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Von Sigmaringen nach Washington D. C.
würfe für Kriegs-Denkmäler und Kriegergrabdenkmäler aus Granit111 mit einem Gesamtpreisgeld
von 5 000 Mark auslobe. Inwiefern Henselmanns Entwürfe sich tatsächlich
auf einen Wettbewerb dieser oder vergleichbarer Art bezogen oder aus eigenem
Antrieb entstanden sind, um möglicherweise in den Kriegsausgaben verschiedener
Fachzeitungen oder als Postkarten publiziert zu werden, lässt sich zum gegenwärtigen
Zeitpunkt nicht klären. Die Gemeinsamkeit der Entwürfe besteht in deren Monumentalität
, Motto und Denkmaltypus variieren hingegen. Henselmann entwarf Siegessäulen
und Heldengräber, dem deutschen Volk gewidmete Zentralbauten, die an antike
Vorbilder, aber auch an Architekturentwürfe der französischen Revolutionszeit und in
ihrer Monumentalität an das für die Elisenhöhe bei Bingen am Rhein geplante Bismarck
-Nationaldenkmal erinnern.
Das Kriegsende selbst erlebte er nicht mehr. Henselmann verstarb ledig und kinderlos
am 9. Juni 1918 im Feldlazarett Nr. 256 bei Ensisheim.112 Sein Leichnam wurde bereits
wenige Tage später von dort nach Laiz überführt und auf dem Kirchhof beigesetzt
. 1921 schuf der ebenfalls aus Laiz stammende Bildhauer Josef Henselmann das
Grabdenkmal für ihn und den bereits 1916 als Füsilier des preußischen Füsilier-Regiments
Fürst Karl-Anton von Hohenzollern Nr. 40 gefallenen Landwirt und Bäcker Hubert
Maier, dessen Leichnam ebenfalls nach Hause überführt worden war.
EPILOG
Auch wenn der Grabstein heute, fast hundert Jahre später, zusehends verwittert, so erscheint
die darin ablesbare Wahrnehmung der Verstorbenen erwähnenswert. Der Stahlhelm
, unterhalb des Kirchenfensters als Relief wiedergegeben, und Aussagen über die
Regimentszugehörigkeit in den Inschriften deuten auf die Todesumstände hin, jedoch
ohne diese als Heldentod für Volk und Vaterland zu stilisieren. Die steinernen Porträts
Hubert Maiers und Xaver Henselmanns weisen zudem, mit den Attributen ihres jeweiligen
Berufsstandes ausgestattet, die Toten nicht als Soldaten, sondern als Zivilisten
aus. Die Kernaussage Ich wollte formen und schaffen - Gott ließ meine Pläne zerschellen
zeugt von der Idee eines in letzter Instanz durch Gott vorherbestimmten Lebensweges
und lässt offen, inwiefern der Erste Weltkrieg von Henselmann und seinen Hinterbliebenen
als gottgewollt verstanden wurde. Gleichzeitig verleitet die Aussage im
Falle Henselmanns zu spekulativen Fragen.
Die Tatsache, dass in den Jahren vor Kriegsbeginn einige Entwürfe Henselmanns angekauft
wurden und jener für die Oberrealschule in Jena (1911) auch umgesetzt wurde
, mag zwar darauf hinweisen, dass er sich auf Erfolgskurs befand, jedoch bedeutete
der Erste Weltkrieg im gesellschaftlichen und kulturellen wie auch im politischen Sinne
einen gravierenden Einschnitt. Für nicht wenige der Kriegsheimkehrer, unter ihnen
111 Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsass-Lothringen XIII. Jahrgang Nr. 1/2 vom
1./15.1.1916, S.8.
112 Zum Sterbedatum und den Todesumständen vgl. Sterberegister Laiz 1907-1938, Eintrag 6/1918 (StAS
Dep. 1 T44 Nr. 9).
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