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Egon Müller, Bürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Sigmaringen
NACHRUFE
Südkurier, 28. April 1949:
[...] Sein Tod, der sowohl in der Stadt als auch in ganz Hohenzollern tiefe Trauer auslöst
, reißt eine schwere Lücke auch in die Reihen der Politiker Südwestdeutschlands,
mit denen er gemeinsam und als wortführender Vertreter Hohenzollerns an der Vorbereitung
des Südweststaates gearbeitet hatte. Sein besonderes Verdienst lag hierbei
in den Bestrebungen, einen immerwährenden Ausgleich zwischen den gegensätzlichen
Auffassungen, vor allem in Südbaden und Südwürttemberg zu schaffen [...].86
Schwarzwälder Post, 29. April 1949:
Bürgermeister Müller war ein seit mehr als vier Jahrzehnten erfahrener Verwaltungsfachmann
, der es in zwei vollen und einer nun nicht mehr beendeten Amtsperiode
verstanden hat, an der Spitze der Verwaltung der Stadt Sigmaringen insbesondere
in den Stürmen der Zeit vor 1933 und wiederum nach dem Kriege gleichsam als
ruhender Pol und stets umsichtig ausgleichende Persönlichkeit im Widerstreit der
Meinungen und Zeitverhältnisse zu wirken [...]. Nach dem Zusammenbruch im Jahre
1945 folgte er sofort wieder dem Rufe seiner Stadt und übernahm abermals, diesmal
wiederum in einer Zeit schwerster Not und Bedrängnis, im Jahre 1945 das Amt
des Bürgermeisters. Seitdem hat er die Geschicke der Stadt mit sicherer Hand durch
alle Wechselfälle hindurch gesteuert und es durch Einsatz seiner hervorragenden persönlichen
Eigenschaften verstanden, das Verhältnis zur Besatzungsmacht ersprießlich
zu gestalten [...].87
Schwäbisches Tagblatt, 30. April 1949:
Auf dem Rathaus der Stadt Sigmaringen ist die Fahne in den Stadtfarben auf Halbmast
gesetzt. In tiefer Bestürzung haben alle in Stadt und Land die Nachricht vom
Hinscheiden des im Vordergrund des öffentlichen Lebens stehenden Mannes, Bürgermeister
Egon Müller, vernommen.
[...] Glücklich steuerte er die Stadt durch die kritischen Nachkriegs jähre. [...] Im Jahre
1933 lief die zwölfjährige erste Amtszeit ab. Die Wiederwahl wäre eine Selbstverständlichkeit
gewesen, wenn nicht die danach beginnende Besetzung der leitenden
Posten durch linientreue Parteileute des Dritten Reiches seine Entfernung verlangt
hätte. Das Ansehen und die Beliebtheit des Sigmaringer Bürgermeisters waren jedoch
so unbestritten, daß man nicht um einen ehrenvollen Abschied herum kam und sein
präsumptiver Nachfolger keine Hemmungen empfand, ihm die glückliche Lösung
schwieriger Aufgaben dankbar zu bescheinigen. [...] Die naheliegende Frage, warum
denn ein solch hochverdienter Mann aus seinem Amt gedrängt wurde, konnte damals
nicht öffentlich gestellt werdend
86 StASDep.l T6-7Nr.lO.
87 StASDep.l T6-7Nr. 10.
88 StASNl/53Nr.53.
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