Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 278
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0286
Christine Dölker

1910 erfolgte der Umzug von Stuttgart nach Dresden. Dort war Henselmann zunächst
im Architekturbüro Lossow & Kühne26 und anschließend bei Professor Martin
Dülfer27 beschäftigt. Letzterer, der seit 1906 als Ordinarius für das Entwerfen von
Hochbauten an der TH Dresden lehrte, sollte sich 1911 auf dem IX. Internationalen
Architekten-Kongress in Rom für eine bessere Ausbildung des jungen Architekten in
Bezug auf Erfassung des Raumgedankens und der Baugruppierung28 aussprechen. Der
Kongress kam infolgedessen überein, daß 1. zum Studium der Architektur dieselbe
Vorbildung nötig sei, wie zum Studium anderer akademischer Fächer; 2. daß nur derjenige
sich Architekt nennen dürfe, der ein regelrechtes Staatsexamen absolviert habe; 3.
daß nur wirkliche Architekten, d. h. solche, die das Staatsexamen gemacht haben, zum
Entwurf und zur Ausführung von öffentlichen Bauten zugelassen werden sollend

Von Dresden aus beteiligte sich Henselmann weiterhin an Architekturkonkurrenzen
und reichte vor allem Vorschläge für Schulbauten, Kirchen und Friedhöfe ein. Seine
Entwürfe für die Oberrealschule Jena (1911, heute: Staatlich Kooperative Gesamt-

26 William Lossow (1852-1914) und Max Hans Kühne (1874-1942) hatten 1906 die Sozietät ins Leben gerufen
. Im gleichen Jahr wurde Lossow als Direktor der Dresdener Kunstgewerbeschule berufen. Während
er sich in vielen Gremien für die Erneuerung des sächsischen Kunstlebens stark machte, dürfte die Hauptverantwortung
für das Architekturbüro indes bei seinem Schwiegersohn Kühne gelegen haben. Zu den bedeutendsten
öffentlichen Gebäuden, Sakral- und Industriebauten, Villen und Wohnhäusern der Sozietät
Lossow und Kühne zählten neben der evangelischen Kirche in Zinnwald (1908-1909, von Xaver Henselmann
1910 zeichnerisch festgehalten: StAS FAS Sa A 7 T1 Nr. 535), der Synagoge in Görlitz (1909, 1910-

1911 erbaut und ebenfalls von Xaver Henselmann in einer Innenansicht dokumentiert: StAS FAS Sa A 7 T1
Nr. 170), das neue Königliche Schauspielhaus in Dresden (1910,1912-1913 errichtet) und nicht zuletzt der
Leipziger Hauptbahnhof, für dessen Errichtung Lossow und Kühne im Wettbewerb von 1906 den Zuschlag
erhielten und der, 1909-1915 ausgeführt, nicht nur Europas größter Kopfbahnhof darstellte sondern
den beiden auch ihren Platz in der deutschen Architekturgeschichte sicherte. - Zur Vita William Lossows
vgl. William Lossow. In: Deutsche Bauzeitung. Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher
Architekten- und Ingenieur-Vereine XLVIII. Jahrgang Nr. 50 vom 24.6.1914, S. 490f. - Matthias Donath
: Lossow, William. In: Martina Schattkowsky (Bearb.): Sächsische Biografle (wie Anm. 26) (Onlinefassung
: http://www.isgv.de/saebi/, eingesehen am 7.1.2015). - Zur Vita Max Hans Kühnes vgl. Hans
Reuther: Kühne, Max Hans. In: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 201 £. (Onlinefassung: http://
www.deutsche-biographie.de/pndl22904850.html, eingesehen am 14.11.2014).

27 Martin Dülfer (1859-1942), ausgebildet an den Technischen Hochschulen in Hannover, Stuttgart und
München (Abschluss 1885/86 ebd. bei Friedrich von Thiersch), lehrte bis 1929 an der TH Dresden. 1908-

1912 war er Vorsitzender des Bundes Deutscher Architekten (BDA). Bekannt wurde Dülfer neben seinem
Beitrag zur Weltausstellung 1904 in St. Louis vor allem für seine Theaterbauten, u. a. das Stadttheater Duisburg
und das Schauspielhaus Dresden - beide 1910, letzteres wurde gemeinsam mit den Architekten Lossow
und Kühne ausgeführt. Stilistisch sind in Dülfers Werk Anregungen aus dem Jugendstil zu erkennen
und gleichzeitig, wie damals üblich, das Streben nach einer national betonten neuen Architektur. Sein Dualismus
zwischen Dekoration und Konstruktion, dem damals einsetzenden Siegeszug des Stahlbaus, ließen
ihn zu einem umstrittenen, jedoch für das Bauwesen im 20. Jahrhundert wichtigen Wegbereiter werden. -
Zur Vita Martin Dülfers vgl. Otto Schubert: Dülfer, Martin. In: Neue Deutsche Biographie 4 (1959),
S. 159 f. (Onlinefassung: http://www.deutsche-biographie.de/pndll9495333.html, eingesehen am
14.11.2014).

28 Deutsche Bauzeitung XLVI. Jahrgang Nr. 2 vom 6.1.1912, S. 26.

29 Ebd.

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