Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 285
(PDF, 88 MB)
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Von Sigmaringen nach Washington D. C.

kussion gestellten Entwürfe auf 50, von denen nur noch 13 für den dritten Durchgang
vorgesehen waren. Unter diesen in engste Wahl gekommenen [13] Entwürfe befanden
sich solche mit hervorragendem Grundriß, die aber architektonisch unzulänglich waren,
ebenso wie Entwürfe, die sich architektonisch auszeichneten, ohne im Grundriß den zu
stellenden Anforderungen zu genügen.50

Henselmanns Modernes Problem schaffte es unter die ersten sechs Entwürfe, wobei
das Preisgericht befand: Der Grundriß ist nicht ganz einwandfrei, namentlich ist der
Raum hinter der an der Längsseite des Lichthofes eingebauten großen Treppe nicht hinlänglich
belichtet. Die Anordnung einer Vorhalle an der Hohen Straße wird vom kaufmännischen
Standpunkte nicht für annehmbar erachtet. Die Architektur bringt bei einzelnen
Mängeln in den Einzelheiten den Zweck des Hauses klar zum Ausdruck und
zeigt gute Beherrschung der Masse.51

Wilhelm Kreis52, ebenfalls Zunft-Gründungsmitglied und 1904 Architekt der deutschen
Ausstellungshalle der Weltausstellung in St. Louis, konnte sowohl den ersten als
auch den zweiten Preis auf sich vereinigen, jedoch gelangt[e] keiner der preisgekrönten
Entwürfe ungeändert zur Ausführung. Der Träger des ersten und zweiten Preises, Herr
Professor Kreis, ist von der Firma Tietz beauftragt, einen neuen Entwurf für die Ausführung
auszuarbeiten.53 Zwar wurde auch in diesem Wettbewerbsverfahren wie bereits
angedeutet streng auf die Anonymität der einzelnen Beiträge geachtet, jedoch besaß
der Name Kreis in der Leonhard Tietz AG bereits einen guten Ruf: 1906/07 war
sein Entwurf für die Düsseldorfer Filiale angekauft worden, den Wettbewerb um den
Neubau in Elberfeld konnte er für sich entscheiden, der 1912-14 in Köln ausgeführte
und am 8. April 1914 eingeweihte Bau sollte Kreis' größtes Warenhaus werden. Leonhard
Tietz verstarb 65-jährig am 14. November 1914. Das Kölner Haus, das gleichzeitig
Firmenzentrale war, stellte damals im wirtschaftlichen wie architektonischen Sinne
den Höhepunkt seines Lebenswerkes dar.

Für Xaver Henselmann, der bereits 1909 Wilhelm Kreis im Wettbewerb um die Kölner
Kunstgewerbe- und Handwerkerschule unterlegen war, bedeutete der Ankauf seines
Entwurfes dennoch ein Erfolg - in finanzieller Hinsicht, denn Leonhard Tietz entlohnte
ihn mit der für damalige Verhältnisse durchaus stattlichen Summe von
2 000 Mark und gleichzeitig in professioneller Hinsicht, denn er hatte sich damit in dem
für ihn noch neuen Metier der Warenhausarchitektur behaupten können. Vier der sechs

50 Aus dem Gutachten des Preisgerichts. In: Deutsche Konkurrenzen (wie Anm. 41), S. 4.

51 Ebd.

52 Wilhelm Kreis (1873-1955) gehörte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit Sicherheit zu den angesehensten
und zugleich umstrittensten Architekten, denn es war ihm fast immer gelungen, dem jeweiligen
Zeitgeist und den politischen Verhältnissen entsprechende Bauprojekte umzusetzen. Der deutschnational
gesinnte Kreis sollte 1925 das Grabmal für den verstorbenen Warenhauskönig auf dem jüdischen
Friedhof in Köln gestalten und nach dem Zweiten Weltkrieg Vorschläge zum Umbau der Kaufhof-Warenhäuser
in Köln und Wuppertal-Elberfeld unterbreiten. 1946 im Entnazifizierungsverfahren als „Mitläufer
" eingestuft, erhielt der Träger des Großen Staatspreises von 1899 im Jahre 1953 anlässlich seines
80. Geburtstages als Zeichen hoher Wertschätzung das Große Bundesverdienstkreuz verliehen. - Zu Vita
und Werk von Wilhelm Kreis vgl. u. a.: Wilfried Nerdinger und Ekkehard Mai (Hgg.): Wilhelm Kreis.
Architekt zwischen Kaiserreich und Demokratie 1873-1955. München 1997.

53 Bauausführung. In: Deutsche Konkurrenzen (wie Anm. 41), S. 4.

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