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Egon Müller, Bürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Sigmaringen
Laut Verordnung der französischen Militärregierung vom 5. August 1946 sollten die
am 15. September gewählten Bürgermeister ihre Befugnisse ehrenamtlich wahrnehmen
.57 Deshalb trat Bürgermeister Müller ab 30. September 1946 als hauptamtlicher
Bürgermeister in den Ruhestand und versah ab 1. Oktober 1946 nunmehr das Amt als
ehrenamtlicher Bürgermeister.58
MÜLLER ALS MITBEGRÜNDER DES GEMEINDETAGS
WÜRTTEMBERG-HOHENZOLLERN
Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches galt es, demokratisch legitimierte neue
Formen der kommunalen Selbstverwaltung aufzubauen. Das hoch gesteckte Ziel war,
sämtliche Gemeinden des Landes von der Landeshauptstadt bis zur kleinen Landgemeinde
mit den Kreisverbänden zu einem Verband zu vereinigen.59 Aufgrund seiner
langjährigen kommunalpolitischen Erfahrungen war Müller einer der Ersten, der diesen
Gedanken in die öffentliche Diskussion brachte.
Die Schwäbische Zeitung berichtete im Juli 1947: Im Sitzungssaal des Landratsamtes
in Sigmaringen fand am vergangenen Freitag eine Dienstbesprechung der Bürgermeister
des Kreises Sigmaringen statt. Bürgermeister Müller, der als gewählter Vertreter
der Kreisgemeinden an der Gründungsversammlung des Gemeindetags Württemberg-
Hohenzollern teilgenommen hatte, empfahl den Gemeinden ihren Beitritt}0 In seinem
Rückblick auf die kommunalpolitische Arbeit Müllers sagte der erste Präsident des Gemeindetags
, Oberbürgermeister a.D. Hartmeyer, zwei Jahre später am 10. August 1949
über Müller: Bürgermeister Müller war einer der erfolgreichsten Förderer des Gedankens
der kommunalen Selbstverwaltung. Das veranlasste ihn, die Neugründung des
Gemeindetags mit allen Mitteln zu betreiben. Dabei vertrat er unentwegt den Gedanken
der Schaffung einer Einheitsorganisation für unser Land VIürttemberg-Hohenzollern
. In seiner Tätigkeit im Präsidium und im Vorstand des Gemeindetags hat er sich
auf er ordentlich verdient gemacht}1
Die erste Verbandstagung hatte am 28. Oktober 1947 in Sigmaringen stattgefunden.
Dazu die Schwäbische Zeitung: Die Tagung galt gleichzeitig als Ehrung für die Stadt
und ihr Oberhaupt Bürgermeister Müller, dessen Ruf als Verwaltungsfachmann weit
über die Grenzen Hohenzollerns hinaus gedrungen ist und von dem auch die Anregung
ausgegangen war, den Gemeindetag ins Leben zu rufen}2 Bei der zweiten Verbandsta-
57 Verordnung Nr. 53 des Commandant en Chef Francais en Allemagne vom 5.8.1946 über die Gemeindewahlen
in Württemberg, Hohenzollern und im Landkreis Lindau (Journal Offlciel du Commandement
en Chef Francais en Allemagne/Amtsblatt des französischen Oberkommandos in Deutschland Nr. 32 vom
10.8.1946, S. 275-277, hier S. 277).
58 StASDep.l T23 Nr. 7, S.217/218.
59 St AS WÜ 5 T1 Nr. 666.
60 Schwäbische Zeitung Nr. 58 vom 22.7.1947.
61 Kommunale Nachrichten des Gemeindetags Württemberg-Hohenzollern Nr. 11 vom 10.8.1949 (Sondernummer
), S. 100.
62 Schwäbische Zeitung Nr. 87 vom 31.10.1947.
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