Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
51/52(136/137).2015/16
Seite: 437
(PDF, 88 MB)
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Neues Schrifttum

öffentlichen Reaktionen auf den Beitrag zu Oskar Farny zeigen, bleibt seine Bewertung
gerade auch im Allgäu bis in die Gegenwart höchst strittig.

Trotz einer gewissen Zufälligkeit bei den berücksichtigten Biographien, für die es jeweils
einen Autor zu rinden galt, stellt der Band einen wichtigen Beitrag zur Erforschung
der NS-Geschichte in Oberschwaben dar. Zeichnet sich die wissenschaftliche
wie heimatkundliche Aufarbeitung der NS-Zeit in ihren lokalen und regionalen Dimensionen
zwischen Alb und Bodensee insgesamt durch eine auffallende Verspätung
und nach wie vor bestehende große Lücken aus, so steht, im Unterschied zur in den
letzten Jahrzehnten geleisteten Würdigung der Opfer und Gegner, die Täter-Forschung
im Oberland noch ganz am Anfang. Bereits jetzt lässt sich indessen sagen, dass das lange
verbreitete „Bild vom naziresistenten Oberschwaben" eine Mär ist, sich tatsächlich
bereits in den 1920er-Jahren erhebliche nazistische Aktivitäten nachweisen lassen und
ab 1933 „eine eher problemlose Gleichschaltung" auch der bisherigen Zentrums-Hochburg
erfolgte (S. 8).

Diese nüchternen Befunde lassen sich auch auf Hohenzollern übertragen. Abgesehen
von neueren Forschungen zur Judenverfolgung in Hechingen, Haigerloch und zuletzt
in Sigmaringen, zum „Ausländereinsatz" in Hechingen sowie im Hüttenwerk
Laucherthal, zu den „Euthanasie"-Morden an 90 Psychiatrie-Patienten des Sigmaringer
Fürst-Carl-Landeskrankenhauses und zum mörderischen Einsatz von KZ-Häftlingen
beim Ölschiefer-Projekt „Wüste" 1944/45 ist die Geschichte des Dritten Reiches in
Hohenzollern noch weithin das bereits 1996 von Fritz Kallenberg konstatierte „unbestellte
Feld" geblieben. Zumindest für Hohenzollern vermag an dieser betrüblichen
Forschungslage auch der „Täter"-Band mit lediglich zwei hohenzollerischen Biogra-
fien wenig zu ändern. Während der „Alte Kämpfer" Vinzenz Stehle aus Bittelbronn in
der Tat eine Schlüsselfigur beim Aufstieg der NSDAP im hohenzollerischen Unterland
bis 1933 ist und als Multifunktionär dem Regime bis zum bitteren Ende die Treue hält,
ist beim Sigmaringer Landesverwaltungsrat Dr. Konrad Haug abgesehen von der Mitgliedschaft
in Partei und weiteren NS-Organisationen die Rolle bei der Durchsetzung
der NS-Herrschaft vor Ort und zumal bei den im Beitrag angeführten Behinderten-
Deportationen deutlich nachrangig. Willfährige Helfer bei der Auslese und dem Abtransport
der Psychiatrie-Patienten in den Tod sind neben den Ärzten des Krankenhauses
vor allem die Regierungs-Beamten von Reden und Berger sowie Kreisleiter Karl
Maier. Die Erforschung dieser und weiterer NS-Täter in Partei, Verwaltung und Polizei
in Hohenzollern und insbesondere in der Regierungs- und Behördenstadt Sigmaringen
bleibt ein dringendes Desiderat der Landes- und Ortsgeschichte.

Inzigkofen Edwin Ernst Weber

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