Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 329
(PDF, 88 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0337
Aufenthaltsrecht auch für Zigeuner?

land strömten, die eine tatsächliche oder eingebildete
Konkurrenz für die in Dörfern tätigen
Handwerker und Krämer darstellten. Die Zu-
wanderer wurden als Fremde wahrgenommen,
die umso stärker auffielen, je mehr sie sich in
ihrer gesamten Lebensweise von der einheimischen
sesshaften Gesellschaft unterschieden.45
Die Anwesenheit der Zigeuner und der nach
Zigeunerart herumziehenden Personen, wie
man die Fahrenden fortan stereotyp nannte,
wurde im deutschen Kaiserreich zum Problem,
die Rede von einer sich stetig ausbreitenden Zigeunerplage
zum geflügelten Wort. Das vordem
kaum kontrollierbare Volk auf der Straße
sollte künftig auf Reichs- wie auf Länder- und
Kommunalebene mit Ausweis- und Meldepflichten
lückenlos erfasst werden. Dies geschah
mit erheblichem bürokratischen Aufwand
, von dem man sich im Unterschied zu
den früher oftmals wenig wirksamen Repressionsmaßnahmen
eine deutlich größere Effektivität
erhoffte.

Diese Entwicklung lässt sich auch im preußischen
Hohenzollern beobachten. Man ging
als Reaktion auf die gewandelte Situation zweigleisig
vor. Mit Erlass vom 30. April 1887 verfügte
der preußische Innenminister Puttkammer
zum einen die Ausweisung ausländischer
Zigeunerbanden aus Hohenzollern, zum anderen
eine verstärkte Kontrolle der so genannten

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Oberdischinger Diebsliste, 1799
(wie Anm. 41).

inländischen Zigeuner, also jener, die Reichsangehörige
waren und unter zeitweisem Verlassen ihres Wohnsitzes im Inlande umherzuziehen
pflegend Obwohl insgesamt nur wenige, seien sie dem Publikum lästig, was das
planmäßige Vorgehen der Behörden rechtfertige. Die hohenzollerischen Gemeinden
wurden angehalten, Berichte über herumziehende Zigeunerbanden an die Oberämter
zu liefern. Mangels größerer Vorkommnisse fielen die stereotypen Rückmeldungen
meist ziemlich dürftig aus. Die vorgesetzte Behörde erfuhr zum Beispiel für Steinhofen,
dass in unregelmäßigen Abständen kleinere Zigeunergruppen unterschiedlich lange auf
den nach Westen gelegenen Plätzen vor dem Dorf lagerten, ohne ihre Kinder in die
Schule zu schicken.

45 Vgl. Herbert Spaich: Fremd in Deutschland. Auf der Suche nach Heimat. Weinheim und Basel 1981,
bes. S. 23-61 („Diß eilend Volck - die Zigeuner").

46 Vgl. StAS Ho 13 T1 Nr. 824 (Bekämpfung des Umherziehens von Zigeunerbanden, Bd. 1,1886-1925).

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