Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 390
(PDF, 88 MB)
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Helmut Göggel

bestrebt, bereits im Vorfeld die protokollarischen Fragen beim Zusammentreffen der
beiden Persönlichkeiten abzuklären, hatte aber keinen Erfolg. Fürst Wilhelm nahm
schließlich an der Rathauseinweihung und der gleichzeitig stattfindenden Gefallenenehrung
nicht teil.24

Für Scherer begann eine schwierige Zeit, als das Gerücht aufkam, das Fürstenhaus
beabsichtige, von Sigmaringen wegzuziehen und die Hofkammer nach München zu
verlegen. Der Wegzug des fürstlichen Hofes hätte den wirtschaftlichen Ruin der Stadt
bedeutet. Bürgermeister Müller und die Gemeindevertretung wollten dem Fürsten die
Ehrenbürgerwürde verleihen, um ihn dadurch von einem eventuellen Fortgang von
Sigmaringen abzuhalten.25 Scherer seinerseits jedoch veranlasste den Bürgermeister, die
bereits in Aussicht gestellte Ehrenbürgerwürde wieder rückgängig zu machen, was
vom Fürstenhaus natürlich als Affront angesehen wurde.

Fürst Wilhelm starb am 22. Oktober 1927. Sein Nachfolger, Fürst Friedrich, versuchte
in verstärktem Maße, die Bedeutung des Fürstenhauses in der Öffentlichkeit zu
positionieren. Ein Beispiel: Bei der Fronleichnamsprozession 1929 beanspruchte er den
Platz unmittelbar hinter dem Allerheiligsten, obwohl seit Menschengedenken kein
Fürst an der Prozession teilgenommen hatte. In den vorhergehenden Jahren hatte auf
Bitten des Pfarrers der Regierungspräsident diesen Platz eingenommen. Scherer fühlte
sich, wie auch in anderen Fällen, von der Kirche im Stich gelassen und nahm daraufhin
an der Prozession nicht teil.26 Er bestand darauf und setzte es auch durch, dass im
dienstlichen Verkehr zwischen den preußischen Behörden und dem Fürsten dieser
nicht als Hoheit und Fürst, sondern als Herr Prinz von Hohenzollern oder als Friedrich
Prinz von Hohenzollern angeredet und angeschrieben wurde.27 Neben Fürstenhaus
und Kirche war auch ein Teil der Beamten mit Scherers Kurs nicht einverstanden.
So kam es, dass letzten Endes Scherer zum Verlierer wurde. Durch Ministerialerlass
vom 31. August 1931 wurde er in den einstweiligen Ruhestand und 1933 unter Berufung
auf das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums in den dauernden
Ruhestand versetzt.28 Sein Nachfolger, Ministerialdirektor Dr. Heinrich Brand, wurde
am 22. Februar 1933 ebenfalls aus seinem Amt entfernt.

24 Kallenberg, Sonderentwicklung (wie Anm. 17), S. 189.

25 Fritz Kallenberg: Alfons Scherer. In: Kallenberg, Hohenzollern (wie Anm. 17), S. 499-506, hier
S. 503: „Der Illoyalität gegen den neuen Staat, die in der Neutralität gegenüber seinen Gegnern liegt, war
sich Egon Müller nicht bewußt. Es muß ihm aber, bewußt gewesen sein, daß er seine ursprüngliche
Loyalität gegenüber dem Regierungspräsidenten nicht mehr wahrte und die Stadt in die Komplizenschaft
mit dem Fürsten führte".

26 Ebd., S. 503.

27 Kallenberg, Sonderentwicklung, (wie Anm. 17), S. 191.

28 Kallenberg, Alfons Scherer (wie Anm. 25), S. 504 f. „Aus den verfügbaren Quellen läßt sich keine
bündige Erklärung dafür geben, warum mit einem leitenden Beamten ... derart grob und rücksichtslos umgegangen
wurde".

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