Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 344
(PDF, 88 MB)
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Paul Münch

ner einmieteten oder auf denen sie in ihren Wagen kampieren und ihre Pferde unterstellen
konnten. Die meisten wohnten im Hauptgebäude und in Nebengebäuden der
,Sonne' (1). Die Gastwirtschaft stand an der heutigen Hechinger Straße 7 (früher Hausnummer
47), da wo gegenwärtig der Kindergarten „Spatzennest" seinen Platz hat. Ihre
exponierte Lage und ein vom Sonnenwirt 1933 errichteter Neubau (2) an der Hechinger
Straße 35 (früher Hausnummer 146) mit einem großen Hof brachte den
Sonnenwirt mit allen in Kontakt, die über die Reichsstraße durch den Ort kamen.91

5.1. Die ,Sonne' und der Sonnenwirt Julius Klink

Die Gastwirtschaft ,Sonne' samt den Nebengebäuden und der dazu gehörenden De-
pendance wurde im Verlauf weniger Jahre der wichtigste Anlaufpunkt für die Steinhofener
Zigeuner, aber auch für andere Interessenten und Gäste, die sich in den Fremdenzimmern
des Hauptgebäudes und in den neu errichteten Wohnungen einmieteten.92
Möglich machte dies der Sonnenwirt Julius Klink, die wichtigste Figur der Zigeunergeschichte
Steinhofens. Klink war kein Einheimischer.93 Am 11. Mai 1884 in Stuttgart
als Sohn des Schreinermeisters Friedrich Klink und dessen Frau Pauline, geb. Ziegler,
geboren, heiratete er am 29. August 1905 Katharina Fischer aus Steinhofen, Tochter des
Bauern Johann Fischer und dessen Frau Martina, geb. Fecker. Klinks Ehefrau brachte
einiges Vermögen in die Ehe. Dem Paar gehörten 20 Morgen Land und die Gastwirtschaft
,Sonne' mit Fremdenzimmern und Nebengebäuden.94 Der gesamte Besitz war
nicht auf Julius Klink, sondern auf seine Frau eingetragen, was angesichts der vielen
Prozesse, in die sich Klink verwickelte und in die er hineingezogen wurde, strategisch
klug war. Sein Brot verdiente Klink anfangs (seit 1907) als Prozessagent oder Rechtskonsulent
, nach eigenen Angaben ernannt vom Hechinger Landgerichtspräsidenten
und bestätigt vom Frankfurter Oberlandesgericht, wohl aber nur für Hechingen zugelassen
.95 Seine juristischen Kenntnisse hatte er sich durch eine frühere mehrjährige Tätigkeit
in verschiedenen Anwaltsbüros erworben.96 Als „Winkeladvokat" konnte er ärmere
Leute, die sich keinen Rechtsanwalt mit akademischer Ausbildung leisten
konnten, vertreten. Auftritte vor höheren Instanzen blieben den studierten Anwälten
vorbehalten. Doch Klinks stilistische Sicherheit, insbesondere im Vergleich mit den oft
unbeholfenen Schriftsätzen der dörflichen Verwaltung, und seine unbestreitbare juristische
Kompetenz versetzten ihn in die Lage, den Behörden selbstbewusst entgegen
treten zu können.97 Die Akten zeichnen Klink als Menschen, mit dem nicht immer

91 1946 verkauft, bis heute bewohnt. Freundliche Information von Otto Bogenschütz.

92 Teilbild einer Ansichtskarte von Steinhofen im Besitz von Jörg Wahl (Bisingen).

93 Vgl. zur Biographie insbesondere StAS Ho 13 T1 Nr. 836.

94 StAS Ho 247 T1 Nr. 39. - Julius und Käthe Klink hatten die Wirtschaft im Jahre 1909 erworben.

95 StAS Ho 247 T1 Nr. 39 (Schreiben des Hechinger Landrats Schraermeyer an das Bezirksverwaltungsgericht
in Sigmaringen vom 9.5.1935).

96 StAS Ho 13 Tl Nr. 836.

97 Selbst der Hechinger Kreisleiter Dr. Johannsen attestierte Klink einen ihm eigenen Scharfblick und
sprach von seiner grossen Erfahrung in [sie!] Verkehr mit den Behörden. Vgl. Gemeindearchiv Steinhofen,
Nr. 561 (Stellungnahme zum Gnadengesuch Klink vom 5.1.1937).

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