Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 252
(PDF, 88 MB)
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Adalbert Kienle

richtet Henselmann seinem Elternhaus über sein neubezogenes Atelier in der „Acca-
demia Tedesca Roma" (Deutsche Akademie in Rom): [...] es ist dies ein 70 qm großer
Arbeitsraum mit Ober- und Seitenlicht und einem Nebenraum für Geschirr, Staffeleien
. Neben dem Arbeitsraum ein großer Vorplatz, dann Küche und großes Wohnzimmer
nebst Schlafzimmer und Bad. Nach Norden ist eine Gartenterrasse mit Pergola und
ein breiter Wiesenstreifen. Jedes Atelier hat seinen besonderen Eingang, jeder Studierende
hat sein eigenes Haus. Nach dem Casino und der Bibliothek führt eine Zypressenallee
auf einen großen freien Platz mit Terrasse, von der man einen prachtvollen
Ausblick nach der Campagne und den Sabiner Bergen hat?%

Die 14 Skizzenbücher mit rund 700 Zeichnungen und Skizzen sowie Berechnungen
und kritischen Überlegungen zu Architektur und Kunst sind innerhalb des Hensel-
mann-Nachlasses ein besonderer Schatz. Rom, Florenz, Neapel, Palermo sowie norditalienische
Städte tun sich ihm als wahre Wunderwerke auf.39 Xaver Henselmann sieht
sich in seiner früher geäußerten Uberzeugung bestärkt, dass das Reisen mit sehenden
Augen das beste Bildungsmittel für die Architektur ist.40

Henselmann beschreibt den Zweck seiner Studienreise in seinem ersten Heft so: Die
Zeugen vergangener Kulturepochen, insbesondere ihre künstlerischen Ausdrucksformen
, den Geist, das Wesen und die Elemente der alten Kunst kennen und richtig schätzen
zu lernen. Ferner die Uberzeugung zu festigen, dass es unsere heiligste Pflicht ist, die
Alten nicht zu bestehlen, wohl aber in ihrer großen Auffassung für unsere ganz neuen
Kulturwerte den eigenen künstlerischen Ausdruck zu finden und zu erkämpfen.41

Der Rompreisträger Henselmann ist überwältigt von den Eindrücken im Sehnsuchtsland
der deutschen Künstler. Über Rom schreibt er: Wenn nicht alles trügt, wird
man wohl behaupten können, daß kein Flecken der Erde so überaus reich an Geschichte
, Glück und Unglück, höchster Lebensauffassung, großer Arbeit und Veränderung
ist.42

Von Florenz aus stellt er diesen nachdenklichen Vergleich: Groß in der Auffassung,
fein in der Ausarbeitung ist die Kunst der Renaissance - kleinlich ist der Geist undprotzig
sind die Geschöpfe unserer Kunst. Zwischen diesen beiden Welten scheint eine Unendlichkeit
zu liegen.43

Angesichts der vielen architektonischen Schätze in Italien gibt sich Henselmann
überzeugt: Es ist Vermessenheit, den Formenausdruck vergangener Epochen unseren
Zwecken unterzuordnen; nur die Schönheitsgesetze dürfen wir übernehmen, und durch
sie muss der Künstler die heutige Ausdrucksform finden.44

38 Brief Xaver Henselmanns an die Eltern, Rom, 16.4.1913; zitiert nach Bumiller, Materialsammlung
(wie Anm. 4).

39 StAS FAS Sa A7T1 Nr. 698-711.

40 Brief Xaver Henselmanns an die Eltern, Dresden, 18.12.1911; zitiert nach Bumiller, Materialsammlung
(wie Anm. 4).

41 Xaver Henselmann, Skizzen und Notizen von der Italienreise 1912, Oktober 1912, S. 2 (StAS FAS Sa
A 7 T1 Nr. 698).

42 Ebd., S. 16.

43 Xaver Henselmann, Skizzen und Notizen von der Italienreise, Heft 9, Florenz, Januar 1913, S. 1 (StAS
FAS Sa A 7 T1 Nr. 706).

44 Xaver Henselmann, Skizzen und Notizen von der Italienreise, Heft 8, Florenz und Siena 1913, S. 3
(StAS FAS Sa A7 T1 Nr. 705).

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