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Neues Schrifttum
Abschied des Städtetags in Biberach vom 28. September 1530 (Stadtarchiv Ravensburg
147a/2) beigegeben (S. 137f.). Für Dorothea A. Christ - sie beleuchtet die eidgenössischen
Bündnisse - war die spätmittelalterliche Eidgenossenschaft eine „Konflikt- und
Kooperationsgemeinschaft" (S. 158). Von besonderer Bedeutung für das frühneuzeitliche
Konzept des „Landes Schwaben" (das ja weit größer war als die heutige bayerische
Region) sind die Ausführungen von Wolfgang Scheffknecht zur Reichsgrafschaft Ho-
henems in der Frühen Neuzeit, ein „Außenposten" des „Schwäbischen Kreises". Man
erfährt viel über die Kontakte der Hohenemser zur schwäbischen Ritterschaft, zu den
Kreiskonventen und den Grafentagen. Die Studie von Sabine UIlmann (Friedenssicherung
als Kommunikationsereignis: Zur Arbeitswese des Reichshofrats unter Kaiser
Maximilian II.) nimmt sich den Konflikt zwischen den Grafen von Oettingen und der
Reichsstadt Nördlingen vor. 1572 wurde ein Kommissionsverfahren des Reichshofrats
eingesetzt. Vergleichsweise ausführlich wird man über die Zeugenverhöre unterrichtet
(S. 218-225).
Wirtschaftsgeschichtliche Arbeiten versammelt Teil III. Da Memmingen eine Niederlassung
des Hospitalordens von Santo Spirito in Sassia beherbergte, schildert Gisela
Drossbach das Geldtransfer-Netz dieses Ordens. Detailliert wendet sich Andreas
Meyer der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft in der Region zu, die man seiner
Meinung nach eher nach den Humpis benennen sollte (S. 260). Besonders wertvoll ist
die umfangreiche prosopographische Zusammenstellung zu den nicht aus Ravensburg
stammenden Gesellen der Humpisgesellschaft (S. 266-304). Hier bedauert man das
Fehlen eines Registers besonders! Oberdeutsche Handelshäuser um 1500 und die
Kommunikation zwischen ihren Faktoreien sind der Gegenstand von Mark Häberlein.
Dagegen bearbeitet Reinhold Reith ein handwerksgeschichtliches Thema: die Gesellenmigration
des Augsburger Handwerks im 17. und 18. Jahrhundert.
Um „Gesellschaftliche Gruppen und regionale Kommunikation" soll es in Teil IV
gehen. Eher ein Beitrag zur Militär- als zur Kommunikationsgeschichte ist, was Reinhard
Baumann anhand der Musterungslisten der Friaul-Armee von 1514 herausfindet.
Die Integration der ethnischen Minderheit der Savoyarden in Augsburg, Freiburg und
Konstanz in der frühen Neuzeit untersucht Martin Zürn. Er behandelt auch die Vorurteile
gegen die „Welschen", was man in der „Flüchtlingskrise" des Jahres 2015 mit
besonderem Interesse liest. „Schwabseits" (also westlich des Lechs), auf seinem Schloss
Hurlach schrieb Freiherr Sebastian von Pemler von Hurlach und Leutstetten (1718-
1772) Tagebücher, die Barbara Kink unter dem Aspekt adeliger Kommunikationspraktiken
vorstellt („Eine Gesellschaft auf dem Lande, oder: Von der Notwendigkeit
im Gespräch zu bleiben"). Wenn Pemler Ostwinde als „Bayerwinde" und die Himmelrichtung
Osten mit „bayerseits" oder „bayerwärts" umschreibt (S. 437), wird klar,
welchen Stellenwert die uralte „Stammesgrenze" im Alltag nach wie vor besaß.
Mögen auch einige wenige Beiträge eher lose mit dem Oberthema in Verbindung
stehen, so sind doch die Vielfalt der Perspektiven und das Niveau der Aufsätze positiv
hervorzuheben.
Neuss Klaus Graf
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