzollern wurde schon 1914 zur
Einlösung von Goldmünzen aufgerufen. Das Volk lieferte. In Jungingen empfahl Pfarrer
Franz Pohl die Goldsammlung im Dezember 1914 von der Kanzel. Zusammen ka-
116 Waldenspul, Die Heimatfront (wie Anm. 49), S. 33 f.
117 Hohenzollerische Blätter Nr. 70 vom 25.3.1918. - Zoller Nr. 71 vom 25.3.1918.
118 Hohenzollerische Blätter Nr.272 vom 25.11.1918, Nr.282 vom 6.12.1918. - Zoller Nr.273 vom
26.11.1918, Nr. 282 vom 6.12.1918. - Nach dem 1919 vorgelegten Rechenschaftsbericht erwarb der Zweigverein
Hechingen Kriegsanleihen in Höhe von 48 000 Mark, siehe Hohenzollerische Blätter Nr. 86 vom
12.4.1919; Zoller Nr. 86 vom 12.4.1919.
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