Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 426
(PDF, 88 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0434
Neues Schrifttum

Peter Eitel: Geschichte Oberschwabens im 19. und 20. Jahrhundert. Bd. 2: Oberschwaben
im Kaiserreich (1870-1918). Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag 2015. 360 S., mit
zahlr., meist farbigen Abb.

Der Autor legt bei seiner Erkundung Oberschwabens von 1870 bis 1918 ein fast gleiches
Raster wie im ersten Band zugrunde: weit gespannt und sehr detailliert. Peter Eitel
nimmt nicht nur die großen Veränderungen in den Blick, sondern liefert einen ausbalancierten
Querschnitt aller Lebensbereiche.

Die auffälligste Veränderung dieser Jahre besteht darin, dass die Industrialisierung
jetzt auch in Oberschwaben Fahrt aufnimmt, insbesondere in den Oberämtern Biberach
und Ravensburg, später vor allem in Friedrichshafen. Dennoch bleibt Oberschwaben
ein deutlich agrarisch geprägtes Land. Große Veränderungen gibt es allerdings auch
in der Landwirtschaft. Der Getreideanbau geht stark zurück, an seine Stelle tritt die
Milchwirtschaft. Grund sind die großen Importmengen an Weizen aus den USA, Ungarn
, Rumänien und Russland, ermöglicht durch neue Eisenbahnlinien in Oberschwaben
. Diese fördern aber zugleich den Vertrieb der jetzt notwendigen Butter- und Käseexporte
und ermöglichen einen ganz neuen Wirtschaftszweig: den Tourismus ins
Allgäu und an den Bodensee. Die moderne, uns vertraute Wirtschaftsstruktur des
Oberlands bildet sich in diesen Jahren heraus.

Wo immer möglich, belegt Eitel seine Darstellung mit Zahlen, die jetzt in neuer Fülle
zur Verfügung stehen: durch Statistiken von Ämtern und Gewerbevereinen usw.
Sozialgeschichtliche Perlen sind die Statistiken zu den Guthaben der ärmeren Volksschichten
bei den Sparkassen in Württemberg und Oberschwaben. Sie sind zum Teil
sogar nach Berufen (Knechte/Mägde/Tagelöhner/Arbeiter/Arbeiterinnen/Dienstmädchen
) gegliedert (S. 138ff.). Dazu kommen Berichte von Lehrern und Pfarrern aus
ihrem jeweiligen Sprengel. Damit kann Eitel vor allem die erheblichen lokalen und regionalen
Unterschiede von Ort zu Ort, von Oberamt zu Oberamt beleuchten, die ihm
wichtig sind. Jedes Oberamt wird im Industrialisierungsgrad durch Zahlen charakterisiert
, seien es die industriellen Antriebskräfte in PS-Zahlen, seien es die Zahlen der Arbeitskräfte
(wo möglich noch untergliedert in weibliche und männliche) (S. 114f.). Vor
allem aber ist ihm am Vergleich mit dem übrigen Land gelegen; fast immer sind
Vergleichszahlen mit Württemberg zur Hand. Wo Zahlen fehlen, ist man als Leser
überrascht. Wenn der ab 1890 stark fallende Getreidepreis „vielen oberschwäbischen
Bauern zum Verhängnis wurde" (S. 130), dann wüsste man gerne Näheres über die
Opfer.

Überdies redet er bei jeder Neuentwicklung sozusagen im Singular: Er nennt jede
einzelne Firma, jeden neuen Gewerbeverein, jede Sparkasse, jeden Hilfsverein, jede Bibliothek
usw. mit Namen, Sitz und Gründungsdatum. Dieses Streben nach Präzision
gilt nicht nur für die Darstellung der allmählichen Industrialisierung, sondern auch von
Landwirtschaft, Handel und Verkehr ebenso wie bei den Kapiteln zur politischen Kultur
und beim Thema Kirchen und Konfessionen. Ein Glanzstück in Bezug auf Faktenreichtum
ist nicht zuletzt das Kapitel „Soziale Fürsorge und Gesundheitswesen", das
u.a. die Veränderungen durch die Bismarck'sche Sozialgesetzgebung auf lokaler Ebene
in Oberschwaben exakt darlegt. Alles in allem eine ungeheure Datensammlung und
eine gewaltige Arbeitsleistung.

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