Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 307
(PDF, 88 MB)
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Von Sigmaringen nach Washington D. C.

4.2.2 Otto103

Im Gegensatz dazu sah der zweite Entwurf, dem letztlich - auch wenn er nicht prämiert
wurde - größerer Erfolg beschieden war, eine Rotunde, das heißt einen Zentralbau
von kreisrundem Grundriss vor. Im Gesamtmaß von Deichkrone bis Abschluss
mit 32,6 m nur unwesentlich niedriger als der vorherige Entwurf und ebenfalls von Lindenbäumen
gesäumt, folgte Henselmann hier dem Prinzip antiker Rundtempel, wie
dem Vesta-Tempel, den er in Rom gesehen und studiert hatte.104 Die zentrale Säule ersetzte
dabei den sakralen Tempelraum. Diese Säule als Treppenhaus beibehaltend erhöhte
er im zweiten Entwurf die Zahl der äußeren, in ihrem Grundriss zwölf eckigen
Säulen auf zwölf und verringerte dabei deren Durchmesser von 2,1 m auf 1,5 m pro
Säule. Durch veränderte Proportionierung der einzelnen Ebenen gelingt es Henselmann
hier, den niedrigeren Bau höher wirken zu lassen. Dies ist trotz höherem Sockel
(5,5 m) vor allem den mit 17,2 m ungleich höheren Säulen, dem geraden Abschluss, der
vergleichsweise geringen Gesimshöhe und der darüber aufragenden Brüstung geschuldet
- Gesims und Brüstung sind zusammen gerade einmal 9,9 m hoch. Optisch wird
dies durch die Beschaffenheit der Brüstung, 16 Pfeiler im Grundmaß 80 x 90 cm unterstrichen
. Zum Vergleich: Gewölbe, Gesims und Turmhelm des Entwurfes Dank der
Heimat brachten es bei einer Säulenhöhe von 14,75 m auf stolze 14,3 m und ließen das
Bauwerk damit ungleich gedrungener, massiger, näher am Archetypus Götterdämmerung
angelehnt wirken. Im Entwurf Otto wurde die Feuerschale im Boden zwischen
Gesims und Balustrade versenkt, so dass letztere bei entsprechender Befeuerung wie
eine Laterne ausgeleuchtet würde.

Der geplante Standort hatte Auswirkungen auf den Tiefbau. Während der Korpus
des ersten Entwurfes mittels Pfeilern auf einer einzelnen, 1,8 m starken Platte rund acht
Meter unter der Deichkrone fußte, sah Henselmann im Entwurf Otto eine ähnliche
Tiefe vor, jedoch bestand hier die Platte bei einer Stärke von 1,7 m aus fünf Segmenten.

Insgesamt ist dieser zweite Entwurf weiter vom Modellentwurf Götterdämmerung
entfernt - was sich bei der Beurteilung durch das Preisgericht auszahlen sollte.

4.3 Die Prämierung des Entwurfs: Baubeginn 1. August 1914

Am 10. Juni 1914 trat das 15-köpfige Preisgericht, das aus Beamten und Fachleuten bestand
- unter ihnen Bruno Möhring105 - in der städtischen Schule in Genthin zusammen
:

103 Von dem Entwurf sind folgende Blätter erhalten: Perspektive: StAS FAS Sa A 7 T1 Nr. 61. - Ansicht
nach der Elbe und Grundriss: StAS FAS Sa A 7 T1 Nr. 62. - Schnitt und Lageplan: StAS FAS Sa A 7 T1
Nr. 63. - Erläuterung des Wettbewerbsbeitrages, die zudem auch das im nachfolgenden Kapitel 4.3 zitierte
Protokoll des Preisgerichts enthält: StAS FAS Sa A 7 T1 Nr. 712.

104 Die Studie des Vestatempels ist neben weiteren Zeichnungen antiker Bauten in Rom in Xaver Hen-
selmanns Skizzenbuch Nr. VII enthalten (StAS FAS Sa A 7 T1 Nr. 704).

105 Bruno Möhring hatte 1907/08 die Bismarckwarte auf dem Marienberg in Brandenburg a.d. Havel errichtet
und sollte sich 1915-17 für die Errichtung des Bismarckturms in Burg (Spreewald) verantwortlich
zeichnen. Beide Bauwerke haben die Weltkriege überdauert, jedoch wurde die Bismarckwarte in Brandenburg
, die 1958 in Friedenswarte umbenannt worden war, 1974 bis auf den Sockel gesprengt. Dieser
trägt heute noch den anschließend zum 25. Jahrestag der DDR errichteten gläsernen Aussichtsturm.

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