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Xaver Henselmann (1881-1918)
chitektur zu. Mit einstimmigem Beschluss
wird Henselmann zum Sieger bestimmt,
verbunden mit einer einjährigen Studienreise
- vorzugsweise in Italien - und 3 000
Goldmark.33 Als der Stuttgarter Freund
Robert Bayer davon erfährt, sieht er sich
bestätigt in der schon früher geäußerten
Uberzeugung, daß du alle Fähigkeiten
zum Künstler hast, und setzt im Gratulationsschreiben
hinzu: Daß du dich nun zu
den Großen rechnen darfst [...] und ich
dich für einen ersten deutschen Architekten
halte.34
Xaver Henselmann nutzt sofort die
neue Chance: Zur Vorbereitung der großen
Reise beschäftigt er sich als außerordentlicher
Studierender an der Technischen
Hochschule München ein Semester lang
schwerpunktmäßig mit der Renaissance.35
Dann erfüllt sich sein Traum: Vom Herbst
1912 bis Ende 1913 ist Henselmann, wie er
in seinem Lebenslauf schreibt, für die
Akademie der Künste auf Studienreise
durch Deutschland, Dänemark, Böhmen,
Xaver Henselmann als stolzer Rompreis-Träger:
Der Ausweis der italienischen Generaldirektion für
Antike und Schöne Künste ermöglicht ihm den Zutritt
zu Museen und Monumenten in ganz Italien
(Vorlage: Adalbert Kienle).
Tirol, Schweiz, Italien und Nordägypten.36
Für Xaver Henselmann ist dies eine unvergleichliche Förderung. Allein in Rom verbringt
er acht Monate: Als einer der ersten Stipendiaten bezieht er ein großzügiges Atelier
in der deutschen Künstlerstätte Villa Massimo, die - 1910 von einem Industriellen
dem preußischen Staat gestiftet - bis heute als bedeutendste Einrichtung zur Spitzenförderung
deutscher Künstler durch Studienaufenthalte im Ausland gilt.37 Stolz be-
33 Großer Staatspreis der Königlichen Akademie der Künste Berlin 1912,27.10.1911, undatierte Abschrift
und Beglaubigung vom 24.4.1915 (StAS FAS Sa A7 Tl Nr. 735); siehe auch: Archiv der Akademie der
Künste Berlin PrAdK0727 (Fundstellenübersicht Xaver Henselmann, Konkurrenzen um den Großen
Staatspreis für Malerei, Bildhauerei und Architektur).
34 Brief Robert Bayers vom 12.11.1911 (StAS FAS Sa A 7 T1 Nr. 742).
35 Abgangszeugnis der Königlich Bayerischen Technischen Hochschule München, 16.8.1912, undatierte
Abschrift und Beglaubigung vom 26.6.1914 (StAS FAS Sa A 7 T1 Nr. 735).
36 Lebenslauf Xaver Henselmann, wiedergegeben in der Hohenzollerischen Volkszeitung im sog. Neunten
Heimatbrief, vermutlich 24.6.1932 (StAS FAS Sa A 7 T1 Nr. 734).
37 Michael Dorrmann: Eduard Arnhold (1849-1925). Eine biographische Studie zu Unternehmer- und
Mäzenatentum im Deutschen Kaiserreich. Berlin 2002, S. 177. Danach sind vor dem 1. Weltkrieg in der
Villa Massimo 19 Künstler als Stipendiaten der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin überliefert, als
einziger Architekt Xaver Henselmann. - Vgl. auch: 100 Jahre Deutsche Akademie Rom - Villa Massimo
1910-2010. Hg. von Joachim Blüher. Köln 2011, S. 15-72 sowie S. 317, und Villa Massimo 2013. Jahresbericht
, S. 302.
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