Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 299
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0307
Von Sigmaringen nach Washington D. C.

worden war, und Botschafter von Bernstorff. Die Entscheidung des Preisgerichts war
nicht einhellig gefallen, die deutsche Architektenschaft lehnte das Votum ab und kritisierte
Möhrings Entwurf, der in ihren Augen zu konservativ, zu althergebracht wirkte,
als dass er einem Botschaftsgebäude gerecht werden könnte - zumal es nach dem Verständnis
der Architekten fortschrittlichere Beiträge, wie den Martin Dülfers, der mit
dem dritten Preis bedacht worden war, gegeben hatte.81 Die Debatte um die Preisvergabe
dauerte vom Spätsommer 1913 an bis weit in das nächste Jahr und war nicht allein
auf den Entwurf Möhrings beschränkt.

Auch wurde die Kompetenz des Preisgerichts angezweifelt. Wir hatten schon bei der
großen Mangelhaftigkeit, die sich in der Vorbereitung der Unterlagen zeigte, an der,
wie es scheint, nicht alle Preisrichter durch Beratung beteiligt waren, der Tätigkeit des
Preisgerichtes nicht ohne einige Besorgnis entgegen gesehen*2 Das Preisgericht sei
durchaus qualifiziert gewesen, jedoch nicht nur wir hatten den Eindruck, als ob sich die
sachverständigen Mitglieder des Preisgerichtes bei der letzten Entscheidung nicht ihres
vollen Einflusses bedient hätten*3 Mit scharfem Ton wurden die Preisrichter abqualifiziert
: Die Einzigen, die dieser Situation nicht gerecht geworden waren, waren die Preisrichter
, die merkwürdigerweise alles ablehnten, was großzügig, was im künstlerischen
Sinne monumental und repräsentativ entwickelt war [...] So ergibt sich das merkwürdige
Resultat, daß aus einem Preisausschreiben mit einem durchweg respektablen Gesamtniveau
gerade die Entwürfe ausgezeichnet worden sind, die man nicht ausgeführt
sehen möchte, daß [...] die Preisrichter hier die scheinbar Einzigen waren, die den ganzen
Wettbewerb nicht begriffen.84 Dr.-Ing. Weishaupt attestierte dem Preisgericht zwar
Fehler in der Vorbereitung des Wettbewerbes, im Entscheidungsprozess hingegen
Leichtigkeit und Beweglichkeit.85

Die an den Wettbewerb anschließende Stildebatte richtete sich keineswegs gegen
Bruno Möhring als Verfasser des prämierten Entwurfs, sondern diskutierte vielmehr
die Frage, welche künstlerische und imagefördernde Botschaft dem Neubau in Washington
hätte beigemessen werden können, hätten die Preisrichter anders entschieden:
Es steht das Ansehen der deutschen Kunst, das in St. Petersburg eine so ernste Einbuße
erlitten hat, in einem Lande auf dem Spiel, das für das wirtschaftliche Blühen Deutschlands
von geradezu ausschlaggebender Bedeutung ist. Da sollte man meinen, das für die
Förderung dieses Ansehens das Allerbeste, was deutsche Kunst zu leisten vermag, gerade
gut genug ist. Und stattdessen ein Entwurf, dessen des künstlerischen Schwunges entbehrende
Haltung darauf hindeutet, daß er nur mühsam und nicht unter dem freien

81 Vgl. Hoffmann, Architektur (wie Anm. 59), S. 253 f. - Möhrings Entwurf wurde, wohlwollend kommentiert
, im Zentralblatt der Bauverwaltung publiziert: S.: Wettbewerb um Vorentwürfe für das Haus der
Deutschen Botschaft in Washington. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Hg. vom Ministerium der öffentlichen
Arbeiten 33. Jahrgang Nr. 75 vom 20.9.1913, S. 492f.

82 Deutsche Bauzeitung XLVII. Jahrgang Nr. 76 vom 20.9.1913, S. 692.

83 H.: Das Ansehen deutscher Kunst im Auslande und der Wettbewerb um den Neubau des Botschafts-
Gebäudes in Washington. In: Deutsche Bauzeitung XLVII. Jahrgang Nr. 80 vom 4.10.1913, S. 721-726,
hier S. 722.

84 Albert Hofmann: Zur Frage eines neuen deutschen Botschafts-Gebäudes in Washington. In: Deutsche
Bauzeitung XLVII. Jahrgang Nr. 88 vom 1.11.1913, S. 802-804, hier S. 803.

85 Weishaupt, Wettbewerb (wie Anm. 65), S. 839.

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