Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 233
(PDF, 88 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0241
Hungerjahre und Kriegsgewinne

rieht. Die Versammlung der Bezirksstelle
Hechingen des Vereins zur Beförderung
der Landwirthschaft und der Gewerbe im
Gasthaus Brielhof am 17. März 1918 eröffnete
Veterinärrat Karl Deubel als Vorsitzender
. Wir als das Heimatheer müßten
ausharren, wenn es noch so schwer werde
und das Gelöbnis erneuern, alles zu tun,
was den Sieg ermöglicht, forderte er. Um
aus dem furchtbaren Krieg herauszukommen
, dürfen wir das Heer nicht im Stiche
lassen, rief nach ihm Regierungspräsident
Graf Brühl.209 Friedrich Wallishauser
sprach von todesmutigen Truppen in der
Mitgliederversammlung des Gewerbevereins
Hechingen im Cafe Sträßle-Beck am
17. April 1918. Nur der Glaube an die hohe
Sendung des Deutschtums gewinne uns
diesen Krieg, war er überzeugt.210

Selbst die Arbeiter in Hohenzollern
hielten zur Stange. Oberamtmänner und
Regierungspräsident, die seit der Bis- Paul Paehler, Oberamtmann in Hechingen (Vorla-
marck-Zeit Sozialdemokratie und anar- ge: Hohenzollerisches Landesmuseum 84/936 j).
chistische Bewegung zu beobachten hatten
, machten sich 1918 keine Sorgen. Die

Stimmung unter der Arbeiterschaft in den Oberamtsbezirken Hechingen und Haigerloch
ist bei der außerordentlich hohen Verdienstmöglichkeit sehr gut, schrieb der Hechinger
Oberamtmann Paul Paehler am 18. April 1918 nach Sigmaringen. Die Arbeiter
leben noch besser als im Frieden und kümmern sich um die vermeintliche Verschleppung
der Wahlrechtsvorlage überhaupt nicht. Es ist nicht zu befürchten, daß es hier am
1. Mai zu Arbeitseinstellungen oder irgend welchen Kundgebungen kommen wird, war
er überzeugt. Ahnlich äußerte sich der Sigmaringer Oberamtmann Philipp Longard.
Sie sollten recht behalten. Im Juli hatte sich an ihrer Einschätzung nichts geändert. Das
Innenministerium in Berlin machte sich mittlerweile Sorgen um die Demonstrationen
und Streiks in den großen Städten und verlangte neue Berichte. Für Hohenzollern
konnte Graf Brühl beruhigen. Anzeichen, welche die Entfachung von Unruhen und
Streiks für die nächste Zeit erwarten ließen, sind mir nicht bekannt geworden, auch ist
bei den hiesigen ruhigen Verhältnissen mit der Wahrscheinlichkeit organisierter Unruhen
nicht zu rechnen, schrieb der Regierungspräsident am 15. Juli 1918 nach Berlin.211

209 Hohenzollerische Blätter Nr. 65 vom 18.3.1918.

210 Hohenzollerische Blätter Nr. 90 vom 18.4.1918.

211 StAS Ho 235 T 3 (Preußische Regierung Sigmaringen) Nr. 407: Bekämpfung der Sozialdemokratie und
Überwachung der anarchistischen Bewegung (1909-1919). - Wegen des Burgfriedens war die jährliche Berichtspflicht
über Sozialdemokratie und anarchistische Bewegung seit 1914 ausgesetzt. 1918 rief das Innenministerium
wegen der sich ausbreitenden Streiks zweimal Extra-Berichte ab.

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