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Das Hüttenwerk Laucherthal um 1915. Lithographie der Kunstanstalt Eckert und Pflug Leipzig (Foto:
ZOLLERN/Ulrich).
80 Frauen, die durch den Krieg in ihrem Erwerb geschädigt waren. Sie fertigten in
Heimarbeit Sandsäcke und Bekleidung. Schuhfabrikant Josef Wolf versuchte, das Firmengebäude
von Moos & Rosenthal gewinnbringend zu verwerten. Er kaufte das Gelände
im Sommer 1916 und eröffnete nach der Schließung des Lazaretts, das dort bisher
untergebracht war, Anfang 1917 eine Feldgranaten-Dreherei. Sie soll sich mit einer
unerwarteten Auftragsflaute konfrontiert gesehen haben.129
Andere verbliebene Industriebetriebe sicherten ihre Produktion durch Militäraufträge
und Nischenprodukte. Die Ertragslage war anscheinend nicht schlecht. Die Ho-
henzollerische Schuhindustrie AG in Stetten bei Hechingen, die 1915 aus Rentabilitätsgründen
geschlossen und im Jahr darauf wieder eröffnet worden war, machte im
März 1917 eine neue Abteilung für Kriegsstiefel mit 50 bis 60 Arbeitern auf. Das Hechinger
Großhandelsunternehmen Gebrüder Bing erwarb 1917 die Mechanische Weberei
Gebr. Schmid in Gerstetten mit 300 Webstühlen und 160 Zwirnspulen und stieg in
die Produktion von Ersatzfaserstoffen ein. Der Hechinger Fabrikant Hermann Levy,
Teilhaber der Trikotwarenfabrik Loewengard & Levy am Obertorplatz, ließ sich nach
der Rückkehr vom Militärdienst auszahlen, kaufte die seit Kriegsbeginn stillgelegte Lithographische
Anstalt Eduard Gabel in der Haigerlocher Straße und gründete Anfang
1918 seine eigene Trikotwarenfabrik. Buggle & Wiek bauten nach Grundstückskäufen
an der Staig sogar neu. Die Buntweberei Benedikt Baruch & Söhne auf der Friedrichstraße
erweiterte die Möglichkeiten ihrer Färberei mit dem Kauf der nahegelegenen
129 Hohenzollerische Blätter Nr.211 vom 14.9.1916, Nr.265 vom 28.11.1916, Nr.276 vom 1.12.1916,
Nr. 32 vom 8.2.1917, Nr. 34 vom 10.2.1917, Nr. 39 vom 16.2.1917. - StAS Ho 13 (Oberamt Hechingen)
T1 Nr. 249: Förderung des Wirtschaftslebens während des Krieges, Kriegslieferungen der Fabriken, Munitions
-Herstellung, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, Allgemeines und Besonderes (1914-1925). - Vgl.
Reiser, Chronik der Stadt Hechingen, Bd. 2 (wie Anm. 26), S. 22 f.; Waldenspul, Die Heimatfront (wie
Anm. 49), S. 35. - Zur Arbeitsstelle des Roten Kreuzes bei Buggle & Wiek siehe Hohenzollerische Blätter
Nr.211 vom 14.9.1916, Nr. 34 vom 10.2.1917, Nr. 193 vom 27.8.1917 u.a.
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