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Neues Schrifttum
Wie in dieser Epoche der Kunstgeschichte nicht anders zu erwarten, bleiben viele
vorgestellte Werke anonym. Von 17 in der Kunsthalle vertretenen Künstlern aus dem
Wirkungsraum des Oberrheins sind 13 unidentifiziert und müssen sich mit Notnamen
wie „Meister der Gewandstudien" oder „Meister der Karlsruher Passion" begnügen.
Unter den Schwaben erscheint an prominenter Stelle der „Meister von Meßkirch"
(S. 476 ff.). Dass Verf. auch diesem seinen Notnamen belässt, ehrt Moraht-Fromm, denn
sie selbst hatte in ihrem grundlegenden Werk über den Meister von Meßkirch diesen
nachdrücklich mit Joseph Maler alias Joseph Weiß von Balingen (1488-1565) identifiziert
. Sie wiederholt diese Identifizierung auch hier in der Künstlerkurzbiographie, ohne
sich allerdings mit zwischenzeitlich geäußerten kritischen Einwänden auseinanderzusetzen
(vgl. Wiemann, Fürstenbergsammlungen Donaueschingen 2002, S. 62f.;
Bumiller, Geschichte der Schwäbischen Alb 2008, S. 156-159, Kat. Mäzene Sammler
Chronisten 2012, S.295).
„Das Erbe der Markgrafen" mit seinen qualitativ hochwertigen Farbabbildungen
dürfte für die Kunsthalle Karlsruhe auf Jahrzehnte hinaus gültiger Bestandskatalog
bleiben. Für den interessierten Laien ist das Werk ein faszinierendes und spannendes
„Bilderbuch" und zugleich Führer durch die süddeutsche Kunstgeschichte der Zeitenwende
um 1500. Für das Fachpublikum wird es zur unumgänglichen Grundlage und
zum Ausgangspunkt künftiger wissenschaftlicher Auseinandersetzung mit einzelnen
Werken oder Meistern.
Bollschweil Casimir Bumiller
Irmgard Ch. Becker (Hg.): Die Stadt als Kommunikationsraum. Reden, Schreiben und
Schauen in Großstädten des Mittelalters und der Neuzeit. Ostfildern: Jan Thorbecke
Verlag 2011,214 S., zahlreiche Abb. (Stadt in der Geschichte, Veröffentlichungen des
Südwestdeutschen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung, Bd. 36)
Der Südwestdeutsche Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung hält seit 1961 jährliche
Tagungen ab, deren Erträge seit 1965 im Druck erscheinen. Zunächst zeichnete für
die Reihe die Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg verantwortlich
, ab 1977 erschien sie dann in eigener Regie des Arbeitskreises mit dem Titel
„Stadt in der Geschichte". Hier ist nun der 36. Band vorzustellen, der die Referate
der 48. Arbeitstagung in Saarbrücken im November 2009 wiedergibt.
Die zehn Beiträge des Bandes sind in drei Gruppen eingeteilt, deren erste „Die Stadt
als Bühne" betitelt ist und drei Beiträge enthält. Der erste davon besteht aus einem Literaturüberblick
(Clemens Zimmermann), wobei es wohl von der Thematik her sicherlich
besser gewesen wäre, diesen Text dem Corpus der drei Gruppen voranzustellen
. Die anderen beiden Aufsätze widmen sich den kaiserlichen Einzügen im Reich
{Hanriet Rudolph) und der Bedeutung des Druckereiwesens in London während des
17. Jahrhunderts {Andre Krisch er). Letzterer überfrachtet seinen Text mit Latinismen,
was die Lektüre zu einer unangenehmen Quälerei werden lässt. Dazu eine kleine Textprobe
(S. 59): „Die Medialität, Symbolizität und Bedeutsamkeit von Sprechakten,von
Kleidung, Gesten, Insignien und Räumen wurde erst in der Interaktion performativ
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