Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 284
(PDF, 88 MB)
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Christine Dölker

2.2.2 Henselmanns Erfolg: Modernes Problem

Einsendeschluss für die Entwürfe war zunächst der 25. Juli 1911, der Termin wurde jedoch
bis zum 1. September des Jahres verlängert.47 Seine Tätigkeit für die Architekten-
sozietät Lossow & Kühne, die sich neben dem Villenbau vor allem in Großprojekten
profilierte, dürfte Henselmann in künstlerischen wie organisatorischen Belangen genügend
Selbstbewusstsein verschafft haben, um - das Ziel der beruflichen Selbstständigkeit
vor Augen - einen eigenständigen Entwurf einzureichen. Beurteilt wurden die
Entwürfe von einem fünfköpfigen Preisgericht, zu dem neben Leonhard Tietz der Düsseldorfer
Kaufmann Hermann Schlöndorff, Landesbaurat a. D. Carl Rehorst in seiner
Funktion als Beigeordneter der Stadt Köln und Hermann Muthesius gehörten. Der
Dresdener Stadtbaurat Professor Hans Erlwein, der wie Muthesius Gründungsmitglied
des 1907 ins Leben gerufenen Deutschen Werkbundes war, wurde als Ersatzmann für
Dr. Ludwig Hoffmann in die Jury berufen. Darüber hinaus zählte Erlwein 1905 neben
William Lossow und Max Hans Kühne zu den Mitbegründern der Künstlervereinigung
Die Zunft, einer Gruppe, die sich um eine engere Verbindung von Architektur, Bildhauerkunst
und Malerei bemühte.48

Obwohl es sich im Falle des Warenhauses der Leonhard Tietz AG um ein privatwirtschaftliches
Bauvorhaben handelte, so waren drei der fünf Preisrichter als Fachleute
im öffentlichen Dienst beschäftigt - was hinsichtlich des Bauvorhabens „ein bezeichnendes
Licht [...] auf die sensible Beziehung zum Standort Innenstadt, das
Bekenntnis zur behutsamen Stadtentwicklung"49 warf. Darüber hinaus unterstrich das
fachliche Renommee jedes einzelnen Preisrichters die Bedeutsamkeit der Ausschreibung
und dessen war sich Xaver Henselmann durchaus bewusst. Sein Beitrag, Nr. 151
im Wettbewerb, geht daher mit Sicherheit über das Stadium des Ausprobierens hinaus
und stellt einen weiteren Baustein der Henselmannschen Karriereplanung dar.

Am 19./20. September 1911 trat das Preisgericht in Köln zusammen. Von 161 Entwürfen
wurden 157 in einem ersten Durchgang begutachtet (vier waren ausgeschieden,
da die Urheber durch Mitteilung ihrer Beteiligung ans Preisgericht ihre Anonymität
verletzt hatten). Verstöße gegen das Bauprogramm oder erhebliche Mängel bezüglich
Architektur oder Grundriss reduzierten die Zahl der in der zweiten Runde zur Dis-

47 Vgl. ebd. - Zur Fristverlängerung vgl. Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsass-Lothringen
VIII. Jahrgang Nr. 28 vom 15.7.1911, S.225.

48 Zur Besetzung des Preisgerichts vgl. Aus dem Ausschreiben. In: Deutsche Konkurrenzen (wie
Anm. 41), S. 2. - Hans Erlwein (1872-1914) trat für eine großstädtische, der Tradition und Harmonie verpflichtete
Bauweise ein und prägte in seiner neunjährigen Amtszeit als Stadtbaurat das Stadtbild Dresdens
maßgeblich. Zur Vita Hans Erlweins vgl. Matthias Donath: Erlwein, Hans (Johannes) Jakob. In: Sächsische
Biografle (wie Anm. 26). (Onlinefassung: http://www.isgv.de/saebi/, eingesehen am 1.2.2015). -
Ludwig Hoffmann (1852-1932), Geheimer Baurat in Berlin, war nicht nur ein Freund Alfred Messels, sondern
seit 1906 zudem ordentliches Mitglied der preußischen Akademie der Künste - eben jener Institution
, die im Jahre des Wettbewerbes Xaver Henselmann den Großen Staatspreis zuerkennen sollte. Zur Auszeichnung
Henselmanns vgl. Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsass-Lothringen
VIII. Jahrgang Nr. 44 vom 4.11.1911, S. 360: Großer Staatspreis der K. Akademie der Künste in Berlin. Als
Sieger um den Großen Staatspreis im Betrage von 3300 M. ist für das Gebiet der Architektur Architekt Xaver
Henselmann - Dresden hervorgegangen.

49 Busch-Petersen, Leonhard Tietz (wie Anm. 31), S. 75.

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