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Neues Schrifttum
Ferne. Und das Konzentrationslager bestand trotz Verlust des geografischen Ortes in
seinen Außenlagern weiter. Die Dienststellen wurden auf mehrere Orte verteilt. Ostlich
des Rheins gab es nach Aufgabe des Hauptlagers noch 38 Außenlager, in denen etwa
20 000 Häftlinge nach Aufgabe des Hauptlagers neu registriert wurden - viele von
ihnen sollten, auch im Zuge der sogenannten „Todesmärsche", noch sterben. Erst die
Kapitulation im Mai 1945 beendete endgültig die Geschichte des Konzentrationslagers
Natzweiler- Struthof.
Zwischen 1944 und 1946 und anschließend bis 1949 diente Natzweiler als Internie-
rungslager für die politischen Gefangenen des französischen Staats und als Gefängnis.
Im Anschluss daran wurde Natzweiler als Gedenkstätte ausgebaut.
Der reich bebilderte Ausstellungskatalog wechselt zwischen der Geschichte des
Hauptlagers, seiner Nebenlager und des mit Karten illustrierten Kriegsverlaufs. Im
Zentrum stehen 20 Kurzportraits einzelner Häftlinge oder ganzer Häftlingsgruppen.
Dagegen sind verschiedene Aspekte der komplexen Geschichte Natzweilers und seiner
Außenlager, die Einbindung in den historischen Gesamtzusammenhang des Konzentrationslagersystems
und in den militärisch-industriellen Komplex der nationalsozialistischen
Kriegswirtschaft bis hin zu den Todesmärschen etwas zu kurz gekommen.
Dazu passt auch das Fehlen einer Bibliographie, die zumindest die bisher erschienenen
zentralen Arbeiten benennt.
Unter dem Bemühen der Katalogmacher, möglichst viele Informationen im Ausstellungsführer
unterzubringen, leidet in einigen Fällen die Lesbarkeit - vor allem Karten
sind teilweise mit zu vielen Hinweisen überfrachtet und die Bilduntertitel sind sehr
klein ausgefallen. Dennoch - der Katalog ist eine gut gemachte Einführung in die komplexe
Geschichte des einzigen Konzentrationslagers auf französischem Boden und
zeigt eindrucksvoll einen Überblick über die zahlreichen Spuren, die Natzweiler in vielen
Orten Südwestdeutschlands hinterlassen hat.
Balingen Michael Walther
Frank Raherg (Bearb.): Die Protokolle der Regierung von Württemberg-Hohenzol-
lern. Zweiter Band: Das Kabinett Bock 1947-1948. Hg. von der Kommission für geschichtliche
Landeskunde. Stuttgart: Kohlhammer 2008, 101 S. Einleitung und
Ubersichten, 494 S. Text und Register.
Die Interessierten haben lange auf diesen Band warten müssen, immer wieder wurde
das angekündigte Erscheinungsdatum hinausgeschoben. Frank Raherg präsentiert erneut
eine umfangreiche Einleitung, die umfassend auch über die Organisation und personelle
Besetzung der Staatskanzlei und der Ministerien informiert.
Die thematische Breite dieser Kabinettsprotokolle ist denkbar groß: lokale Ereignisse
wie eine Brückeneinweihung in Scheer kommen ebenso vor wie die „große
Politik" (Währungsreform, die geplante Neugliederung der Länder der westlichen Besatzungszonen
, die ersten Ansätze für den Südweststaat, die Entstehung der Bundesrepublik
). Vor allem aber dominieren zwei Themen die Sitzungen: die Notlage des Landes
und das Verhältnis zur französischen Besatzungsmacht. Durch die Armut dieser
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