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Neues Schrifttum
tersuchen, nicht einfach anzunehmen.") deutlich: Dem Buch fehlt der Feinschliff.
Schließlich ist auf die postulierte Absicht des Werks zu sprechen zu kommen: Nach
Auskunft von Titel und Einleitung (siehe oben) soll ein Verzeichnis und eine Beschreibung
der Geschichtskultur geboten werden. Eine solche Beschreibung, worunter
man doch wohl die Auswertung der im Verzeichnis gesammelten Informationen mit
dem Ziel der Beantwortung der Forschungsfrage verstehen darf, wird aber nicht geleistet
, denn das Buch endet nach dem Katalog. Insofern eignet ihm eher der Charakter
einer Vorstudie, die vor allem auf Bedürfnisse und Gewohnheiten des Autors zugeschnitten
ist und der die Hauptarbeit noch zu folgen hat.
Tübingen Yvonne Arras
Corinna Müller: Um Kopf und Kragen. Historische Kriminalfälle der Frühen Neuzeit
im heutigen Württemberg. Heidelberg u. a.: Verlag Regionalkultur 2012,214 S., zahlreiche
Abb.
Verf. in, in ihrer aktiven Zeit Polizistin, hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen
gemacht mit Veröffentlichungen zur südwestdeutschen Kriminalgeschichte der
Frühen Neuzeit (unter anderem auch in der Zeitschrift „Schönes Schwaben"). Zu diesem
Komplex gehört auch das vorliegende Buch, in welchem zehn Kriminalfälle erzählt
werden. Um es gleich vorweg zu nehmen: Was Verf. in hier bietet, ist Tobak der aller-
stärksten Sorte, und nicht jedermann wird sich diese kleinen und im Übrigen ausnehmend
gut erzählten und leicht verständlich geschriebenen Geschichten als Bettlektüre
zu Gemüte führen wollen. Es geht um die in der damaligen Zeit schlimmsten Delikte
(wie Kindsmord, Inzest oder Verkehr mit Tieren). Die Hinrichtungsarten sind entsprechend
monströs: nicht nur Köpfen, sondern auch Ertränken oder Verbrennen auf
dem Scheiterhaufen. Dabei breitet Verf. in ein ungemein weit gefächertes Detailwissen
aus über Sitten und Gebräuche, über Herrschaftsverhältnisse und lokale Amtsträger,
über die jeweilige Rechtslage und die juristischen Vorgehensweisen. Wenn sie sich dabei
nicht immer auf dem neuesten Stand der Wissenschaft befindet und wenn sie kaum
einmal ihre Quellen angibt, so wird dies den fachlich nicht vorgebildeten Leser wohl
nicht weiter stören. Dieser wird allerdings eine stabile Psyche brauchen, wenn er all
diese Abscheulichkeiten bis zur letzten Seite ertragen will. Um ganz ehrlich zu sein:
Der Rezensent hat dies nicht geschafft. Über die erste Hälfte ist er nicht hinausgekommen
.
Albstadt Peter Thaddäus Lang
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