Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 225
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Hungerjahre und Kriegsgewinne

Grundbetrag, der Amtsverband Haigerloch mit gut 2 Prozent den geringsten.180 In den
Amtsversammlungen des Amtsverbands Hechingen baten Abgeordnete mehrmals um
eine weitherzigere Auslegung der Unterstützungsbedürftigkeit und eine großzügigere
Bewilligung von Freiwilligkeitsleistungen. Sie stießen bei Oberamtmann Schoenfeld,
dem Vorsitzenden des Amtsausschusses, auf offene Ohren.181 Der Kreis der Unterstützungsberechtigten
wurde 1916 mit Bundesratsverordnung erweitert, der menschenverschlingende
Kriegsverlauf produzierte immer mehr Soldatenfamilien. Am Anfang
des Kriegs rechnete der Amtsverband Hechingen mit einem Aufwand von etwa
12 000 Mark monatlich, am Ende lagen die Ausgaben bei 90 000 Mark Mindestleistungen
und 22 000 Mark freiwilligen Zuschüssen.182 Insgesamt zahlte der Amtsverband
Hechingen von Kriegsbeginn bis März 1918 Mindestfamilien-Unterstützungen in Höhe
von 2,4 Millionen Mark und Unterstützungserhöhungen mit 107 000 Mark. Die
Ausgaben summierten sich bis zum Frühjahr 1919 auf rund 3 Millionen Mark, in ganz
Hohenzollern mussten während des Krieges rund 10 Millionen Mark Familienunterstützung
aufgebracht werden. So ließ es sich jedenfalls die Amtsversammlung Hechingen
in ihrer Sitzung am 14. April 1919 erklären.183

Die Leistungen des Reichs mussten von den Amtsverbänden vorfinanziert werden.
Ihre Belastung sei mittlerweile leider [...] recht stark, rechnete Regierungspräsident
Graf Brühl schon im Januar 1917 vor, die Hohenzollerischen Blätter fanden sie kolossal
. Der Amtsverband Hechingen griff zu außerplanmäßigen Schuldaufnahmen, um
seine Aufgaben zu bewältigen. Die Amtsversammlung bewilligte schon am 7. September
1914 den ersten Kontokorrent-Kredit und stimmte danach Jahr für Jahr der Erweiterung
des Kreditrahmens zu. 1915 genehmigte sie weitere 250 000 Mark, 1916 noch
einmal 800 000 Mark und in den Jahren 1917 und 1918 ebenfalls. Die Rückzahlungen
kamen eher zögerlich. Im Frühjahr 1919 hatte das Reich dem Amtsverband Hechingen
erst 762 000 Mark vergütet, wie der Hechinger Bürgermeister Anton Häußler seinen
Stadtverordneten in der Sitzung am 27. März 1919 erklärte.184

Die Versorgung der Kriegerfrauen und ihrer Kinder wurde in Hohenzollern für auskömmlich
gehalten. Als im Dezember 1918 darüber diskutiert wurde, wer zum Empfängerkreis
der Fürst-Wilhelm-Spende für Kriegsgeschädigte gehören solle, erreichte
den mit der Verteilung beauftragten Wohlfahrtsausschuss die Aufforderung, Kriegsteilnehmer
generell auszuschließen, da ihre Familien ja Unterstützung erhalten, „ihre
Frauen sich seidene Blusen und große Hüte angeschafft hätten'. Zahlreiche Kriegerfamilien
seien durch den Krieg vermögender geworden, stellte der Reichstagsabgeordne-

180 StAS Ho 235 (Preußische Regierung Sigmaringen) T 3 Nr. 71: Immediat-Zeitungsberichte, Besonderes
(1912-1918).

181 Hohenzollerische Blätter Nr. 67 vom 22.3.1915, Nr. 59 vom 12.3.1917.

182 Hohenzollerische Blätter Nr. 203 vom 7.9.1914, Nr. 70 vom 25.3.1918.

183 Hohenzollerische Blätter Nr. 88 vom 15.4.1919. - Zoller Nr. 88 vom 15.4.1919.

184 StAS Ho 235 (Preußische Regierung Sigmaringen) T 3 Nr. 71: Immediat-Zeitungsberichte, Besonderes
(1912-1918). - StAS Ho 235 (Preußische Regierung Sigmaringen) T3 Nr. 72: Unterlagen zu den Immedi-
at-Zeitungsberichten (1909-1918). - Hohenzollerische Blätter Nr.203 vom 7.9.1914, Nr. 67 vom
22.3.1915, Nr. 80 vom 8.4.1915, Nr. 51 vom 2.3.1916, Nr. 59 vom 12.3.1917, Nr. 66 vom 20.3.1917, Nr. 70
vom 25.3.1918, Nr. 77 vom 3.4.1918, Nr. 73 vom 28.3.1919, Nr. 88 vom 15.4.1919.

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