Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 435
(PDF, 88 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2015-16/0443
Neues Schrifttum

Wolf gang Proske (Hg.): Täter, Helfer, Trittbrettfahrer. NS-Belastete aus Oberschwaben.
Bd. 4. Gerstetten: Kugelb er g-Verlag 2015, 317 S., zahlr. Abb.

Nach drei Bänden zur Ostalb, dem Ulmer Raum und Ostwürttemberg hat die vom Sozialwissenschaftler
Wolf gang Proske initiierte und getragene NS-Täter-Forschung jetzt
auch Oberschwaben und Hohenzollern erreicht. Elf Autoren leuchten im vierten Band
der Reihe „Täter, Helfer, Trittbrettfahrer" die Biografien von insgesamt 19 „NS-Belasteten
" aus der Region aus, die der nationalsozialistischen Gewalt- und Unrechtsherrschaft
in den unterschiedlichsten Positionen, vom Richter und Einsatzgruppenleiter in
den besetzten Ostgebieten über den Kreisleiter und NS-Funktionär vor Ort bis hin
zum vermeintlich unpolitischen Verwaltungsbeamten, gedient und in unterschiedlichem
Maß Schuld am braunen Zivilisationsbruch auf sich geladen hatten. Das verbindende
Element der 19 vorgestellten, durchweg männlichen NS-Belasteten besteht neben
ihrer braunen Verstrickung in Oberschwaben als Herkunfts- oder Tätigkeitsfeld.

Etwas eigenwillig erscheint die Eingrenzung des Untersuchungsraums, der die
Landkreise Biberach und Ravensburg, den Altkreis Ehingen, den Landkreis Sigmaringen
unter Ausklammerung der ehemals badischen Gebiete und überraschenderweise
auch die ehemals hohenzollerischen Anteile des Zollernalbkreises umfasst, während
der Bodenseekreis nicht berücksichtigt wird und einem weiteren Band zum Bodenseeraum
vorbehalten bleibt. Die abgehandelten Biografien verteilen sich auffallend ungleichgewichtig
auf die erwähnten Landkreise: Elf der vorgestellten NS-Belasteten
stammen aus dem Landkreis Ravensburg, fünf aus dem Landkreis Biberach und jeweils
einer aus den drei anderen Kreisen. Dies hat seinen Grund allerdings mitnichten in einer
stärkeren NS-Resistenz etwa Hohenzollerns, sondern ist ausschließlich den vor
Ort zur Verfügung stehenden Autoren geschuldet.

Die Täter, Helfer und Trittbrettfahrer aus Oberschwaben und Hohenzollern lassen
sich im Wesentlichen in zwei Gruppen einteilen: Da sind zum einen die „Alten Kämpfer
" und NS-Funktionäre vor Ort, die zumeist schon vor 1933 zur Hitler-Bewegung
stießen und sich maßgeblich für den Aufstieg des Nationalsozialismus in den bis zur
März-Wahl 1933 von der Zentrumspartei dominierten katholisch-ländlichen Gebieten
zwischen Alb und Bodensee einsetzten. Gemeinsam ist den meisten NS-Repräsentan-
ten in den Dörfern und Städten des Oberlandes eine Härte und Unerbittlichkeit in der
Bekämpfung und Maßregelung von Gegnern und nicht linientreuen „Volksgenossen",
gleich ob es sich dabei um in das KZ Heuberg verschickte politisch Andersdenkende
oder aber um Frauen handelte, die für tatsächliche oder auch nur vermeintliche Liebesverhältnisse
mit ausländischen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen mit öffentlicher
Haarschur und Haft bestraft wurden.

Die zweite Gruppe umfasst aus Oberschwaben hervorgegangene NS-Täter, die als
Richter, Verwaltungsbeamte oder Polizisten direkt oder mittelbar an den nationalsozialistischen
Gewalttaten und Menschheitsverbrechen in den eroberten Ostgebieten
und auf dem Balkan beteiligt waren. Hier finden sich der Ravensburger Richter Dr.
Hermann Bohnacker, der im juristischen „Einsatz im Volkstumskampf" in Kutno und
sodann Lodz drakonische Strafen nach der diskriminierenden Polenstrafrechtsverord-
nung selbst für Bagatellvergehen verhängte, oder auch der SD-Offizier Eugen Steimle,
der 1941-43 als Leiter von Einsatzgruppen an Massenmorden beteiligt war und nach

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