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Egon Müller, Bürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Sigmaringen
gleitete, mit mir in Sigmaringen. Am 23.7.45 folgte in Anwesenheit des Landrats Dr.
Seifert vormittags 10 Uhr meine Berufung durch den Militär-Gouverneur Oberst Mou-
lin und im Anschluß daran durch den Landrat Dr. Seifert im kleinen Sitzungssaal des
Rathauses vor dem Stadtrat und den versammelten Beamten, Angestellten und Arbeitern
der Stadt die feierliche Einführung in das Amt. Gleichzeitig war damit verbunden
die Verabschiedung des komm. Bürgermeisters Maier.39
Das erste schriftliche Dokument in den Ratsprotokollen von 1945-1948 ist ein
Schreiben von Landrat Dr. Seifert an den Bürgermeister.40 Er schreibt, er habe die von
Müller vorgelegte Einheitsliste der demokratischen Bürgerschaft für die Ernennung einer
Gemeindevertretung dem Herrn Militär-Gouverneur vorgelegt. Dieser habe keine
Bedenken gegen die Berufung der in der Liste genannten Persönlichkeiten als Gemeindevertreter
:
Gemeindevorstand Egon Müller, Bürgermeister
Johannes Petry, Beigeordneter
Stadtrat: 6 Personen
Stadtvertretung: 16 Personen
Die Einführung und Verpflichtung der Stadtvertreter erfolgte in der Sitzung vom
31. August 1945 durch den Bürgermeister mittels Handschlag an Eides statt.
AUFGABEN IN DER NACHKRIEGSZEIT
Einige der vielen Aufgaben, die Müller nach seiner Rückkehr zu bewältigen hatte, werden
nachfolgend aufgeführt. Sie sollen die Situation in Sigmaringen gegen Ende des
Krieges und in den ersten Nachkriegsjahren veranschaulichen und in Erinnerung rufen
.41 Darüber hinaus bezieht sich der Verfasser auch auf die ausführliche Darstellung
von Otto H. Becker über die Situation in Sigmaringen gegen Kriegsende und in der ersten
Nachkriegszeit.42
Eines der größten Probleme, das Bürgermeister Müller nach seiner Rückkehr in Sigmaringen
vorfand, war die extreme Wohnungsnot. „Das strukturschwache und deshalb
von Bombardierungen weniger gefährdete Hohenzollernland und sein Regierungssitz
in Sigmaringen wurden im Verlauf des totalen Krieges zu einem bevorzugten Zufluchtsort
für die aus den zerbombten Städten flüchtenden Menschen."43
39 StAS Dep. 1 T12 Nr. 168, S.214 (Aktenfeststellung vom 19.3.1946 durch Egon Müller). - Anm. d.
Verf.: Sträßle wurde sofort nach dem Kriegsende abgelöst. Die Ernennung des Kronenwirts Traugott Maier
zum kommissarischen Bürgermeister am 22.4.1945 ist vermutlich dem Umstand zu verdanken, „dass er
sich bei den französischen Arbeitsdienstverpflichteten beliebt gemacht hatte" (Otto H. Becker: Kriegsende
und Besatzungszeit in Sigmaringen 1944/45. In: Edwin Ernst Weber [Red.]: Von der Diktatur zur
Besatzung. Das Kriegsende 1945 im Gebiet des heutigen Landkreises Sigmaringen. Sigmaringen 1995,
S. 31-56, hier S. 47 [nach Maximilian Schaitel: Tagebuch. Teill (StAS Sa 61/4), S. 65]).
40 StAS Dep. 1 T23 Nr. 6, eingelegtes Blatt S.E23/8 vom 23.8.1945.
41 Ebd.
42 Becker, Kriegsende (wie Anm. 39).
43 Ebd., S. 31.
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