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Rolf Vogt
10. November auf - Tag eins nach der Revolution. Im Museum fanden die Vorstellungen
- „Der Störenfried" und „Im Weißen Rössl" - gefällige und gut besuchte Aufnahme
.176 Die Aufführungen in Sigmaringen am 13. und 14. November fielen allerdings
aus. Das Heimatfronttheater habe sich infolge der inneren Umwälzung aufgelöst, meldete
die Hohenzollerische Volkszeitung.177
8. SOZIALLEISTUNGEN
Ruhig gestellt wurde die Heimatfront lange Zeit durch ein fast unüberschaubares System
von Sozialleistungen.
Ehefrauen und Kinder der eingezogenen Soldaten erhielten als gesetzliche Leistung des
Reichs bei Bedürftigkeit monatliche Familienunterstützung. Unterstützungsberechtigt
waren Familien mit Vorkriegseinkommen von - je nach Regionalklasse - weniger als
1 000 bis 1 500 Mark. Der Reichstag reaktivierte das alte Militärgesetz von 1888 gleich
in den ersten Tagen des Kriegs. Die Amtsverbände in Hohenzollern wurden im Auftrag
des Reichs Träger der Unterstützung von Familien in den Dienst eingetretener Mannschaften
. Antragsbearbeitung und Auszahlung lagen in der Zuständigkeit der Städte
und Gemeinden. Je kleiner die Gemeinde, desto strenger die Maßstäbe der Bewilligung,
beobachtete Regierungspräsident Graf Brühl 1917. In der Stadt Hechingen waren 1916
nach dem Jahresbericht von Bürgermeister Anton Häußler 361 Frauen von insgesamt
1200 eingezogenen Soldaten unterstützungsberechtigt, in Sigmaringen 170 von 600.178
Ausgezahlt wurde die Unterstützung in Hechingen ähnlich wie die Löhne in der Industrie
alle zwei Wochen.
Die von Reichstag und Bundesrat festgesetzte gesetzliche Leistung lag zu Kriegsbeginn
bei monatlich 9 und ab November 1914 bei 12 Mark für Ehefrauen sowie 6 Mark
für Kinder unter 15 Jahren. Im November 1915 wurden die Sätze auf 15 und 7,50 Mark
angehoben, im November 1916 auf 20 und 10 Mark. Danach erlaubte das Reich den lokalen
Trägern Anpassungen nach ihren eigenen Verhältnissen um bis zu 5 Mark. Die
Amtsverbände Hechingen und Haigerloch erhöhten die Unterstützung im November
1918 letztmals um diesen Betrag.179 Mit freiwilligen Zuschüssen konnten die Amtsverbände
die gesetzliche Mindestunterstützung aufstocken. In Hohenzollern gewährte der
Amtsverband Sigmaringen 1916 mit knapp 14 Prozent den größten Zuschlag auf den
176 Hohenzollerische Blätter Nr. 255 vom 5.11.1918, Nr. 256 vom 6.11.1918, Nr. 258 vom 8.11.1918. -
Zoller Nr. 255 vom 5.11.1918, Nr. 258 vom 8.11.1918, Nr. 260 vom 11.11.1918.- Vgl. Andreas Zekorn:
Lesegesellschaften. Musik, Theater, Kunst - Kulturelles Leben in der Stadt Hechingen im 19. und in der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In: ZHG41 (2005), S. 47-75, hier S. 66.
177 Hohenzollerische Volkszeitung Nr. 261 vom 11.11.1918, Nr. 263 vom 13.11.1918.
178 StAS Ho 235 (Preußische Regierung Sigmaringen) T3 Nr. 71: Immediat-Zeitungsberichte, Besonderes
(1912-1918). - Hohenzollerische Blätter Nr. 39 vom 16.2.1917.
179 Reichsgesetzblatt Nr. 53 vom 4.8.1914, S. 332f., Nr. 134 vom 6.10.1915, S. 629, Nr. 14 vom 22.1.1916,
S. 55-58, Nr. 80 vom 23.4.1917, S.371, Nr. 195 vom 3.11.1917, S.985f., Nr. 132 vom 3.10.1918, S. 1223,
Nr. 176 vom 10.12.1918, S. 1411 f. - Hohenzollerische Blätter Nr. 187 vom 19.8.1914, Nr. 138 vom
17.6.1918, Nr. 235 vom 11.10.1918, Nr. 265 vom 16.11.1918 u.a. - Zoller Nr. 265 vom 16.11.1918 u.a.
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