Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 216
(PDF, 88 MB)
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Rolf Vogt

zu kaufen, zum Verhängnis. Er kam im November 1915 in Sigmaringen in Polizeihaft
und musste als lästiger Ausländer ausreisen.143 Anna Rebholz, Gastwirtin im Adler in
Sigmaringen, sah sich bohrenden Fragen ausgesetzt, nachdem sie 1916 kurze Zeit zwei
aus dem Engländerlager Ruhleben bei Berlin entwichene britische Zivilinternierte beherbergt
hatte, ohne die polizeilich vorgeschriebenen Meldezettel zu führen.144 Im
Frühjahr 1918 suchte die Abwehrabteilung im Stellvertretenden Generalkommando in
Karlsruhe Ausländer, die bolschewistische Propaganda verbreiteten. Es seien keine verdächtigen
Ausländer bekannt, meldeten die Oberamtmänner in Hechingen, Sigmaringen
und Gammertingen übereinstimmend.145

Die Spionageabwehr in Hohenzollern wurde im Lauf des Krieges zweimal neu organisiert
. Zuständig - aber bislang kaum in Anspruch genommen - war bei Verdacht
auf Spionage oder Sabotage anfangs die beim Polizeipräsidenten in Berlin angesiedelte
Zentralpolizeistelle. Sie blieb auch nach dem Ubergang der vollziehenden Gewalt auf
die Generalkommandos der Armeekorps mit Verhängung des Kriegsrechts in der Verantwortung
. Seine Zuständigkeit für Hohenzollern trat das preußische Amt in Berlin in
der ersten Jahreshälfte 1915 an die württembergische Zentralpolizeistelle in Stuttgart
ab146 - der erste württembergische Zugriff auf das bisher nach Baden orientierte Hohenzollern
.

Die 1907 eingerichtete Stuttgarter Zentralpolizeistelle war der Königlich Württembergischen
Landespolizeizentralstelle angegliedert, die kurz vor dem Krieg neu gebildet
worden war. Die Verbrechensbekämpfung war bis zu diesem Zeitpunkt dezentral
angelegt. Neue erkennungsdienstliche Methoden wie Messung, Fotografie und Fingerabdrücke
, die seit der Jahrhundertwende Einzug in die Polizeiarbeit fanden, ließen eine
staatliche Institution wünschenswert erscheinen. Vom Württembergischen Landtag
am 18. Februar 1914 beschlossen, nahm die Landespolizeizentralstelle am 15. April
1914 den Dienst auf. Sie verwahrte die Fingerabdruckkartei, führte Steckbrief karten
und baute eine Kennzeichen- und Spitznamenkartei sowie eine Lichtbildersammlung
auf. Ihr oblag auch die schon seit dem 31. März 1914, also vor dem Krieg, eingeführte
Filmzensur. Die Zentralpolizeistelle diente der Spionagebekämpfung. Sie sammelte abwehrpolizeilich
relevante Erkenntnisse und wurde im Krieg mit weiteren Aufgaben wie
der Sicherung militärischer Geheimnisse, dem Schutz von kriegswichtigen Einrichtungen
vor Anschlägen, der Verfolgung von Ausspähung und Landesverrat, der Fahndung
nach entwichenen Kriegsgefangenen, dem Fliegernachrichtendienst sowie der Uber-

143 Hohenzollerische Volkszeitung Nr. 180 vom 8.8.1914. - StAS Dep. 1 (Stadtarchiv Sigmaringen) T 3-4
Nr. 330: Völkerkrieg, Bd. 1 (1914-1915).

144 StAS Dep. 1 (Stadtarchiv Sigmaringen) T 3-4 Nr. 331: Völkerkrieg, Bd. 2 (1916-1920).

145 StAS Ho 235 (Preußische Regierung Sigmaringen) T 3 Nr. 407: Bekämpfung der Sozialdemokratie und
Überwachung der anarchistischen Bewegung (1909-1919).

146 Der genaue Zeitpunkt des Ubergangs ist nicht bekannt. Er erfolgte vereinbarungsgemäß, also offenbar
auf preußisch-württembergisches Ubereinkommen, wie Rudolf Klaiber, der Leiter der Zentralpolizeistelle
in Stuttgart, bei Auflösung der Zusammenarbeit 1917 dem Regierungspräsidenten Graf Brühl in Sigmaringen
in Erinnerung rief. In den Polizeiakten des Regierungspräsidenten erscheint die Württembergische
Landespolizeizentralstelle erstmals im Juni 1915, siehe StAS Ho 235 (Preußische Regierung
Sigmaringen) T3 Nr. 404: Politische Polizeiangelegenheiten (1895-1924).

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